Pollenflug-Saison ist aufgrund der durch den Klimawandel veränderten Blühzeiten mittlerweile fast ganzjährig, doch die Hauptzeit für Heuschnupfen ist weiterhin das Frühjahr. Der Großteil der Pollenallergiker kämpft mit lästigen Symptomen wie Fließschnupfen. Darunter immer mehr Menschen, die zum ersten Mal damit konfrontiert werden und nicht genau wissen, ob sie nur erkältet sind oder unter Heuschnupfen leiden.
„Der Allergiebedarf hat massiv zugenommen. Das fällt uns schon sehr auf“, sagt Sybille Elies-Kramme, Hals-Nasen-Ohrenärztin aus Bielefeld und Vorsitzende des dortigen HNO-Bezirksverbandes. Immer mehr Menschen hätten in den vergangenen Jahren wegen entsprechender Allergien behandelt werden müssen.
Laut einer Studie der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) stieg die Zahl der von Heuschnupfen geplagten Menschen zwischen 2011 und 2021 um 11,5 Prozent an. Frauen sind demnach öfter betroffen als Männer. Außerdem wurde eine Pollenallergie auffällig oft bei Erwachsenen mittleren Alters diagnostiziert. Aber auch in der Altersgruppe zwischen 70 und 74 Jahren verdoppelte sich die Zahl der Pollenallergiker.
Welche Pollen liegen aktuell in der Luft?
Nach den Frühblühern starten laut dem Wetterdienst Donnerwetter jetzt die Bäume ihren Pollenflug. Vor allem die Pollen der Birke machen aktuell vielen Allergikern zu schaffen. Und es sind insbesondere diese, die oftmals sehr heftige Reaktionen auslösen. In den milderen Regionen Deutschlands machen sich erste Pollen von Pappeln und Ulmen auf den Weg. Im Westen und Südwesten steht darüber hinaus der Birkenpollenflug in den Startlöchern.
Im Februar war es die Haselblüte (Corylus), die landesweit eingesetzt hatte und sich vielerorts auf oder kurz vor ihrem Höhepunkt befand. Aufgrund der niedrigen, teils dauerfrostigen Temperaturen der vergangenen Monate hatten es die Pollen allerdings schwer, die Allergiebetroffenen zu erreichen. Auch der Erlenpollenflug war bereits im Februar gestartet. Vereinzelt blühten außerdem frühe Vertreter der Zypressengewächse, der Ulme oder des Ahorns.
Was sind die Symptome einer Pollenallergie?

Eine Pollenallergie, umgangssprachlich auch Heuschnupfen genannt, kann verschiedene Symptome verursachen. Allergieauslöser ist laut „Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst“ eine Überempfindlichkeit auf die in der Luft umherfliegenden Baum- und Gräserpollen. Diese lösen bei den betroffenen Menschen eine akute Reizung der Schleimhäute von Augen, Nase und/oder Bronchien aus.
Die Pollenbelastung kann nach Angaben des vom Bundesgesundheitsministerium geförderten Allergieinformationsdienstes des Helmholtz Zentrums folgende Hauptsymptome verursachen:
- Fließschnupfen („laufende Nase“)
- Juckende, verstopfte Nase
- Häufiger Niesreiz
- Tränende, juckende, entzündete Augen
Betroffene würden sich zudem oft erschöpft fühlen und über Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Appetitlosigkeit klagen. Auch Hautreaktionen wie Schwellungen, Ekzeme oder Ödeme könnten die klassischen Heuschnupfen-Symptome begleiten.
Da laut Allergieinformationsdienst häufig die Bronchien in Mitleidenschaft gezogen werden, zählen Husten, Halsschmerzen und Atemnot ebenfalls zu den Symptomen des Heuschnupfens.
Lesen Sie auch: Pollensaison 2024 hat im Februar begonnen
Ab welchem Alter entwickeln Kinder Heuschnupfen?
Laut Experten tritt Heuschnupfen bei Kindern unter zwei Jahren nur selten auf. Nach Angaben vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte steigt das Erkrankungsrisiko mit zunehmendem Alter allerdings an. Während in der Altersgruppe der 3- bis 6-Jährigen knapp 5 Prozent der Kinder von einer Reizung ihrer Schleimhäute aufgrund der Pollenbelastung betroffen seien, seien es bei den 7- bis 10-Jährigen 10,5 Prozent und unter den 14- bis 17-Jährigen 18,4 Prozent.
Warum ist eine frühzeitige Behandlung von Heuschnupfen wichtig?
Der Allergieinformationsdienst weist darauf hin, dass ein unbehandelter Heuschnupfen „zu ernsthaften, oft chronischen Folgeerkrankungen führen“ könne. Dazu zählten eine generelle Überempfindlichkeit der Schleimhäute, aber auch das deutlich gefährlichere allergische Asthma, „eine ständige Entzündung der unteren Atemwege mit Anfällen von Atemnot“.
Deshalb sollten die Symptome der Pollenbelastung nicht erst dann ernst genommen werden, wenn aus gelegentlichen Halsschmerzen bereits anhaltende Beschwerden der Atemwege geworden sind. Laut Deutschem Allergie- und Asthmabund sei das Ignorieren der Symptome riskant, da „in bis zu 40 Prozent der nicht sorgfältig behandelten Heuschnupfenfälle ein Etagenwechsel zum allergischen Asthma bronchiale erfolgen“ könne.
Frühe Anzeichen für einen solchen Etagenwechsel der Allergie, also für einen Übergang vom allergischen Schnupfen zum allergischen Asthma, sind laut Allergieinformationsdienst:
- Trockener, sekretarmer Reizhusten
- Brennen hinter dem Brustbein beim Einatmen
- Bei Kindern Nachlassen der sportlichen Leistung
- Häufige Infekte der tieferen Atemwege (Bronchitis)
Wie wird auf eine Pollenallergie getestet?
Da die Symptome der Pollenbelastung einer Erkältung ähneln, vermuten viele Menschen zunächst einen grippalen Infekt als Ursache ihrer Beschwerden. „So manch allergischer Neuzugang therapiert seinen Heuschnupfen falsch und nimmt zum Beispiel abschwellende Nasensprays. Das ist nicht optimal“, heißt es dazu vom Deutschen Allergie- und Asthmabund.
Für eine optimale Behandlung sollte daher im Zweifel ein Allergietest gemacht werden. Dieser ermöglicht zudem eine genaue Bestimmung, auf welche Pollen allergisch reagiert wird. Denn Hasel, Birke, Beifuß und Co. haben jeweils andere Blühzeiten. Dadurch können sich Pollenallergiker auf die Zeiten im Jahr einstellen, an denen sie besonders betroffen sind.
Laut „Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst“ umfasst die Diagnostik beim Arzt zunächst eine Erhebung der bisherigen Krankheitsgeschichte. Anschließend erfolge in der Regel ein Allergietest an der Haut, der sogenannte Pricktest. Dabei wird eine geringe Menge des Pollenallergenextraktes in die Haut am Arm oder am Rücken injiziert, um so auf eine Überempfindlichkeit zu testen. Zur Absicherung oder falls der Hauttest nicht eindeutig ausfällt, könne zudem ein Bluttest zum Nachweis von Antikörpern durchgeführt werden.
Um eine erste Einschätzung auch ohne Arzt zu erhalten, empfiehlt die „Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst“ die App „Husteblume“ von der Techniker-Krankenkasse. Diese sei kostenlos nutzbar und erreiche über einen Fragen-Antworten-Test eine „recht gute Einschätzung zum Vorliegen einer Pollenallergie“.
Wie wird Heuschnupfen behandelt?
Nach Angaben vom Deutschen Allergie- und Asthmabund bringen frei verkäufliche antiallergische Medikamente schnelle Hilfe gegen Heuschnupfen. Diese Antihistaminika gibt es als Nasensprays, Augentropfen oder in Form von Tabletten. Sollten diese die Symptome nicht ausreichend lindern, sei der Gang zum Arzt dringend zu empfehlen.
Während Antihistaminika die Symptome mildern, ist für eine ursächliche Bekämpfung der Pollenallergie laut den Experten die sogenannte Hyposensibilisierung am besten geeignet. Die Erfolgsquote dieser spezifischen Immuntherapie liege bei rund 80 Prozent. Bei der Hyposensibilisierung wird dem Heuschnupfen-Patienten mit Beginn der pollenfreien Zeit eine stetig steigende Dosis an Pollenallergenen unter die Haut im Oberarm injiziert.
Durch diese Immuntherapie sollen sich die Betroffenen an den jeweiligen Allergieauslöser gewöhnen. Im Erfolgsfall reagiert der Körper in der Pollensaison dann nicht oder nur noch gering auf die in der natürlichen Umgebung vorkommende Pollenbelastung.
Was hilft sonst noch gegen Heuschnupfen?
Neben der klassischen Therapie mit Antihistaminika in Form von Nasensprays, Augentropfen und Tabletten oder einer Hyposensibilisierung (Immuntherapie) gibt es weitere Maßnahmen, um die Symptome einer Pollenallergie zu lindern.

Der Allergieinformationsdienst empfiehlt, den Kontakt mit den betreffenden Allergieauslösern auf ein Minimum zu reduzieren, um so die Reizung der Schleimhäute so gering wie möglich zu halten. Dafür sollten Betroffene zunächst einmal wissen, ob die Pollen, auf die sie allergisch reagieren, aktuell durch die Luft fliegen. Orientierung bieten zahlreiche Pollenflugvorhersagen. Eine seriöse Quelle ist der Pollenflug-Gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes.
An Tagen mit besonders hoher Pollenbelastung sollten Betroffene die Fenster von Wohnung und Auto möglichst geschlossen halten. Da sich der Pollenstaub dennoch in der Wohnung sammelt, sollte in der Pollensaison zudem häufiger feucht durchgewischt werden.
Auch das Wechseln der Kleidung beim Betreten der Wohnung kann helfen. Außerdem sollte die draußen getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer gelagert werden. Durch das Waschen der Haare vor dem Zubettgehen kann der Kontakt mit den Allergenen ebenfalls reduziert werden. Das Tragen einer Sonnenbrille im Freien kann dafür sorgen, dass weniger Pollen mit den Augen in Berührung kommen.
Der Deutsche Allergie- und Asthmabund empfiehlt auch eine Nasendusche zur Linderung der Symptome. Durch das Spülen der Gänge der Nasenhöhle mit einer Salzlösung würden Pollen und Sekret hinaustransportiert. Darüber hinaus können bestimmte Luftfilter Pollen aus der Luft ziehen. Allergiker sollten sich vor einem Kauf genau informieren, welche Geräte Pollen wie gut filtern können.