
Von
Lothar Schmalen
20.09.2018 | 21.09.2018, 00:06
Kerpen. Der tödliche Unfall im Hambacher Forst, bei dem am Mittwoch ein 27-jähriger Blogger aus Leverkusen-Opladen ums Leben kam, ist nicht der erste Absturz in den Baumhaussiedlungen der Klimaaktivisten gewesen.
Nach Informationen der Neuen Westfälischen ist es bereits 2014 und 2017 zu schweren Unfällen im besetzten Wald gekommen. So stürzte am 9. September 2017 eine 18-jährige Waldbesetzerin aus mehreren Metern Höhe von einem Baumhaus und verletzte sich schwer.
Am 13. Oktober 2014 stürzte ebenfalls eine Waldbesetzerin aus acht Metern Höhe vom Baum. Sie musste von einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht werden und überlebte das Unglück ebenfalls. In beiden Fällen handelte es sich wie bei dem tödlichen Sturz vom Mittwoch um Unfälle ohne Fremdverschulden.
Auch bei dem tödlichen Absturz von Steffen M. am Mittwoch handelt es sich um einen Unfall. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gibt es keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden. Der Mann sei nach Angaben einer Aktivistin aus rund 15 Metern in die Tiefe gestürzt, nachdem das Trittholz einer Hängebrücke zwischen zwei Baumhäusern nachgegeben habe, bevor er eine Seilsicherung einhängen konnte.
Mehrere Zeugen gaben gegenüber den Ermittlern übereinstimmend an, dass sich der Mann zum Zeitpunkt des Sturzes allein und ungesichert auf der Brücke aufhielt. Dies werde durch die Auswertung der Head-Kamera des Verstorbenen bestätigt. Der 27-Jährige habe die "bereits vorgeschädigte Hängebrücke" betreten, um die Räumung eines weiter entfernten Baumhauses besser filmen zu können. Der Mann arbeitete als freier Journalist für einen Youtube-Kanal. Er habe Videos von den Umweltaktivisten im Hambacher Forst gemacht, die eine Abholzung des Waldstücks zum weiteren Braunkohleabbau verhindern wollen.
Die Landesregierung setzte nach dem tödlichen Unfall die Räumung der Baumhäuser von Umweltaktivisten aus. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) appellierte an die Waldbesetzer, ihre Baumhäuser zu verlassen, "damit nicht noch mehr passiert".
Die Hebebühnen-Verleihfirma Gerken (Düsseldorf) hat angekündigt, ihre von der Polizei bei der Räumung verwendeten Geräte aus dem Hambacher Forst zurückzuziehen. Die Geräte seien nicht von der Polizei, sondern über einen anderen Kunden angemietet worden, dessen Namen die Firma allerdings nicht nennen will. Sie sei mit der Vorgehensweise in Hambach absolut nicht einverstanden, begründete die Firma den Rückzug.
Vor dem Landtag übergaben die Umweltorganisationen BUND, Campact und Greenpeace NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) 540.000 Unterschriften gegen die Rodung des Hambacher Waldes. Sie fordern, die Bäume an dem Braunkohletagebau zwischen Köln und Aachen nicht zu fällen, solange die Kohlekommission in Berlin über den Kohleausstieg verhandelt.
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