Berlin

Zehn Jahre nach der Katastrophe: Dr. Motte will wieder Loveparade

Am 24. Juli 2010 starben bei dem Technofestival 21 Menschen. Ein Prozess gegen Mitarbeiter läuft immer noch. Trotzdem will der bekannte DJ die Parade wieder aufleben lassen.

Loveparade-Erfinder Dr. Motte hält 2015 in Duisburg an der Unglücksstelle der Loveparade 2010 eine
Kerze. Betroffene und Angehörige wollen im Rahmen der «Nacht der 1000
Lichter» in Duisburg an die Katastrophe bei der Loveparade 2010
erinnern. | © Picture Alliance

13.01.2020 | 13.01.2020, 15:04

Berlin/Duisburg (dpa).  Der Berliner DJ Dr. Motte möchte wieder eine Loveparade in Berlin starten - zehn Jahre nach dem verheerenden Loveparade-Unglück in Duisburg. Dazu wollen er und sein Team der gemeinnützigen GmbH „Rave the Planet" Spenden sammeln, wie der 59-Jährige am Montag in Berlin ankündigte. „Wir stellen die Frage: „Wollt Ihr eine neue Loveparade?" Über das Spendensammeln können wir herausfinden, ob das überhaupt gewollt wird von der Welt", so Dr. Motte.

Der DJ und seine Mitstreiter machen sich auch für den Erhalt der Technokultur stark - angesichts der zunehmenden Schwierigkeiten von Clubs, die um ihre Existenz kämpfen. Ihr Plan dazu: Die elektronische Tanzmusik bei der Unesco als immaterielles Weltkulturerbe schützen lassen. In diesem Jahr soll der Antrag gestellt werden. Außerdem wollen sie einen offiziell anerkannten Feiertag der elektronischen Tanzmusikkultur initiieren.

Dr. Motte (bürgerlich: Matthias Roeingh) hatte vor gut 30 Jahren die Loveparade in Berlin gegründet. 150 Technofans tanzten damals 1989 unter dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen" auf dem Kurfürstendamm. Später wurde daraus ein Millionenspektakel, der Rave wurde von einem anderen Veranstalter übernommen. Seit dem verheerenden Unglück bei der letzten Loveparade in Duisburg 2010 gibt es die Veranstaltung nicht mehr.

21 Tote, mehr als 650 Verletzte

Am 24. Juli 2010 war es auf dem überfüllten Festivalgelände zu einer Massenpanik gekommen. Im einzigen Zu- und Abgang zum Gelände kamen dabei zu viele Menschen zusammen. Besucher wurden erdrückt und niedergetrampelt. 21 Menschen starben, mehr als 650 wurden verletzt.

Ein Prozess wegen fahrlässiger Tötung gegen seit Ende 2017 geführt. Angeklagt wurden sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Mitarbeiter des Veranstalters. Das Verfahren gegen die Mitarbeiter der Stadt und einen Festivalmitarbeiters wurde Anfang 2019 wegen geringer Schuld eingestellt. Die Entscheidung gilt als umstritten. Der Prozess gegen drei Loveparade-Mitarbeiter läuft weiterhin.