Großveranstaltung

Protestanten im Pott: Der Kirchentag hat begonnen

Große Themen bei der Begegnung evangelischer Christen in Dortmund sind die Flüchtlingspolitik und der Klimaschutz

Lothar Schmalen
20.06.2019 | 20.06.2019, 08:40

Dortmund. Dortmund gilt als besonders grüne Stadt im Ruhrgebiet. Seit heute ist die größte Stadt Westfalens noch grüner, denn grün ist die Farbe des 37. Evangelischen Kirchentags (Motto: "Was für ein Vertrauen"), der in diesen Stunden eröffnet wird und zu dem 120.000 Teilnehmer erwartet werden.

Kirchentagspräsident Hans Leyendecker bezeichnete den Dortmunder Kirchentag als einen "Kirchentag der kurzen Wege". Er hoffe, dass der Kirchentag ein großes gesellschaftliches Forum und ein Glaubensfest zugleich werde.

Schülerinnen aus Menden, die bei der Geschirrausgabe aus einem LKW helfen, machen eine Pause. | © picture alliance/dpa
Schülerinnen aus Menden, die bei der Geschirrausgabe aus einem LKW helfen, machen eine Pause. | © picture alliance/dpa

Große Themen sind die Flüchtlingspolitik und der Klimaschutz. Kurzfristig in das Programm aufgenommen worden sei eine große Veranstaltung mit Leoluca Orlando, dem "legendären Bürgermeister von Palermo", der bekannt für seine flüchtlingsfreundliche Einmstellung ist.

"Herzen und Häfen in Europa öffnen"

Gemeinsam mit ihm und anderen Bürgermeistern aus europäischen Städten will der Kirchentag ein Zeichen für die Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer setzen. "Vielleicht schaffen wir es, ein Signal zu setzen, das gesehen wird, und die Herzen und die Häfen in Europa öffnet", sagte Hans Leyendecker in der Eröffnungs-Pressekonferenz in den VIP-Raumlichkeiten des Dortmunder Fußballstadions Signal-Iduna-Park.

Am Nachmittag geht es dann Schlag auf Schlag. Traditionell am Anfang eines jeden Kirchentags steht das Gedenken an die Opfer des Widerstands gegen die NS-Herrschaft - in Dortmund findet das Gedenken an der Steinwache, dem ehemaligen Polizeigefängnis statt, in dem von 1933 bis 1945 tausende Regimegegner inhaftiert und gefoltert wurden.

Dann geben NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) im Rathaus am Friedensplatz eine festlichen Empfang mit viel Prominenz aus dem Ruhrgebiet, anschließend finden gleich drei Eröffnungsgottesdienste statt. Zu dem am Ostertor werden auch Bundespräsident Franz-Walter Steinmeier und NRW-Ministerpräsident Laschet erwartet.

Zehntausende sollen Stadt in ein Lichtermeer verwandeln

Dann lädt die gastgebende Evangelische Kirche von Westfalen zum "Abend der Begegnung ein. Tausende Aktive der Westfälischen Kirche wirken mit. Livemusik auf zahlreichen Bühnen, etwa von Songschreiberin und schauspielerin Anna Loos, ein kreatives, buntes Mitmach-Programm und rund 300 Stände laden zum gemeinsamen Feiern ein.

Die 28 westfälischen Kirchenkreise richten diesen Abend aus und präsentieren dabei auch Spezialitäten aus der westfälischen Küche wie Pfefferpotthaast, Pickert oder Currywurst. Zum „Segen zur Nacht" sollen Zehntausende auf verschiedenen Plätzen der Stadt ihre Kerzen entzünden und Teile der Stadt ab 22.30 Uhr in ein Lichtermeer verwandeln - sicher einer der ersten absoluten Gänsehautmomente des 37. Evangelischen Kirchentags.

In den nächsten vier Tagen werden in der Westfalen-Metropole knapp 120.000 Teilnehmer erwartet, darunter 80.000 Dauerteilnehmer. Alleine aus der gastgebenden Westfälischen Landeskirche werden rund 30.600 Dauerteilnehmer nach Dortmund strömen.

Besucherzahlen sind rückläufig

Dennoch ist die Zahl der Kirchentagsbesucher damit erneut zurückgegangen. Abgesehen von dem außergewöhnlichen Kirchentag im Lutherjahr 2017 in Berlin und Wittenberg (140.000 Dauerteilnehmer, 45.000 Tagesbesucher) ist die Zahl der Kirchentagsbesucher damit seit dem Kirchentag 2013 in Hamburg zum dritten Mal rückläufig.

Kirchentagspräsident Leyendecker machte die Ferien in manchen Bundesländern, aber auch den "vermeintlich nicht so attraktiven Standort des Dortmunder Kirchentags" dafür verantwortlich, dass die Erwartungen bei den Besucherzahlen nicht erfüllt werden.

Information

Lieder-App

Die neu entwickelte App „Cantico" ist der erste Schritt der Digitalisierung des Evangelischen Gesangbuchs. Die App soll einen zeitgemäßen Zugang zu christlichem Liedgut ermöglichen. Nicht nur der Notentext, sondern auch dazu synchronisierte Musikaufnahmen sind dort abrufbar. Die Detmolder Musikhochschule war an der Entwicklung beteiligt. Die App ist im AppStore sowie bei Googleplay erhältlich (7,99 Euro).