Neuer konservativer Hoffnungsträger: Wird Alberto Feijóo spanischer Premier?

Moderat, besonnen, kühl kalkulierend. So beschreiben seine Weggefährten den 61-jährigen Alberto Nuñez Feijóo. Ein Mann mit viel Regierungserfahrung, der sich in Spanien als politischer Manager und Siegertyp einen Namen machte – und dadurch zum konservativen Hoffnungsträger aufstieg. In der kommenden nationalen Wahl Ende Juli hat der überzeugte Europäer, der &bdquo;mehr Europa“ fordert, gute Chancen, Spaniens neuer Regierungschef zu werden. Dass Feijóo, der erst seit einem Jahr an der Spitze der konservativen Volkspartei steht, siegen kann, bewies er gerade erst bei den Kommunal- und Regionalwahlen. Seine Konservativen fügten den bis dahin dominierenden Sozialdemokraten eine schwere Niederlage zu. Ein Schock für Spaniens sozialdemokratischen Premier Pedro Sánchez, der sich gezwungen sah, die nationale Parlaments- und Regierungswahl auf den 23. Juli vorzuziehen. &bdquo;Wir haben den Anfang gemacht, um einen neuen politischen Zyklus einzuleiten“, sagte Feijóo nach dem Wahlsieg. Tausende Anhänger feierten vor der Parteizentrale in Madrid ihren neuen Star und skandierten immer wieder: &bdquo;Feijóo, Regierungschef.“ Doch der Konservative behielt auch in dieser Stunde des Triumphs kühlen Kopf. &bdquo;Es ist noch nicht so weit.“ Er habe noch ein gutes Stück Arbeit vor sich. Feijóo wählte Sozialdemokraten &bdquo;Feijóo ist abergläubisch“, berichtet einer seiner Mitarbeiter. &bdquo;Er sieht nichts als gesichert an, bevor es nicht wirklich erreicht ist.“ Was weiß man noch über den Spitzenpolitiker, der in seiner Partei als &bdquo;ruhiger, aber zuverlässiger Steuermann“ bezeichnet wird? Zum Beispiel, dass er als junger Mann nicht die Konservativen, sondern die Sozialdemokraten wählte – &bdquo;aus Überzeugung“, wie er freimütig bekannte. Und dass er seinen Traum, Richter zu werden, abschreiben musste, weil seine Eltern nicht das Geld für die teure Ausbildung aufbringen konnten. Feijóo, Sohn eines Stromwerkarbeiters und geboren im 60-Einwohner-Dorf Os Peares in der ländlichen Provinz Ourense, konnte zwar ein Jurastudium abschließen. Er musste sich jedoch schnell einen Job suchen und wurde 1985 Verwaltungsangestellter in seiner westspanischen Heimatregion Galicien. Er machte bald berufliche Karriere. Sein Talent katapultierte ihn nach Madrid, wo er mehrere Jahre den nationalen Gesundheitsdienst und später die staatliche Post dirigierte. Erst spät, mit 41 Jahren, trat er in die konservative Volkspartei ein, die ihn zurück nach Galicien schickte und ihn mit einem Ministerposten in der Regionalregierung belohnte. 2009 stieg er zum galicischen Ministerpräsident auf und bewies einen guten Machtinstinkt: Vier Mal holte er die absolute Mehrheit. Koalition mit Rechtspopulisten nicht ausgeschlossen Im Frühjahr 2022 trat der verheiratete Vater eines Sohnes als Galicien-Präsident ab und folgte einem Hilferuf der Konservativen nach Madrid, um seine tief zerstrittene Partei aus der Krise und wieder an die nationale Macht zuführen. Diesem Ziel ist der Kino- und Bruce-Springsteen-Fan nun ziemlich nahe. Der jüngste Triumph bei den Kommunal- und Regionalwahlen dürfte ihm weiteren Rückenwind verleihen. Den wird er brauchen. Laut Umfragen kann Feijóos Volkspartei bei der nationalen Parlaments- und Regierungswahl am 23. Juli nicht mit der absoluten Mehrheit rechnen. Die Konservativen werden wohl zum Regieren, wie schon in vielen Rathäusern und Regionen, die Hilfe der rechtspopulistischen Partei Vox benötigen. Diese ist europaskeptisch, fremdenfeindlich und leugnet den Klimawandel. Ein Pakt mit der Rechtspartei dürfte also für Feijóo, der als &bdquo;gemäßigter Konservativer“ gilt, nicht einfach werden.

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