Staatsschutz informiert: Neonazis planen erneutes Rechtsrock-Konzert in Porta

Porta Westfalica. Lange war es in der alten Gärtnerei im Sprengelweg ruhig. Seit drei Jahren fanden in der Holzhütte in Veltheim keine rechtsextremen Events mehr statt. Möglich ist aber auch, dass niemand etwas von den dortigen Aktivitäten mitbekommen hat. Nun kündigen die Neonazis laut der Initiative &bdquo;Rechts rockt nicht OWL“ eine Veranstaltung für Samstag, 20. September, an. Das bestätigt auch der Staatsschutz in Bielefeld. Derweil rufen linke Gruppen zu einer Kundgebung an dem Tag in der Nähe des privaten Geländes auf. Hinter dem Konzert sollen wie bislang auch die Mindener Jungs stehen. Die überregional bekannte rechtsextreme und seit Jahren von den Sicherheitsbehörden beobachtete Gruppe um den vorbestraften Neonazi Marcus W. erwähnt der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz erneut in seinem jüngsten Bericht. Darin heißt es, dass es sich bei der Gruppe um überwiegend langjährige Szeneangehörige handle. Öffentlich ist die Gruppe in den vergangenen Monaten nur selten präsent gewesen. Zuletzt hatten die Rechtsextremisten im Mai 2022 ein Konzert in Veltheim organisiert. Ein weiteres ließ die Gruppe im November 2022 platzen, nachdem das MT im Vorfeld berichtete und unter anderem die Behörden in Porta den Druck mithilfe von Brandschutzauflagen erhöht hatten. Nun planen sie ein weiteres Konzert mit der Rechtsrock-Band Sleipnir, die schon bei der NPD auf der Bühne stand und über diverse Kontakte in die Neonazi-Szene verfügt. Dass eine solche Veranstaltung geplant ist, dementiert Marcus W. auf MT-Anfrage zwar nicht, lässt aber offen, ob es sich um eine private Feier oder etwas anderes handelt. Lesen Sie auch: Polizei bei Konzert in Porta Westfalica: Wie Neonazis in OWL Fuß fassen Gewinne fließen in die Szene Von der linken Initiative &bdquo;Rechts rockt nicht OWL“ heißt es dazu: &bdquo;Hier werden keine privaten Partys mit Musik gefeiert, die Mindener Jungs sind fester Bestandteil des Rechtsrock-Business und bestens vernetzt auch mit verbotenen Organisationen.“ Wie ein Sprecher mitteilt, seien Tickets für die Veranstaltung im Umlauf. Bei diesen Konzerten kämen Neonazis zusammen, sie würden sich vernetzen und sich in ihren menschenverachtenden Ansichten bestärken. Die Gewinne aus diesen Veranstaltungen würde man zur Finanzierung der Neonazi-Szene nutzen. &bdquo;Die Konzerte der Mindener Jungs stellen somit eine Gefahr für alle dar, die von den Neonazis als Feindbilder eingestuft werden.“ Die Beobachter fordern die Stadt Porta auf, dem Treiben der Mindener Jungs ein Ende zu setzen und das Konzert zu verbieten. Ein Mitarbeiter der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus geht davon aus, dass die ehemalige Gärtnerei regelmäßig für szeneinterne Aktivitäten genutzt wird. Von daher überrascht die Experten das angekündigte Konzert nicht. &bdquo;Nach 2022 ist es um die Mindener Jungs zwar ruhiger geworden, aber wir haben immer davor gewarnt, die Gruppe vorschnell für aufgelöst zu halten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie es erneut versuchen würden.“ &bdquo;Erfahrene Neonazis“ Der Experte spricht davon, dass die Gruppe lediglich eine geringere Sichtbarkeit habe. &bdquo;Das entspricht auch der Art und Weise, wie die Mindener Jungs schon länger agieren.“ Sie würden nicht durch öffentliche Aufmärsche in Erscheinung treten, sondern durch konspirativ organisierte Veranstaltungen für die Szene.“ Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus warnt davor, die Gruppe zu unterschätzen. &bdquo;Wir sprechen hier von erfahrenen Neonazis, die immer wieder einschlägig in Erscheinung getreten sind – auch in den letzten Jahren mit Bedrohungen politischer Gegner.“ Auch die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus fordert, dass die Behörden ihre Spielräume ausnutzen sollen. Ein Mitarbeiter nennt als Möglichkeiten strengere Auflagen bei Brandschutz und Nutzungsgenehmigungen, konsequente Kontrollen vor Ort sowie einen klaren Blick auf die Finanzierung. Er betont, dass die kommerziellen Konzerte regelmäßig Orte von Straftaten seien, bei denen der Hitlergruß gezeigt werde oder verfassungsfeindliche Symbole und Parolen zu beobachten seien. Das sagt die Bürgermeisterin Bei der Stadt Porta ist das Konzert schon seit einigen Tagen Thema. &bdquo;Wir werden unsere rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, sind nicht untätig, beraten uns täglich dazu und stehen mit allen Behörden im Austausch“, versichert Bürgermeisterin Anke Grotjohann (Grüne) . Die Stadt bestätigt, dass nach 2022 offenbar keine öffentlichen Konzerte im Rahmen von privaten Feiern am Sprengelweg stattgefunden haben. Hinweise dazu habe sie nicht erhalten, insofern auch nicht gehandelt. Eine offizielle Musikveranstaltung sei für den 20. September auch nicht angemeldet worden, bei einer entsprechenden Aktivität werde man Sachverhalte prüfen und entsprechende Schritte unternehmen. Zuletzt betonte die Bürgermeisterin beim MT-Wahlforum, dass man die rechtsextreme Szene in der ehemaligen Gärtnerei im Griff habe. &bdquo;Werden polizeilichen Maßnahmen anpassen“ Überrascht von dem Konzert wurde das CDU-Ratsmitglied und der Vorsitzende des Bezirksausschusses Lohfeld/Veltheim, Thomas Möbius: &bdquo;Ich hatte mit mehreren Nachbarn Kontakt, ihnen ist zuletzt nichts aufgefallen, aber die Bestrebungen für Veranstaltungen gab es immer mal wieder.“ Er kündigt an, selbst an der Kundgebung teilzunehmen, die am 20. September um 17.30 Uhr in Veltheim nahe der ehemaligen Gärtnerei am Sportplatz starten soll. Zu der Demo hat auch die Polizei Minden-Lübbecke Informationen vorliegen. &bdquo;Wir haben Kenntnis von dem Konzert sowie der beabsichtigten Versammlung und werden unsere polizeilichen Maßnahmen entsprechend anpassen“, teilt Polizeisprecher Nils Schröder mit. Seit 2018 sollen insgesamt fünf Veranstaltungen in Veltheim stattgefunden haben. Die Immobilie hat offenbar eine große Bedeutung für die rechte Szene und die Mindener Jungs. Im aktuellen Verfassungsschutzbericht steht, dass sie auch Kontakte zu den Brothers of Honour unterhalten. Ihr Schwerpunkt liege auf der Vernetzung untereinander und dem Ausrichten von rechtsextremistischen Musikveranstaltungen. Befürworter von rassistischer Gewalt Die Ähnlichkeit des Namens &bdquo;Brothers of Honour“ mit der in Deutschland bereits seit 2000 verbotenen Gruppe &bdquo;Blood and Honour“ sei kein Zufall, sagen Beobachter der Szene. Sie ordnen die Gruppe als Nachfolgeorganisation der international tätigen rechtsextremen Organisation ein. Auch Dirk F., Mitstreiter des Mindeners Neonazis Marcus W., soll einst führend im verbotenen Blood-&-Honour-Netzwerk gewesen sein. Der Verfassungsschutz führt die Mindener Jungs als subkulturell geprägte Rechtsextremisten, die rassistische, fremdenfeindliche, nationalistische und antisemitische Positionen vertreten und rassistische Gewalt befürworten. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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