Breitbandausbau: Schulen in NRW surfen im Schneckentempo

Düsseldorf/Bielefeld. Internetnutzer in NRW, insbesondere in ländlichen Regionen wie OWL, sind Kummer gewohnt. In den vielen sogenannten weißen Flecken des Landes sind die Milliarden an Fördergeldern für den Breitbandausbau noch immer nicht angekommen. Nun wird klar, dass nicht nur Haushalte und Gewerbegebiete unterversorgt sind, sondern vor allem Schulen. 82 Prozent der 6.000 Schulen in NRW verfügen über einen Anschluss mit einer Geschwindigkeit von weniger als 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Das geht aus einem Zwischenergebnis einer Studie im Auftrag der Medienberatung NRW hervor. 50 Mbit/s ist das Minimalziel der Bundes- und der Landesregierung beim Breitbandausbau und gilt als Grundversorgung. Bis 2018 wollen Bund und Land allen Privathaushalten schnelles Internet verfügbar machen. Bis 2021 soll das auch für alle Schulen selbstverständlich sein. Aktuell verfügen 76 Prozent der Haushalte in NRW über einen Internetanschluss mit einer Geschwindigkeit von 50 Mbit/s. Regional ist die Versorgung jedoch sehr unterschiedlich. In OWL wird der Wert lediglich in Bielefeld erreicht. In der Stadt haben 82 Prozent der Haushalte einen Anschluss von mindestens 50 Mbit/s zur Verfügung. Im Kreis Herford sind es 68 Prozent der Haushalte, im Kreis Paderborn 65, im Kreis Lippe 64, im Kreis Minden-Lübbecke 60, im Kreis Gütersloh 50 und im Kreis Höxter 43, der zweitschlechteste Wert in NRW. Von der digitalen Unterversorgung der Schulen ist der Leiter der Medienberatung NRW, Michael Thessel, nicht überrascht. &bdquo;Schulen waren bei den Förderprogrammen bislang nicht ausreichend im Fokus, doch in den nächsten Jahren wird sich das ändern. Dabei ist insbesondere der Bund gefordert, das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe." Anschluss aller Schulen an das Glasfasernetz Die Länder haben auf der Kultusministerkonferenz am 8. Dezember einstimmig die Strategie &bdquo;Bildung in der digitalen Welt" beschlossen. Das Handlungskonzept sieht vor, bis 2021 jedem Schüler zum Lernen den Zugang zum Internet zu ermöglichen. &bdquo;Bis dahin haben die Schulträger also Zeit für den notwendigen leistungsfähigeren Netzausbau zu sorgen. NRW stellt nun viel Geld zur Verfügung. Das Geld des Bundesbildungsministeriums steht leider noch aus", erklärt Thessel. Geplant sei der Anschluss aller Schulen an das Glasfasernetz, erklärt eine Sprecherin des NRW-Schulministeriums. Derzeit verfügen 12,5 Prozent der Schulen über einen Glasfaseranschluss. Auch hier offenbart die Studie regionale Unterschiede. &bdquo;Auch in Großstädten gibt es unterversorgte Schulen. Andererseits gibt es auch in ländlichen Regionen Schulen, die bereits an das Glasfasernetz angeschlossen sind." Laut Schulministerium sind als wichtige Grundlage für das digitale Lernen Übertragungsraten von 100 Mbit/s nötig, die nur über Glasfaseranschlüsse zu erreichen sind. Deshalb haben die Landesregierung und die drei kommunalen Spitzenverbände im Dezember eine Erklärung zur Umsetzung des Investitionsprogramms &bdquo;Gute Schule 2020" unterzeichnet, in der festgelegt ist, dass alle Schulen an leistungsfähiges Breitband angebunden werden sollen. Die Medienberatung NRW, die Schulen, Schulträger und Lehrerfortbildung bei der Schul- und Unterrichtsentwicklung mit Medien unterstützt, hat die Studie in Auftrag gegeben, &bdquo;um eine Bestandsaufnahme zu erhalten und um Kommunen Planungsdaten geben zu können", erklärt Thessel. Auch für die beiden großen Lehrergewerkschaften Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) und den Verband Bildung und Erziehung (VBE) in NRW ist das Zwischenergebnis der Studie keine Überraschung. Die Landesverbände sehen den geplanten Ausbau bis 2021 jedoch nicht so gelassen wie die Medienberatung und das Schulministerium. "Es wird lange dauern" &bdquo;Da die Schulen bislang nicht Teil der Förderprogramme waren, wird es lange dauern und sehr viel mehr Geld als geplant benötigen, um alle Schulen an das Glasfasernetz anzuschließen", sagt die stellvertretende Vorsitzende der GEW NRW, Maike Finnern aus Bielefeld. Das sei aber nötig, um digitales Lernen zu ermöglichen. &bdquo;Die digitale Ausstattung von Schulen ist häufig von Zufällen wie engagierten Sponsoren abhängig." Das gefährdet nach Angaben des VBE-Vorsitzenden Udo Beckmann aus Paderborn die Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit. GEW und VBE fordern zudem eine Ausweitung der Fortbildungen für Lehrer. &bdquo;Zudem ist es wichtig, dass pro Schule mindestens zwei IT-Administratoren für die IT-Infrastruktur zuständig sind. Bislang kümmern sich engagierte Lehrkräfte nebenbei um dieses wichtige Thema", sagt Finnern.

Meistgelesen