Städte- und Gemeindebund NRW

Diskussion um Verbot von Einfamilienhäusern: "Mit der Realität nichts zu tun"

Der Städte- und Gemeindebund in NRW lehnt pauschale Regulierungen oder gar Verbote für Einfamilienhäuser ab. Wichtig seien handlungsfähige Kommunen.

Wunschtraum: Haus mit Garten. | © Symbolfoto: Pixabay

Ingo Kalischek
15.02.2021 | 15.02.2021, 18:45

Düsseldorf. In der aktuellen Debatte über Einfamilienhäuser spricht sich der Städte- und Gemeindebund auf Anfrage von nw.de gegen pauschale Regulierungen und Verbote aus. Hintergrund sind jüngste Aussage von Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter, der mit seiner Kritik am Bau von Einfamilienhäusern eine hitzige Debatte ausgelöst hat.

„Die Diskussion um ein Verbot von Einfamilienhäusern hat mit der Realität in den meisten Städten und Gemeinden nichts zu tun. Vor Ort brauchen wir Gestaltungsspielräume. Ökologie und Häuserbau sind dabei kein Widerspruch, im Gegenteil", sagt der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds NRW, Christof Sommer. Die sparsame Nutzung von Flächen, nachhaltiges Bauen und bedarfsgerechtes Planen - all das sei in den Kommunen gelebte Praxis, so Sommer.

Auslöser der aktuellen Debatte ist die Entscheidung von SPD und Grünen im Bezirk Hamburg-Nord, in den neuen Bebauungsplänen keine Einfamilien- und Reihenhäuser auszuweisen. Hofreiter gab ihnen Rückendeckung, indem er über Einfamilienhäuser sagte, dass sie zu viel Fläche und Energie verbrauchten und zudem die Zersiedlung vorantrieben. Die Grünen betonen aber, dass Hofreiter keineswegs ein Bauverbot gefordert hatte - das Image der strengen "Verbotspartei" wollen sie sich nicht anhängen lassen.

"Es braucht keine Verbote"

Christof Sommer, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds NRW, sagt weiter: „Zur Wahrheit zählt, dass die Lage regional sehr unterschiedlich ist." In Wachstumsregionen wie der Rheinschiene und in Teilen von Westfalen gehe es um jeden Quadratmeter, andernorts kämpften Kommunen mit schrumpfender Bevölkerung. Sommer: "Da braucht es keine pauschale Regulierung oder gar Verbote, sondern handlungsfähige Kommunen." Die wüssten am besten, was für die Entwicklung vor Ort am besten geeignet sei.

Das Bauministerium in NRW schreibt in seinem Wohnungsgutachten über den Wohnungsneubaubedarf in NRW bis 2040, dass die "stetige Ausweisung neuer Bauflächen für Ein- und Zweifamilienhäuser immer noch einer der Motoren für den fortschreitenden Flächenverbrauch" ist. "Vor allem freistehende Einfamilienhäuer beanspruchen überdurchschnittlich viel Fläche, dadurch ist insbesondere in ländlichen Regionen eine hohe Flächeninanspruchnahme pro Person zu verzeichnen."

In dem Bericht heißt es weiter: "Neben negativen ökologischen Auswirkungen (u.a. zunehmende Bodenversiegelung, potenziell höheres Verkehrsaufkommen) könnte eine hohe Neubautätigkeit im Ein- und Zweifamilienhäuser-Segment auch zu einer Verschärfung der Leerstandsproblematik beitragen". Deshalb sei eher eine Fokussierung auf Bestandsobjekte und deren Modernisierung wünschenswert.

Eigenes Haus mit Garten als Wunschtraum

Das eigene Haus mit Garten sei noch immer für viele Bürger der "Wunschtraum", heißt es in dem Bericht weiter. Im Kreis Höxter zum Beispiel befänden sich 71 Prozent aller Wohneinheiten im Ein- und Zweifamilienhäuser-Segment, heißt es in dem Bericht. Die Kommunen haben laut Ministerium die Möglichkeit, die Nachfrage durch die Schaffung eines entsprechenden Angebots zu steuern.

Durch attraktive eigenheimähnliche Wohnformen wie zum Beispiel verdichtete Stadthaus-Typologien könne zumindest ein Teil der Nachfrage in kompakte Wohnformen gelenkt werden. Als Beispiel führt das Ministerium einen strukturierten Generationenwechsel auf, wodurch sich die Nachfrage nach kleineren altersgerechten Wohnungen in zentraler Lage erhöhe würde. Im Gegenzug wäre ein geringerer Neubau von Einfamilienhäusern nötig.