ruf Jugendreisen hofft auf den Sommer

Die Reisebranche ist schwer getroffen von der Corona-Krise. Kristina Oehler von ruf Jugendreisen aus Bielefeld erklärt, wie sie mutig durch diese Phase gehen und wie der diesjährige Sommerurlaub aussehen könnte.

01.05.2020 | 04.05.2020, 11:42

Den Blick aufs Meer und Sand unter den Füßen – das ist die Urlaubssehnsucht von Kristina Oehler, die im Moment wahrscheinlich sehr viele Menschen nachvollziehen können. Doch für sie ist das Thema Urlaub nicht nur ein privates, als geschäftsführende Gesellschafterin von ruf Jugendreisen in Bielefeld wartet sie auch in beruflicher Hinsicht dringend auf eine Perspektive, wenn es ums Verreisen geht.

Alle Osterreisen mussten abgesagt werden, „aber im Sommer muss es weitergehen, damit haben wir uns die ganze Zeit über Mut gemacht", sagt sie. Die rund 80 Mitarbeiter, die sich in Kurzarbeit befinden, scharrten mit den Hufen und wollten lieber heute als morgen neue, der Situation angepasste Angebote für die Ferien vorbereiten. Wie die in diesem Jahr aussehen könnten, dafür gibt es trotz noch fehlender gesetzlicher Grundlage bei ruf schon viele Ideen.

Jugendliche sehnten sich nach Sommerperspektive

„Es wird wohl nicht das Jahr der Fernreisen werden, an die man sich ein Leben lang erinnert. Aber wir tun alles, um eine Auszeit zu ermöglichen, um die Seele baumeln zu lassen." Denn auch die Jugendlichen befänden sich derzeit in einem absoluten Ausnahmesetting und sehnten sich nach einer Sommerperspektive. „Jeder hat mal pubertiert und weiß, wie nervig Eltern sein können", sagt Kristina Oehler und lacht.

Neben der teils beengten Situation zu Hause komme noch dazu, dass viele Eltern ihren gesamten Urlaubsanspruch bereits verbraucht hätten, um die Betreuung überhaupt gewährleisten zu können. Noch ein Grund mehr, dass jeder mal ein bisschen Zeit für sich bekommen sollte. „Bei Inlandszielen ist zum Beispiel eine Selbstanreise möglich." Eltern könnten ihre Kinder dann einfach mit dem Auto bringen.

Es fehlt noch die politische Unterstützung

Außerdem prüfe das Unternehmen die Machbarkeit von Busreisen, bei dem nach dem Beispiel der Deutschen Bahn einfach ein paar Plätze frei bleiben würden. Essen könnten die Jugendlichen in Schichten und zum Besuch einer überfüllten Disko gebe es viele Alternativen wie Sportangebote am Strand, die auch mit Abstand Spaß machten. Zwar alles anders – aber alles besser als gar nichts. Doch was weiterhin fehlt, ist die politische Unterstützung für diese sommerlichen Aussichten.

„Ich finde die Beschränkungen zur Eindämmung des Corona-Virus absolut richtig. Doch mir fehlt die Diskussion um mögliche Alternativen, wie man da wieder rauskommt und beispielsweise auf verträglichem Wege eine Herdenimmunität erreichen kann", sagt sie und verweist auf das Beispiel Schwedens. Auch sieht sie die Reisebranche derzeit in eine Ecke gedrängt, die sie als „nicht fair" empfindet und „als etwas, das die Welt nicht braucht" beschreibt. „Gerade für Jugendliche ist es wichtig, andere Länder, die Menschen und die Sprachen kennenzulernen. Das ist ein Beitrag zur internationalen Verständigung und schützt nicht zuletzt vor Populismus."

Bei ruf bleiben auch trotz Home-Office und Kurzarbeit in Kontakt

Dass viele Grenzen im Moment dicht sind und derzeit viele Grundrechte beschnitten sind, bereitet ihr Sorge. „Das darf man nicht einfach so akzeptieren. Gerade ein Blick in die Geschichte zeigt, wie wichtig offene Grenzen und ein offenes Weltverständnis für ein faires Miteinander sind."

Die Zeit, bis es in der Reisebranche auch offiziell weitergeht, versucht das Team so gut wie möglich zu überbrücken. Zum Beispiel, in dem sich alle, die Lust dazu haben, jeden Abend virtuell zu einem Feierabendbier treffen können. ruf sei es wichtig, dass auch in Homeoffice- und Kurzarbeitszeiten alle in Kontakt bleiben könnten. „Wir versuchen, auf jeden Einzelnen aufzupassen."

"Wir werden das schaffen"

Oehler arbeitet seit mehr als 20 Jahren im Unternehmen. „Ich bin ein echtes ruf-Eigengewächs" sagt sie und lacht. Schon während ihres BWL- und Tourismusstudiums habe sie als „Teamerin" Reisen begleitet und später die Chance bekommen, als Werkstudentin im Unternehmen weiterzuarbeiten. „Es wurde jemand gesucht, der Französisch spricht." Sie habe „immer die Chance bekommen, neue Aufgaben und neue Verantwortung zu übernehmen". Auch, wenn sie als Mittelständler über die Kurzarbeit hinaus keine staatlichen Hilfen bekommen, ist die 44-Jährige ungebrochen optimistisch. „Wir haben ein tolles Team, das für alle Höhen und Tiefen aufgestellt ist – und wir werden das schaffen."

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