Wo Frauen in der Politik unterrepräsentiert sind - und warum

Düsseldorf/Berlin. Vor und nach Wahlen rückt sie verstärkt in das öffentliche Bewusstsein: die ungleiche Aufteilung von Frauen und Männern in der Politik. Die zeigt sich aktuell wieder in der Diskussion um die personelle Neuaufstellung der CDU. Als mögliche Nachfolger Armin Laschets werden fast ausnahmslos Männer gehandelt, dazu allesamt aus NRW. Auch in der SPD wurde dieses Problem zuletzt sichtbar, als es um die Neubesetzung für das Amt des Bundestagspräsidenten ging. Wäre das an den populären Fraktionschef Rolf Mützenich gegangen, hätte die SPD mit dem wahrscheinlichen Kanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gleich drei entscheidende Ämter mit Männern besetzt. Mit der Nominierung von Bärbel Bas wich die SPD dieser Falle gerade noch aus. Die Auswüchse des Frauen-Problems in der Politik zeigen sich derweil auch an der Basis – bei einem Blick auf die NRW-Landesverbände. In der CDU sind Frauen an wichtigen Stellen deutlich unterrepräsentiert. Während sich in den Reihen der fünf Vize-Landesparteichefs aktuell immerhin zwei Frauen befinden, sind die Vorsitzenden der acht Bezirke im Land – auch &bdquo;Bezirksfürsten" genannt – allesamt Männer, wie zum Beispiel Ralph Brinkhaus für den Bezirk OWL. Ein ähnliches Bild zeigt sich auf Kreisebene. Die sieben Kreisvorsitzenden in OWL sind allesamt Männer. Und in der CDU-Landtagsfraktion befinden sich Frauen ebenfalls deutlich in der Unterzahl. Die Bilanz: 72 Abgeordnete, davon 18 Frauen. Mit anderen Worten: Drei von vier Abgeordneten sind Männer. 35 Prozent Frauen in der SPD-Fraktion Dass es sich dabei nicht allein um ein Problem der CDU handelt, zeigt ein Blick auf die SPD. Von fünf Vize-Landesparteichefs sind ebenfalls zwei Frauen. Die Landtagsfraktion der SPD besteht aus 24 Frauen – und 45 Männern. Macht einen Frauen-Anteil von rund 35 Prozent. In der Minderheit sind Sozialdemokratinnen auch auf Kreisebene in OWL. Hier finden sich mit Wiebke Esdar (Bielefeld) und Ellen Stock (Lippe) zwei weibliche Vorsitzende. Anders läuft es bei den Grünen in NRW. Sechs ihrer 14 Landtagsabgeordneten sind weiblich, also fast jede zweite. Detlef Sack ist Politikwissenschaftler an der Bergischen Universität Wuppertal und bis vor Kurzem an der Uni Bielefeld. In seinen Augen handelt es sich um ein strukturelles Problem, dessen Ursache auf kommunaler Ebene liegt. Im Gleichstellungsatlas des Landes falle ein &bdquo;dramatisches" Defizit von Frauen in kommunalen Verwaltungspositionen wie dem Bürgermeisteramt sowie in Stadträten auf. &bdquo;Frauen kommen offenbar schon dort nicht zum Zuge", so Sack. Das führe dazu, dass sie keine Chance hätten, Netzwerke zu knüpfen, sich politisch zu stärken und in andere Politikfelder wie die Landes- oder Bundespolitik auszustrahlen. Es handele sich dabei um kein reines CDU-Problem, unterstreicht auch Sack. Von 31 NRW-Landräten drei weiblich Tatsächlich zeigt ein Blick auf kommunaler Ebene: Von 31 Landräten in NRW sind nur drei weiblich, darunter Anna Bölling aus dem Kreis Minden-Lübbecke. Auffällig: Auch die zwei weiteren Landrätinnen in NRW, Silke Gorißen (Kreis Kleve) und Eva Irrgang (Kreis Soest) gehören der CDU an. Andere Parteien? Fehlanzeige. Ähnlich groß ist die Diskrepanz unter den Oberbürgermeistern in NRW: Vier Frauen und 18 Männer. Laut Sack ist das Problem in der CDU meist größer als bei anderen Parteien, da sich die CDU immer wieder gegen eine Frauenquote ausgesprochen habe. &bdquo;Eine Quote führt aber dazu, dass sich Türen öffnen und sich die Frauen im Amt qualifizieren können." Es sei künftig auch Aufgabe von Hendrik Wüst, diese Problematik anzugehen und in den Gremien auf eine gesunde Mischung mit Vertretern aus Stadt und Land sowie auf Frauen unterschiedlicher Milieus zu setzen, so der Politikwissenschaftler. Wüst soll auf dem Landesparteitag der CDU am Samstag in Bielefeld als Nachfolger Laschets gewählt werden und somit den mächtigen Landesverband anführen. Esdar formuliert eine ganz praktische Forderung: &bdquo;Wir müssen Nachtsitzungen von Gremien einschränken, weil sie das Familienleben belasten und gerade viele Frauen vor politischem Engagement abschrecken." Neben Quotenregelungen sei es vor allem wichtig, dass sich Frauen untereinander organisieren, so Esdar.

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