Umstellung der Produktion: Hunter produziert nun auch Masken

Der Hundezubehör-Hersteller will in der Krise mit gutem Beispiel vorangehen und hat einen Teil seiner Bielefelder Manufaktur umgestellt. Dort fertigen nun elf Mitarbeiter Stoffmasken.

Neue Produkte: Hunter hat bewiesen, dass das Unternehmen nicht nur Leinen und Halsbänder produzieren kann, sondern auch Stoffmasken. | © Hunter

Julia Fahl
01.05.2020 | 04.05.2020, 11:35

Keine Frage, der Anblick ist noch ungewohnt. Verdecken die Masken doch nicht nur Mund und Nase, sondern gleich einen Großteil unserer Gesichter – und damit auch unsere Mimik. Aber das muss in diesen Zeiten egal sein. Mundschutzmasken sind zu einem wichtigen Accessoire geworden und werden gebraucht. Je mehr das öffentliche Leben wieder hochgefahren wird, desto dringender. Das dachte sich auch Hundezubehör-Hersteller Hunter.

„Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen – und einen außerordentlichen solidarischen Zusammenhalt", sagt Lukas Tenge, seit September 2019 Manager für „Digital Business und Transformation" in dem Familienunternehmen und eigentlich für die Digitalisierung verantwortlich. Doch dann kam Corona. Und stellte Lukas Tenge samt Kollegen erst einmal vor ganz andere, analoge Herausforderungen: Masken müssen her!

"Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen und Solidarität und Verantwortungsbewusstsein vorleben"

Nachdem Mediziner und Virologen empfohlen haben, einfache Mund-und-Nasen-Masken im öffentlichen Raum zu tragen, um die Verbreitung des Virus weiter einzudämmen, nahm Lukas Tenge Kontakt mit Chefärzten und Praxisärzten in OWL auf und suchte mit ihnen nach kurzfristigen Unterstützungsmöglichkeiten. Die Motivation ist klar: „Gesamtgesellschaftlich stehen wir vor einer großen Herausforderung. Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen und Solidarität und Verantwortungsbewusstsein vorleben."

Auch wenn das bedeutet, bekannte Pfade zu verlassen. Hunter stellte kurzerhand die eigene Manufaktur im Bielefelder Osten um. Dort, wo sonst ein großer Teil der 4.500 Artikel für Hund, Katze, Herrchen und Frauchen in Handarbeit produziert und in mehr als 80 Länder exportiert wird, werden nun auch einfache Mund-und-Nasen-Masken aus einem Baumwoll-Polyester-Mischgewebe genäht.

Experten halfen bei der Suche nach der geeigneten Form

Wahlweise bedecken sie den unteren Teil des Gesichts mit einem grün-weiß-gestreiften, grauem Vliesstoff oder einem taupefarbenen, in Falten genähten Stoff. „Wir haben uns bewusst für eine gefaltete Lamellenform entschieden, weil diese auch im medizinischen Umfeld verwendet wird", erklärt Tenge. Außerdem passten sich die Masken so ideal jeder Gesichtsform und Kopfgröße an.

Die optimale Form war also auch dank Expertenhilfe schnell gefunden. Doch wie schafft es ein Unternehmen, in kurzer Zeit seine Produktion von unter anderem Leinen und Halsbändern umzustellen? Lukas Tenge zählt die Unternehmensstärken auf, die es möglich gemacht haben: Seit Beginn an leiste das Unternehmen textile Handarbeit, es habe eine eigene Manufaktur vor Ort, eine agile Arbeitsweise und kurze Kommunikationswege. „Dadurch sind wir in der Lage, unsere Produktionsprozesse kurzfristig auf neue Produkte auch außerhalb des Heimtier-Kosmos umzustellen – das zeichnet uns aus."

Die Nachfrage nach den Masken ist hoch

Nur zwei Wochen brauchte das Familienunternehmen dafür. Die Stoff-Masken können bei 60 Grad Celsius in der Waschmaschine gereinigt werden. Außerdem gibt es mit dem grauen Vliesstoff eine neue Variante, welche bei 90 Grad Celsius maschinenwaschbar ist. Die Masken schützen zwar ihren Träger nicht zu 100 Prozent vor einer Ansteckung, aber die Mitmenschen. Und noch wichtiger: Den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen bleiben mehr medizinische Masken erhalten.

Die Nachfrage nach dem Mundschutz, den es derzeit im Bielefelder Hunter-Laden an der Mittelbreede, im eigenen Online-Shop und in der Detmolder Bahnhof-Apotheke zu kaufen gibt, ist bereits hoch. „Auch nach neuen Designs. Wir arbeiten mit Hochdruck an neuen Modellen und testen weitere Materialien und intelligente Stoffe, die größenverstellbar und auch bis 90 Grad Celsius waschbar sind", sagt Tenge. Und angesichts der ab Montag geltenden Maskenpflicht in NRW geht Hunter davon aus, dass sich die Nachfrage noch einmal deutlich erhöhen wird. Zusätzlich testet das Unternehmen neue Vertriebswege, weil auch in Pflegeeinrichtungen und in niedergelassenen Praxen der Bedarf an einfachen Masken groß sei.

Durch die Produktion der Masken konnte das Unternehmen die Auslastung weiter hochhalten

„Wir sind momentan dabei, unsere Produktionsleistung weiter auszubauen. Mittlerweile arbeiten wir im Schichtbetrieb mit neun Näherinnen und vier Mitarbeitern aus der Qualitätskontrolle an den Masken." Diese werden laut Tenge von Hunter fast zu Selbstkosten produziert, um Arbeitsplätze zu erhalten.

Denn auch wenn die Geschäfte für Tierbedarf von Anfang an weiterhin geöffnet sein durften, spüre Hunter die Auswirkungen der Krise. „Dennoch kann man sich auf Tierliebe auch in Krisenzeiten verlassen", sagt Tenge. „Und durch die Umstellung der Produktion konnten wir die Auslastung weiter hochhalten und mussten keine Kurzarbeit für unsere Produktionsmitarbeiter beantragen."

Solange die Krisensituation anhält, wird Hunter weiter Masken produzieren. Aber ist es auch ein Geschäftsfeld für die Zukunft nach Corona? Eher nicht, antwortet Tenge. „Wir sehen es als unseren Beitrag, diese schwere Zeit schnell hinter uns lassen zu können."

INFORMATION


Über Hunter

Fast 40 Jahre ist es her, dass Sattlermeister Rolf Trautwein die Firma gegründet hat, um qualitativ hochwertige Lederaccessoires für Hunde zu produzieren. Mittlerweile ist Hunter eines der führenden deutschen Unternehmen in der Heimtierindustrie und fertigt auch die passenden Accessoires für Herrchen und Frauchen. Seit 2007 führt Tochter Nadine Trautwein das Unternehmen in zweiter Generation.


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