Schulabbrecher-Daten: Wie die Arbeitsagentur mit den Ländern ringt

Die Ampelkoalition hat sich mit dem neuen Weiterbildungsgesetz ein großes Ziel gesteckt: Jeder junge Mensch soll in Zukunft eine Ausbildung bekommen - auch ohne Schulabschluss. Doch allein 2021 verließen rund 47.500 Schülerinnen und Schüler die Schule ohne Beendigung der Hauptschule. Gleichzeitig fanden im selben Jahr nur knapp 13.000 junge Menschen ohne Abschluss einen Ausbildungsplatz. Ein zentrales Problem dabei: Die Arbeitsagenturen kriegen die Jugendlichen oftmals nicht zu greifen. Solche Daten müssten die Bundesländer eigentlich bereitstellen. Nicht zuletzt ist die Kontaktaufnahme zu ebendiesen jungen Menschen als Auftrag der Arbeitsagenturen im Sozialgesetzbuch geregelt. Doch offenbar wollen sich nicht alle Länder in die Karten gucken lassen. Nur sieben von 16 Bundesländern stellen die Daten laut Bundesagentur für Arbeit vollumfänglich bereit - und haben demnach auch die landesrechtliche Grundlage für die Datenübertragung geschaffen. Darunter Bremen, Hamburg, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz, wie die Länder mitteilten. Praktika zur Berufsfindung sollen gefördert werden Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit, sprach Anfang des Jahres gegenüber der "Rheinischen Post" von einer &bdquo;untragbaren Situation“ und forderte die Länder auf, ihrer Pflicht nachzukommen und die Informationen zu übermitteln. Seitdem sind zwar fünf Bundesländer hinzugekommen. Doch noch immer fehlt ein Großteil. Dabei könnten junge Menschen, die bisher nichts mit der Berufsberatung der Arbeitsagenturen zu tun hatten, durch die Datenübermittlung auch von der Ausbildungsgarantie profitieren, sagt die Bundesagentur für Arbeit dieser Redaktion. Neben dem Ziel der Ausbildungsgarantie, die Betroffenen mit verbesserten Beratungsangeboten erfolgreich in die Ausbildung zu lotsen, fördert die Arbeitsagentur künftig Kurzpraktika zur Berufsorientierung. Darüber hinaus gibt es künftig einen Zuschuss für Heimfahrten als Anreiz für Ausbildungen in anderen Regionen. NRW will noch in diesem Jahr die rechtliche Grundlage schaffen Dem Bestreben des Bundes hinsichtlich der Ausbildungsgarantie hat fast kein Bundesland etwas auszusetzen – auch nicht jene Länder, die bei der Datenübermittlung hinterherhinken. Im Saarland teile man das Ziel &bdquo;jungen Menschen ohne Berufsabschluss den Zugang zu einer vollqualifizierenden, möglichst betrieblichen Berufsausbildung zu eröffnen“, wie es aus dem Bildungsministerium heißt. Für die Datenerhebung der Schülerinnen und Schülern fehle aber noch Rechtsgrundlage sowie Datenbasis. Ähnlich äußert sich Sachsen-Anhalt - ein Gesetzesentwurf soll bald das Parlament passieren. In Nordrhein-Westfalen ist ein solcher Entwurf bereits im Landtag eingebracht worden. Er soll noch in diesem Jahr die rechtliche Grundlage ermöglichen. Von der Ausbildungsgarantie erhoffe man sich, dass sie durch eine verzahnte Zusammenarbeit von Bund und Ländern ein Signal an junge Menschen sendet, die &bdquo;Ausbildung als Karriereoption wahrzunehmen“, so eine Sprecherin des Arbeitsministeriums. Das bayerische Wirtschaftsministerium stehe staatlichen Eingriffen kritisch gegenüber, hieß es. Die Ausbildungsgarantie wolle das Ministerium aber mittragen. Zudem ermöglicht ein neues Gesetz ab dem 1. August, die Daten von Jugendlichen ohne konkrete berufliche Anschlussperspektive an die Agentur zu übermitteln, sagte das Kultusministerium. In Thüringen soll eine überarbeitete Schulordnung zum Schuljahr 2024/25 in Kraft treten. Kritik aus Sachsen Kritik hagelte es seitens des sächsischen Kultusministeriums bezüglich der Pläne, die außerbetriebliche Berufsausbildung mehr jungen Menschen als bisher zugänglich zu machen: &bdquo;Wir sehen das Vorhaben - eine Ausbildungsgarantie mit staatlich finanzierten, vollzeitschulischen Angeboten – skeptisch, denn in Sachsen bleiben gegenwärtig viele betriebliche Ausbildungsplätze unbesetzt.“ Den Rechtsanspruch auf eine außerbetriebliche Berufsausbildung soll laut Gesetzgeber allerdings ein &bdquo;ultima ratio“ bleiben. An der primären Verantwortung wirtschaftlicher Betriebe bei der Ausbildung der Fachkräfte von morgen soll sich auch in Zukunft nicht ändern.

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