Von
Lothar Schmalen
28.09.2018 | 28.09.2018, 06:30
NRW
Eindeutiges Ergebnis bei Anhörung im Landtag
Düsseldorf. Die Empfehlung der Experten war eindeutig: Die Sorge um das Kindeswohl rechtfertigt in jedem Fall ein Rauchverbot in Autos, wenn Kinder mitfahren. Und dieser Schutz des Kindeswohls sei auch höher einzuschätzen als die Freiheitseinschränkung, die ein solches Verbot bedeuten würde.
Hintergrund der Expertenanhörung im Landtag ist ein Antrag der SPD-Fraktion, die NRW-Landesregierung möge eine Bundesratsinitiative für ein solches Verbotsgesetz in die Wege leiten. Nach Auffassung der Fraktion soll diese Gesetzesinitiative aber auch ein generelles Werbeverbot für Tabakprodukte enthalten. Außerdem fordert die SPD, dass Rauchstoppprogramme künftig nicht von den Betroffenen selbst, sondern von den Krankenkassen finanziert werden.
Matthias Brockstedt, Suchtbeauftragter des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, trug die Fakten zusammen. 28,6 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind Raucher, bei 14- bis 18-Jährigen sind es zwölf Prozent. Jedes vierte Kind im Einschulungsalter wachse in einem Raucherhalt auf.
Die Raucherquote liege in Deutschland höher als in anderen Ländern wie beispielsweise Großbritannien (17 Prozent). Beim Kampf gegen Rauchen und Schutz vor Passivrauchen hänge Deutschland hinterher, betonte Bernd Zimmer von der Ärztekammer Nordrhein.
Nur vier von 100 Rauchern seien in der Lage, aus eigener Kraft vom Rauchen loszukommen. Nach Schätzung des Allgemeinmediziners Daniel Kotz vom Universitätsklinikum Düsseldorf sind rund eine Million Kinder von dem mangelnden Schutz vor Zigarettenqualm im Auto betroffen.
Im Auto sei der Qualm fünf Mal schädlicher als in Kneipen, in denen das Rauchen bereits verboten ist. Kotz unterstrich, dass der Qualm für Kinder auch deshalb besonders schädlich sei, weil die Lunge von Jugendlichen erst in der Entwicklung sei und erlittene Schäden dauerhaft seien.
Der Bonner Staatsrechtler Wolfgang Löwer betonte, dass ein Rauchverbot in Autos, in denen Kinder sitzen, nur über das Straßenverkehrsrecht geregelt werden könne und damit eindeutig Bundesangelegenheit sei. Das Land könne deshalb nur eine Bundesratsinitiative anstoßen.
Der Detmolder SPD-Abgeordnete Dennis Maelzer, der sich für das Rauchverbot in Autos besonders stark macht, hofft jetzt auf eine Unterstützung der Regierungsfraktionen von CDU und FDP für das Anliegen. Vergleichbare Regelungen gibt es bereits in Schottland, Österreich und in Griechenland. Auch im Bundestag setzt sich eine Gruppe von Abgeordneten verschiedener Fraktionen dafür ein.
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