Politik

Bielefelder Jens Teutrine zum Vorsitzenden der Jungen Liberalen gewählt

Der 26-Jährige folgt auf Ria Schröder, die nach zwei Jahren an der JuLi-Spitze nicht mehr kandidierte. Parteichef Lindner gratuliert und chattet via Livestream mit den Mitgliedern.

Jens Teutrine hat von den Jungliberalen beim Bundeskongress in der Stadthalle Bielefeld einen gewaltigen Vertrauensvorschuss erhalten. | © Barbara Franke

29.08.2020 | 29.08.2020, 19:18

Bielefeld. Mit überwältigender Mehrheit haben die Delegierten des 60. Bundeskongresses der Jungen Liberalen (JuLis) Jens Teutrine zu ihrem neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Insgesamt 91 Prozent der 170 Delegiertenstimmen entfielen auf den 26-jährigen Philosophiestudenten, der keinen Gegenkandidaten hatte. Er tritt die Nachfolge von Ria Schröder ab, die nach zwei Jahren im Amt nicht erneut angetreten war. Zu den ersten Gratulanten des Bielefelders gehörte in der Stadthalle Parteichef Christian Lindner.

Lindner nahm sich gut eine Stunde für den Parteinachwuchs Zeit - sowohl für den in der Halle als auch an den Rechnern überall in der Republik. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Kongress nämlich nur mit stark reduzierter Teilnehmerzahl und mit einem strengen Hygienekonzept durchgeführt. Etwa 45 Minuten nahm sich Lindner Zeit, im moderierten Live-Chat - mit dem im übrigen die gesamte Veranstaltung begleitet wurde - auf die Fragen der JuLis einzugehen.

Via Livestream hatte auch Mutter Gudrun den Erfolg ihres Sohnes miterleben können und es sich nicht nehmen lassen, im Anschluss direkt via Handy zu gratulieren. Für Jens Teutrine, der auch Landesvorsitzender in NRW ist, ist die digitale Partizipation wichtig, nicht nur bei der jetzigen Veranstaltung der Julis, die im übrigen ihre Satzung so verändert haben, dass auch künftige Kongresse digital beraten können. Der 26-Jährige möchte die Digitalisierung vor allem im Bildungssystem voranbringen und das Thema fest im Wahlprogramm der FDP verankern. Ein Thema, das von der GroKo verschlafen worden sei.

Sozialen Aufstieg durch gute Bildung zu ermöglichen ist eines der Kernthemen des Bielefelders, der selbst keine einfache Bildungsbiografie hat. Mit einer Sprachstörung auf einer Sonderschule eingeschult, ist der erste der Familie, der Abitur gemacht, die Uni besucht und Philosophie und Sozialwissenschaften studiert, wie er im NW-Gespräch erzählt hat. "Chancen hängen leider viel zu häufig noch vom sozialen Hintergrund ab. Das widerspricht unserer Idee einer liberalen Gesellschaft." Statt der x-ten Rentenerhöhung müssten endlich ein elternunabhängiges Bafög und ein Kinderchancengeld beschlossen werden, dass die Kinderarmut effektiv angehe.

Und nun ist er der erste der Familie, der politische Karriere machen will. Teutrine kandidiert für den Stadtrat und er hat durchaus auch den Einzug in den Bundestag 2021 im Visier. Und er will als Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen nun dazu beitragen, dass die FDP im kommenden Jahr nach der Wahl wieder Teil des Bundesregierung wird. 2017 hatte die Partei ein Ergebnis von 10,7 Prozent erzielt. Und Jens Teutrine will sich dafür einsetzen, dass das Wahlalter bei Bundestagswahlen auf 16 Jahre gesetzt wird. Es sei falsch zu glauben, junge Menschen seien politisch nicht interessiert.