Attentat bei Wahlkampfauftritt

Donald Trump schildert Moment des Anschlags: „Ich sollte tot sein“

Das Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump erschüttert die USA. Wer war der mutmaßliche Schütze? Was ist über die Opfer bekannt? Welche Folgen könnte das Attentat haben? Die wichtigsten Informationen im Überblick.

Donald Trump wurde bei dem Anschlag am Ohr getroffen und wird von Sicherheitsleuten geschützt. | © 2024 Getty Images

15.07.2024 | 15.07.2024, 19:23

Butler (AFP/dpa). Kurz vor dem Nominierungsparteitag der Republikaner ist der frühere US-Präsident Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung nur knapp einem versuchten Mordanschlag entgangen. Der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der Republikaner wurde bei der Kundgebung im Bundesstaat Pennsylvania am Ohr verletzt. Das FBI identifizierte den mutmaßlichen Täter als den 20-jährigen Thomas Matthew Crooks aus Bethel Park in Pennsylvania. Die aktuellen Informationen zum Fall:

Das sagt Trump über das Attentat

Donald Trump hat den auf ihn verübten Schusswaffenangriff als „sehr surreale Erfahrung“ beschrieben. „Ich sollte eigentlich nicht hier sein, ich sollte tot sein“, sagte er in einem am Montag veröffentlichten Interview des Boulevardblatts „New York Post“. Hätte er während seiner Rede nicht leicht den Kopf nach rechts gedreht, um eine Migrationsstatistik vorzulesen, wäre er durch die Kugel getötet worden, sagte der 78-Jährige. Stattdessen wurde Trump bei dem versuchten Mordanschlag am Samstag während einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Pennsylvania nur leicht am Ohr verletzt. „Durch Glück oder Gott - viele Menschen sagen, es ist durch Gott, dass ich noch hier bin“, sagte der Ex-Präsident.

So lief die Tat ab

Der Vorfall ereignete sich, als Trump bei der Wahlkampfveranstaltung in der Kleinstadt Butler mit seiner Rede beginnt. Bekleidet mit einem dunkelblauen Blazer, einem weißen Hemd und einer leuchtend roten MAGA-Schirmmütze, hob der Ex-Präsident gerade zu Kritik an illegaler Einwanderung an, als um 18.08 Uhr (Ortszeit, 00.08 Uhr MESZ) plötzlich Schüsse fallen. Trumps Worte „Schauen Sie sich an, was passiert ist“ wurden von vier kurz hintereinander abgefeuerten Schüssen unterbrochen.

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Trump ging daraufhin zunächst hinter dem Rednerpult in Deckung, während Sicherheitsbeamte zu ihm eilten und ihn abschirmten. Kundgebungsteilnehmer schrieen und warfen sich auf die Erde. Trump stand umringt von den Sicherheitsbeamten wieder auf, rund um sein rechtes Ohr war Blut zu sehen. Trump fasste sich an sein rechtes Ohr, als wiederholte Rufe wie „Runter!“ ertönten, bevor innerhalb von vier Sekunden ein fünfter und sechster Schuss fielen und zusätzliche Sicherheitsbeamte zur Bühne eilten. Von den Schüssen wurden weitere Trump-Anhänger getroffen.

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17 Sekunden nach den ersten Schüssen war schließlich ein letzter lauter Knall zu hören. Es waren Schreie einer Frau zu hören. 22 Sekunden nach den ersten Schüssen kamen drei schwer bewaffnete Sicherheitsbeamte zu Trump auf die Bühne. Die Mitarbeiter des Secret Service geben blitzschnell Anweisungen wie „Wir sind bereit“ und „Los geht’s“, sie bildeten einen Ring um den sichtlich mitgenommenen Trump. Etwa eine Minute nach den ersten Schüssen war Trump erneut abgeschirmt von Sicherheitskräften zu sehen, wie er sagte: „Lassen Sie mich meine Schuhe holen.“

Weitere 13 Sekunden vergingen, bis Trump kämpferisch seine Faust in Richtung der Menge reckte, die mit Jubel reagierte. Als der Ex-Präsident mit seiner MAGA-Mütze in der Hand von der Bühne zu einem schwarzen Wagen geleitet wurde, skandierten die Zuschauer „USA!“. Kaum zwei Minuten waren seit den ersten Schüssen vergangen.

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Mit Blut im Gesicht reckt Donald Trump kämpferisch die Faust. - © 2024 Getty Images
Mit Blut im Gesicht reckt Donald Trump kämpferisch die Faust. | © 2024 Getty Images

So reagiert US-Präsident Biden auf den Anschlag

Nach dem Attentat auf Präsidentschaftsbewerber Donald Trump mahnen sowohl der Republikaner als auch der demokratische Amtsinhaber Joe Biden zur Einheit und werben für einen gemäßigteren Ton im Wahlkampf. Die politische Debatte im Land sei sehr hitzig geworden, sagte Biden. „Es ist Zeit, sie abzukühlen“, mahnte er. „Wir alle haben die Verantwortung, das zu tun.“ Gewalt sei nie eine Lösung. „Wir lösen unsere Meinungsverschiedenheiten an der Wahlurne. So machen wir es – an der Wahlurne, nicht mit Kugeln“, sagte Biden nach dem Attentat, bei dem Trump am Samstag verletzt worden war.

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Was über den mutmaßlichen Schützen bekannt ist

US-Medienberichten zufolge hat das FBI als mutmaßlichen Täter den 20-jährigen Thomas Matthew Crooks aus Bethel Park in Pennsylvania identifiziert. Er handelte mutmaßlich allein, sein Motiv ist zunächst unklar. Die „New York Times“ und die „Washington Post“ berichteten übereinstimmend, dass der mutmaßliche Täter im Wählerverzeichnis als Republikaner registriert war. Es soll aber mindestens einmal auch an die Demokraten gespendet haben.

Mehrere Augenzeugen gaben an, sie hätten den Schützen vor dem Attentat gesehen und die Behörden alarmiert. Der Trump-Anhänger Ryan Knight sagte, er habe den Angreifer auf einem Gebäude außerhalb des Veranstaltungsgeländes gesehen. Die örtliche Polizei teilte mit, sie habe „auf eine Reihe von Berichten über verdächtige Aktivitäten reagiert“, nannte aber zunächst keine weiteren Einzelheiten.

Laut US-Medien war der Angreifer mit einem halbautomatischen Gewehr vom Typ AR-15 bewaffnet. Das Gewehr ist äußerlich fast identisch mit dem Sturmgewehr M16, das der Hersteller Colt an das Militär verkauft. Das AR-15 ist die Ausführung für Zivilisten. Technisch gesehen ist mit dieser Waffe kein Dauerfeuer möglich. Geübte Schützen können dennoch sehr viele Schüsse in sehr kurzer Zeit abgeben. Das Gewehr wurde in den vergangenen Jahren in den USA immer wieder von Schützen benutzt, die mehrere Menschen töteten, bei sogenannten „mass shootings“.

Die US-Behörden vermuten, dass die Waffe vom Vater des Schützen gekauft worden war. Wie der Schütze an das Gewehr gelangte und ob er es ohne das Wissen seines Vaters mitgenommen hatte, war zunächst unklar. Das FBI erklärte, es ermittele wegen möglichen Inlandsterrorismus. Die Ermittler fanden im Auto des mutmaßlichen Schützen explosives Material. Die Ermittler hätten bisher keine Ideologie hinter der Tat erkannt.

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Anschlag auf Donald Trump

Was wir über die Opfer der Schüsse wissen

Der bei dem versuchten Mordanschlag getötete Zuschauer war der zweifache Familienvater Corey Comperatore. Der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, gab den Tod des 50-jährigen Feuerwehrmanns am Sonntag bekannt. „Wir haben gestern einen Landsmann aus Pennsylvania verloren, Corey Comperatore“, sagte Shapiro. „Ich habe soeben mit seiner Frau und seinen beiden Kindern gesprochen.“ Comperatores Tochter Allyson schrieb im Online-Netzwerk Facebook, mit ihrem Vater sei „ein Superheld im echten Leben gestorben“. „Er hat sich vor meine Mutter und mich auf den Boden geworfen“ und dabei „meinen Körper von der Kugel abgeschirmt, die auf uns zu kam“. Ihr Vater sei „der beste Papa, den sich ein Mädchen wünschen kann“, gewesen, immer hilfsbereit und ein Mensch, der „mit jedermann Freundschaft geschlossen“ habe.

Shapiro beschrieb den Verstorbenen als Kirchgänger und Feuerwehrmann, der seine Mitmenschen und insbesondere seine Familie geliebt habe. Comperatore habe seine Familie geschützt und sei „als Held“ gestorben. Ihm zu Ehren sollten die Flaggen im Bundesstaat Pennsylvania auf halbmast gesetzt werden. Der 50-Jährige sei ein Anhänger Trumps gewesen und habe sich auf dessen Kundgebung in Butler gefreut, sagte Shapiro. Im Onlinedienst X hatte Comperatore auf die Frage, was er am Wochenende vorhabe, mit den Worten geantwortet: „Veranstaltung mit Trump! Butler, in Pennsylvania“. Es war seine letzte Botschaft in dem Onlinedienst.

Unter den Zuschauern gab es neben dem Todesopfer zwei schwer Verletzte. Wie die Polizei von Pennsylvania stammten die beiden Männer im Alter von 57 und 74 Jahren aus dem Bundesstaat. Ihr Zustand nach den Schüssen wurde als „stabil“ beschrieben.

Blutüberströmte Trump-Anhänger auf den Tribünen. - © AFP
Blutüberströmte Trump-Anhänger auf den Tribünen. | © AFP

Wie es mit Trumps Wahlkampf weitergeht

Die US-Republikaner wollen trotz der Attacke auf ihren Präsidentschaftsbewerber Donald Trump den Nominierungsparteitag in Milwaukee in dieser Woche wie geplant abhalten. Die Republikaner kommen ab Montag in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin zu ihrem Nominierungsparteitag zusammen, um den 78-Jährigen offiziell zu ihrem Präsidentschaftskandidaten zu küren.

Infolge des Attentats auf ihn will Trump beim Parteitag der Republikaner nach eigenen Angaben für eine Überwindung der politischen Spaltung im Land werben. Er habe seine ursprünglich geplante und sehr angriffslustige Rede für den Parteitag der Republikaner verworfen, sagte Trump in einem Interview mit der Boulevardzeitung „New York Post“. „Ich will versuchen, das Land zu einen“, sagte Trump demnach. „Aber ich weiß nicht, ob es möglich ist. Die Menschen sind sehr gespalten“, sagte er.

Trump soll voraussichtlich am Donnerstag offiziell zum Kandidaten der Partei für die Präsidentschaftswahl im November gekürt werden und eine wichtige Rede halten.

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Wird Trump das Attentat für seine Zwecke nutzen?

Trump inszeniert sich seit jeher als Märtyrer und als einen, den seine politischen Gegner mit allen Mitteln versuchen, aus dem Weg zu räumen. Schon die vier Strafverfahren gegen ihn setzte er erfolgreich ein, um seine Anhänger zu mobilisieren und Spenden zu sammeln. Er dürfte also auch versuchen, den Angriff systematisch für seine Zwecke zu nutzen. Wenige Stunden nach den Schüssen in Butler verschickte sein Team dann die erste Wahlkampf-SMS mit den Worten: „Ich werde nie aufgeben“ - und einem direkten Link zur Spenden-Webseite.