Detmold

"Kaum zu ertragen": So erlebten Zuschauer den Beginn des Auschwitz-Prozesses

Besucher finden die Aufarbeitung wichtig

Unter den Augen zahlreicher Zuschauer betritt Reinhold Hanning den Gerichtssaal. | © dpa

12.02.2016 | 12.02.2016, 06:00

Henning Biehler (23) und Simone Elfen (22) sind aus Bielefeld angereist. „Wir haben die Berichterstattung vor dem Prozess verfolgt und finden es wichtig, hier ein Zeichen zu setzen. Das ist ein Teil der deutschen Geschichte, der meiner Meinung nach nie richtig aufgearbeitet worden ist", sagt Biehler. Der Prozess sei wichtig, „weil es wenigstens eine späte Gerechtigkeit geben soll". Als sie um 12 Uhr aus dem Saal der IHK kommen, sind sie sichtlich mitgenommen. „Es ist furchtbar, so etwas zu hören", sagen beide.

Heidrun Ratig aus Minden hat persönliche Gründe. Die 74-Jährige hat in ihrer Familie erlebt, dass gar nicht über den Nationalsozialismus gesprochen werden konnte. „Mein Vater hat die Waggons gesehen und anderes Schreckliches, aber lange nicht darüber reden können. Als im Fernsehen eine Dokumentation gezeigt wurde, hat er angefangen zu weinen. Ich habe mich umso mehr dafür interessiert, was damals passiert ist." Am Schluss hat sich ihre Meinung verändert. „Die Aussagen der Opfer sind kaum zu ertragen. Dieses Leid – unvorstellbar."

Für Szymon Salomon (89) aus Bad Salzuflen geht es um die Entschädigungsfrage. Er habe ab 1942 als Zwangsarbeiter geschuftet, aber bis heute sei er nicht entschädigt worden. Dass es beim Prozess um den Holocaust geht, steht für ihn nach eigenem Bekunden nicht im Vordergrund. „Ich möchte hier polnische Vertreter treffen, mit denen ich über diese Ungerechtigkeit reden will." Nach dem Prozesstag steht für ihn fest, dass er nicht noch einmal kommt. Über die Entschädigungs-Frage hat er mit niemandem reden können.


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