Die Männer-Partei CDU: Kann das der Union bei der Bundestagswahl schaden?

Als die Wuppertaler CDU im November den bisherigen Verfassungsschutzchef Thomas Haldenwang als Direktkandidaten nominierte, war die Kritik groß. &bdquo;Ein Geschenk für die AfD“ lautete der Tenor. Was bei der Causa Haldenwang in den Hintergrund geriet: Eigentlich sollte dort im Bergischen Land die CDU-Politikerin Derya Altunok kandidieren. Doch gegen den bekannten Haldenwang hatte sie keine Chance, auch weil der Vorsitzende der Wuppertal-CDU ihn unterstützte. Das hat einige Frauen in der Union mächtig geärgert. Denn es deutet auch auf ein größeres Problem der CDU hin: dass Männer offenbar den Ton angeben und Frauen zur Seite geschoben werden. Dabei braucht die Union die Wählerinnen für den Wahlsieg. Meinung: So verliert die Union ihren Vorsprung bis zur Bundestagswahl In der Tat ist die Partei derzeit vor allem männlich geprägt: Kein einziger der 15 Landesverbände wird von einer Frau geführt. Und es gibt mit Ines Claus in Hessen nur eine CDU-Fraktionsvorsitzende. Voraussichtlich werden nur zwei der 15 Landesverbände Frauen als Spitzenkandidatinnen für die Bundestagswahl aufstellen. In Rheinland-Pfalz ist Ex-Wirtschaftsministerin Julia Klöckner als Spitzenkandidatin nominiert, in Hessen dürfte es Unionsfraktionsvize Patricia Lips werden. Frauenquote hat kaum Auswirkungen auf die Spitzenplätze Die Frauenquote, die Vorgaben für die Besetzung von Listen und Gremien macht, hat kaum Auswirkungen auf die Spitzenplätze. Merz hatte das Quorum auf dem Parteitag 2022 gegen seine eigene Fanbasis durchgesetzt. In der Bundes-CDU ist das Problem bekannt, Handlungsmöglichkeiten werden kaum gesehen. Es sei schwierig, vom Bund aus Einfluss zu nehmen, heißt es. Es ist ein Fingerzeig auf die Länder. In den Kreisverbänden und Landesparteien wird dagegen immer wieder beklagt, dass es sehr schwer sei, Frauen für politische Ämter zu begeistern. Nachtsitzungen, Arbeit am Wochenende, bei Bundestagsabgeordneten regelmäßiges Pendeln nach Berlin – das ist Politikeralltag. Viele lehnten aus Rücksicht auf die Familie ab, heißt es. Das ist ein Fingerzeig auf die Frauen. Die Ära Merkel habe dieses Problem überdeckt, lautet die Erklärung weiter. Viele hätten sich dahinter versteckt, dass die CDU eine Kanzlerin stelle. Kritik an Medien, die Männern mehr Raum geben würden Auch heute gibt es in der Bundespartei mehrere Frauen in Führungspositionen: darunter die stellvertretende Generalsekretärin Christina Stumpp und Parteivize Silvia Breher sowie Karin Prien. Letztere zeigt sich auf Anfrage zuversichtlich, dass Frauen im Wahlkampf eine wichtige Rolle spielen werden. &bdquo;Frauen und ihre Perspektiven spielen in der CDU eine große Rolle“, sagt die schleswig-holsteinische Bildungsministerin. &bdquo;Ich habe keinen Zweifel daran, dass die vielen Frauen in der CDU auch im Wahlkampf ihre Stimme erheben werden.“ Kritik übt sie an Medien, die Männern mehr Raum geben würden: Parteiübergreifend fänden die schrillen Stimmen mehr Gehör als die besonnenen Gedanken von Politikerinnen. Allerdings ist ein weiterer Faktor, wen die Bundestagsfraktion oder die CDU-Führung in das Rampenlicht schieben. Oft fällt die Wahl auf Generalsekretär Carsten Linnemann und Fraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei – zum Ärger der Kolleginnen. &bdquo;Es ist ja nicht so, dass wir keine Frauen hätten, die mit ihren Themen und Inhalten auch von der Parteispitze stärker eingebunden werden könnten“, ärgert sich eine Christdemokratin, die namentlich nicht genannt werden will. Für Merz selbst ist das Thema heikel. Mit seiner Absage an ein paritätisch besetztes Kabinett hatte der Parteivorsitzende zuletzt auch parteiinterne Kritik ausgelöst. &bdquo;Wir tun damit auch den Frauen keinen Gefallen“, sagte der Parteivorsitzende. Es sind solche Sätze, die zu seinen schlechten Werten bei Frauen beitragen dürften. &bdquo;Der Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz ist bei Frauen – insbesondere bei jungen – unbeliebt“, sagt Manfred Güllner, Chef des Meinungsforschungsinstitutes Forsa, am Telefon. &bdquo;Er wird in unseren Umfragen von Frauen seither negativ bewertet. Das ist auch einer der Gründe, warum die Union in den Umfragen trotz großer Unzufriedenheit mit der bisherigen Regierung nicht weit über 30 Prozent hinauskommt.“ Lesen Sie auch: Darum spielt Friedrich Merz mit den Existenzängsten der Bürger in Herford Union will Frauen nun verstärkt über Inhalte ansprechen Bei der Wahl 2017 mit Merkel als Spitzenkandidatin stimmten 29,8 Prozent der Frauen und 23,5 Prozent der Männer für die CDU. 2021 waren es nur 19,5 Prozent der Frauen und 18,2 Prozent der Männer. Die Unterstützung von Frauen ist für die Wahlsiege der CDU bedeutend. Die Union will Frauen nun verstärkt über Inhalte ansprechen. Eines der Themen, die die CDU-Spitze in den Mittelpunkt stellen will, ist die innere Sicherheit. Nicht ohne Grund befasste sich Merz im Oktober in seinem wöchentlichen Newsletter mit der zunehmenden Gewalt gegen Frauen. &bdquo;Mit härteren Strafen, verpflichtenden Anti-Aggressionstrainings und konsequenter Prävention müssen wir dafür sorgen, dass Frauen in unserem Land in Sicherheit leben können“, schrieb er. Und zuletzt ruderte er beim Thema Paragraf 218 zurück. Er zeigte sich offen für eine Debatte über eine Neuregelung des Schwangerschaftsabbruches außerhalb des Strafgesetzbuches.

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