Bielefeld und Lippe bilden die Uniklinik OWL

Bielefeld/Detmold. Im Kampf gegen den Ärztemangel in OWL baut die Universität Bielefeld eine medizinische Fakultät auf. Für die klinische Ausbildung der Medizinstudenten wird die Hochschule mit dem evangelischen Klinikum Bethel, dem Klinikum Bielefeld und dem Klinikum Lippe das Universitätsklinikum OWL bilden. Viel Zeit haben sie dafür allerdings nicht, denn 2021 sollen die ersten 100 Studenten mit ihrer Ausbildung beginnen. So geht es jetzt weiter: Die Universität Bielefeld startet jetzt in die Gespräche über einen Kooperationsvertrag mit den drei Krankenhäusern. Die Kliniken haben im Ranking der Bewerber in der oben genannten Reihenfolge am besten abgeschnitten. Bewertet wurden die Abdeckung des Fächerspektrums sowie die Anzahl der Publikationen und der publizierenden Chefärzte. Sollten die Verhandlungen nicht zum Erfolg führen, könnten laut Universität die katholische Hospitalvereinigung Ostwestfalen, die das Franziskus Hospital Bielefeld betreibt, und das St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn nachrücken. Die beiden Krankenhäuser liegen im Ranking auf den Plätzen vier und fünf. Die medizinische Fakultät wird unter dem Leitbild &bdquo;Vernetzte und vernetzende Medizin für ein interdisziplinäres und interprofessionelles Gesundheitssystem" aufgebaut. Aus dem Entwurf der Kooperationsvereinbarung zwischen der Universität und den drei Krankenhäusern, die dieser Zeitung vorliegt, geht zudem hervor, dass die Medizinfakultät innovative, qualitätsgesicherte und wissenschaftsgeleitete, aber auch praktische Ausbildung modellhaft mit kompetitiver Forschung im klinischen und nicht-klinischen Bereich verschränken soll. Zugleich soll die Versorgung der Region mit ärztlichem Nachwuchs verbessert werden. Die Universität sucht mindestens 24 Fachabteilungen Ab 2019 wird die Universität weitere Krankenhäuser und Fachkliniken in OWL suchen, um das Fächer- und Forschungsspektrum erweitern zu können. Bewerben können sich dann auch wieder die, die es in der ersten Runde nicht geschafft haben. Die Universität wird laut Aufbaukoordinator Frank Lohkamp mit mehr als 24 Fachabteilungen in Krankenhäusern kooperieren. Das viertplatzierte Franziskus Hospital in Bielefeld steht laut Geschäftsführer Georg Rüter für eine Beteiligung an der Medizinerausbildung in ausgewählten Fächern grundsätzlich zur Verfügung. &bdquo;Ob diese im Rahmen der Universität Bielefeld sein wird, oder wie bisher an der medizinischen Hochschule Hannover, hängt von den Bedingungen ab." Das Franziskus Hospital ist bereits Lehrkrankenhaus der Hochschule Hannover.Allerdings muss vor Beginn des Medizinstudiums in Bielefeld noch der Wissenschaftsrat das Konzept für die Fakultät absegnen. Über den Stand der Begutachtung informiert die NRW-Landesregierung am 12. September im Wissenschaftsausschuss. Westfalen-Lippes Ärztekammer-Präsident Theo Windhorst sieht in der Auswahl der ersten drei Kliniken beste Voraussetzungen für einen Medizincampus, der zentral in Bielefeld organisiert ist, aber die dezentrale Ausbildung ermöglicht. &bdquo;Die Universität hat drei große Maximalversorger ausgewählt, die mitunter schon zeigen, dass sie auch in der Forschung exzellent sind", sagt Windhorst. &bdquo;Das Klinikum Lippe zeigt wie kein anderes Haus in der Region, wie gut die sektorübergreifende Versorgung von Patienten stationär und ambulant funktionieren kann." Im zweiten Teil des Auswahlsverfahrens haben kleine Krankenhäuser eine Chance Wichtig ist laut Windhorst, dass im zweiten Schritt kleinere Häuser zum Zuge kommen, damit die Medizinstudenten auch die alltägliche Versorgung in der Peripherie kennenlernen. &bdquo;Medizinstudenten müssen auch mal eine normale Geburt erleben oder einen Leistenbruch ertasten", sagt Windhorst. Durch die künftige dezentrale Medizinerausbildung in OWL erhoffen sich Windhorst und die Landesregierung, dass sich mehr Ärzte für eine Zukunft als Hausarzt in der Region entscheiden. Die Krankenhäuser in Bielefeld und Detmold freuen sich auf die Herausforderung. &bdquo;Die Platzierung zeigt die hohe wissenschaftliche Expertise unserer Chefärzte und das breite Leistungsspektrum des Hauses", erklärt der Geschäftsführer des evangelischen Krankenhauses Bethel, Rainer Norden. &bdquo;Wir sind gut vorbereitet auf die Verhandlungen und freuen uns auf einen konstruktiven und zielführenden Vertragsabschluss." Für den wissenschaftlichen Direktor Fritz Mertzlufft bietet die Fakultät eine einmalige Möglichkeit für die Region. &bdquo;Damit eröffnet sich die Chance, eine qualitativ hochwertige Forschung und Lehre zu etablieren, was auch der Patientenversorgung zugutekommt." Auch das Klinikum Bielefeld versteht den Zuschlag als Bestätigung. &bdquo;Wir freuen uns über die Möglichkeit, ein wesentlicher Partner der neuen Fakultät zu werden. Die Platzierung ist auch eine Bestätigung unserer klinischen Leistungsfähigkeit, die nun weiteres Potenzial durch die Bereiche Wissenschaft und Forschung für die bestmögliche Patientenversorgung erhält", erklärt Geschäftsführer Michael Ackermann. Für das Klinikum Lippe ist der Zuschlag der größte Erfolg in der Geschichte des Krankenhauses. &bdquo;Wir wollen gerne allen Abteilungen dabei sein, dies werden aber die Verhandlungen zeigen", sagt der medizinische Geschäftsführer, Helmut Middeke.

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