
Rechtsextreme Aufkleber an LKW haben in den vergangenen Jahren bundesweit mehrfach für Aufregung gesorgt – zuletzt in der Nähe von Hannover: „Führerhaus – Fahrer spricht deutsch“ ist darauf in Frakturschrift zu lesen. Die Gesinnung hinter dem Aufkleber ist eindeutig, strafbar ist er jedoch wohl nicht.
Rechtsextreme Aufkleber, Sprüche, Symbole und Codes gibt es viele. Manche sind leicht erkennbar, andere eher ein Erkennungszeichen für Eingeweihte und Gleichgesinnte. Ein Überblick.
Aufkleber mit dem „Führerhaus“-Spruch gibt es bei Ebay zu kaufen, ganz ähnliche auch bei Amazon. Die großen Onlinehändler fallen immer wieder damit auf, dass ihre Plattformen auch zum Vertrieb rechtsextremer Sprüche und Symbole verwendet werden.
Initialen
Vor allem werden solche Aufkleber aber von rechtsextremen Onlineshops verkauft. Shops wie „Druck18? – einem Versandhandel des Thüringer Neonazis Tommy Frenck. Wer etwas über rechtsextreme Codes lernen will, wird hier schnell fündig. Schon die „18? im Namen hat eine Bedeutung: Sie steht für den ersten und den achten Buchstaben des Alphabets – AH. Die Initialen von Adolf Hitler.
Derlei Zahlencodes mit rechtsextremer Bedeutung gibt es viele. Am bekanntesten ist davon die 88 – als Chiffre für „Heil Hitler“. Wer diese beiden Wörter auf seinem T-Shirt trägt, in ein Internetprofil schreibt oder auf der Straße hinausposaunt, der macht sich in Deutschland strafbar. Wer stattdessen bloß den Zahlencode verwendet, geht straffrei aus – obwohl klar ist, was gemeint ist.
Auch die Kombination 14/88 ist in der Neonazi-Szene geläufig. Die 14 steht kurz für „14 Words“, 14 Wörter, die einem US-amerikanischen Neonazi und Rassisten zugeschrieben werden. Übersetzt besagen diese Wörter: „Wir müssen die Existenz unseres Volkes und eine Zukunft für weiße Kinder sichern“. Ein rassistischer Glaubensspruch, abgekürzt auf Autokennzeichenlänge.
Zahlencodes
Aus diesem Grund gibt es in Deutschland je nach Bundesland verschiedene Regelungen dazu, welche Buchstaben- und Zahlenkombinationen auf Kennzeichen verboten sind.
Eine weitere unter Neonazis verbreitete Zahlenkombination ist die 28 – für „BH“. Das steht als Abkürzung für das in Deutschland verbotene Neonazi-Netzwerk „Blood and Honour“. Dessen bewaffneter rechtsterroristischer Arm nennt sich „Combat 18? – was sinngemäß für „Kampfgruppe Adolf Hitler“ steht.
Neben Zahlencodes gibt es eine ganze Reihe an Symbolen, die Rechtsextreme verwenden. Dort, wo es nach außen nicht sichtbar ist, erfreut sich das verbotene Hakenkreuz auch bei heutigen Neonazis weiter großer Beliebtheit. Wegen dessen Strafbarkeit dienen jedoch einige Symbole als Ersatz.
Symbole
Zu nennen ist dabei vor allem die „Schwarze Sonne“. Sie ist heute auf T-Shirts und Gürtelschnallen zu finden, als Anhänger an Halsketten, oder direkt auf die Haut tätowiert. Das Symbol wurde ab 1938 als Bodenornament in einem Raum in der Wewelsburg im Kreis Paderborn eingelassen. Die Burg sollte in den 1930er und 1940er Jahren zu einer zentralen Stätte der SS werden. Die Schwarze Sonne als Symbol spielte im Nationalsozialismus zwar keine wichtige Rolle, wurde aber nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und insbesondere seit den 1990er Jahren von Neonazis als Symbol wiederentdeckt und seitdem viel genutzt.
Auch andere Symbole, wie die Triskele, werden als Hakenkreuz-Ersatz genutzt, zum Beispiel vom in Deutschland verbotenen „Blood and Honour“-Netzwerk.
Neonazis greifen auch auf eine ganze Reihe inhaltlich nicht eindeutige Symbole zurück: So nutzen einige etwa den Thorshammer – ein Symbol aus der germanischen Mythologie. Das macht den Thorshammer aber keineswegs zu einem rechtsextremen Symbol. Er ist beispielsweise auch in der neuheidnischen Szene oder unter Fans der Musikrichtung Heavy Metal weit verbreitet und wird besonders als Anhänger an Halsketten auch von vielen getragen, die keine Rechtsextremen sind.
Runen
Auch verschiedene Runen werden von Neonazis bevorzugt verwendet. Manche Runen haben dabei einen eindeutigen Bezug zum Nationalsozialismus, weil sie als Erkennungszeichen nationalsozialistischer Organisationen verwendet wurden, wie etwa die Wolfsangel oder die Tyr-Rune, deren Verwendung zumindest in gewissen Zusammenhängen strafbar ist. Andere Runen haben keine oder zumindest keine so eindeutige Verbindung zum Nationalsozialismus und werden zwar auch, aber nicht nur von Neonazis verwendet.
Weit verbreitet und in der Regel strafbar ist auch die Verwendung des sogenannten Keltenkreuzes, das als Symbol der „White Power“-Bewegung verwendet wird – also von Rassisten, die von der Überlegenheit einer „Weißen Rasse“ ausgehen.
Während sich „klassische“ Neonazis häufig auf nordisch-germanische Symbole beziehen, nutzt die rechtsextreme „Identitäre Bewegung“ (IB) das griechische Lambda als ihr Symbol. Die IB ist Teil der Neuen Rechten, die sich zumindest vordergründig, wenn auch oftmals nicht glaubhaft, vom Nationalsozialismus abgrenzt.
Das gelbe Lambda der IB wurde als Symbol des Heeres von Sparta verwendet – zu sehen ist es auch in der Comicverfilmung 300. Darin kämpft eine kleine Gruppe von Spartanern gegen die zahlenmäßig überlegenen Perser. Was die rechtsextremen Identitären mit diesem Symbol verbinden: Ihren angeblichen Kampf gegen die Migration nach Deutschland und Europa. Sie sehen sich selbst als Streitmacht gegen insbesondere muslimische Migranten.
Memes
Besonders rechtsextreme Onlinesubkulturen haben in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, neue Symbole und Memes für sich zu vereinnahmen. So nutzen Rechtsextreme seit einigen Jahren „Pepe“, die Comiczeichnung eines grünen Frosches, für die Verbreitung rassistischer und hasserfüllter Inhalte. Die Comicfigur hatte ursprünglich nichts mit rechtsextremen Inhalten zu tun und ihr Erfinder Matt Furie sprach sich immer wieder deutlich gegen die Verwendung durch Rassisten aus.
Ein weiteres Beispiel für eine solche Vereinnahmung ist ein Aufkleber in Regenbogenfarben mit der Aufschrift „A separate place for every race“ („Für jede Rasse einen eigenen Platz“), der kürzlich an der Bürotür des AfD-Abgeordneten Jan Wenzel Schmidt im Bundestag klebte.
Das Aufklebermotiv entstammt einer rechtsextremen Subkultur in Internetforen wie 4chan. Es wird dort genutzt, um gleichzeitig die rassistische Forderung einer „Rassentrennung“ zu verbreiten und die LGBTQ-Bewegung verächtlich zu machen. Die räumliche Trennung ethnischer Gruppen wird dabei als vermeintlicher Beitrag zu mehr „Diversität“ durch weniger Vermischung dargestellt. Zudem behaupten rechtsextreme Trolle anhand solcher Aufkleber, die Regenbogenfahne sei nun ein Symbol weißer Nationalisten – in der Hoffnung, die LGBTQ-Bewegung zu verunsichern.