
Gleichheit ist die Parole des Geschlechterkampfes im 21. Jahrhundert. Alles, was Frauen leisten und tun, wird in vielen Ländern mittlerweile zumindest durch diesen Filter betrachtet und beachtet - auch wenn wir noch weit davon entfernt sind, Gleichheit erreicht zu haben.
Das gilt aber nicht für die vergangenen Jahrhunderte. Hier wurden Frauen, die sich hervor taten und aus den ihnen zugedachten Lebensweisen ausbrachen, entrechtet, benachteiligt, gedemütigt, weggesperrt aus dem öffentlichen Leben. Trotzdem haben viele von ihnen Großartiges geleistet, mit ihren Ideen und Taten als Revolutionärinnen, Künstlerinnen, Philosophinnen, Wissenschaftlerinnen, Politikerinnen und Tabubrecherinnen die Welt geprägt und verändert.
Egal, ob Persönlichkeiten längst vergangener Zeit oder im Hier und Jetzt: Zum Weltfrauentag stellen wir diese 21 berühmten Frauen vor, die als Heldinnen gefeiert werden oder wurden und die Sie unbedingt kennen müssen.
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Clara Zetkin (1857 - 1933)
Dass Frauen in Deutschland heute wählen gehen dürfen, verdanken wir zum großen Teil einer Frauenrechtlerin (auch wenn sie viele wichtige Mitstreiterinnen hatte). Denn Clara Zetkin war Mitglied der sozialistischen Frauenbewegung, die gemeinsam mit der bürgerlich-gemäßigten Frauenbewegung und der bürgerlich-radikalen Frauenbewegung ab dem Ende des 19. Jahrhunderts für das Frauenwahlrecht kämpfte.
Queen Elizabeth (1926-2022)
Mehr als 60 Jahre saß sie auf dem britischen Thron und prägte die Weltgeschichte in vielerlei Hinsicht. Zarte 26 war die Queen, als sie gekrönt wurde und damit ein Leben begann, dessen größte Herausforderung darin bestand, als Repräsentantin ihres Landes immer im Rampenlicht zu stehen, aber nie politisch sein zu dürfen. 14 verschiedene Premierminister und -ministerinnen empfing Queen Elizabeth über all die Jahre, den letzten, Boris Johnson, entließ sie zwei Tage vor ihrem Tod. Trotz ihrer reservierten Art wurde der Queen auch ein starker Sinn für Humor und große Unterhaltsamkeit nachgesagt. Ihr Sinn fürs Praktische zeigt sich schon daran, dass die Königin von England eine Ausbildung vorzuweisen hatte: Als Kfz-Mechanikerin und Lastwagenfahrerin.
Marie Curie (1867 - 1934)
In einer Zeit, in der Frauen in ihrem Heimatland Polen noch nicht mal studieren durften, schaffte es die spätere Physikerin und Chemikerin Curie an die Pariser Universität Sorbonne. Später war sie die erste Frau und die erste Professorin, die an der Hochschule lehrte. Sie entdeckte gemeinsam mit ihrem Mann Pierre Curie die Elemente Radium und Polonium und prägte den Begriff „Radioaktivität“. Curie ist die einzige Frau, der bislang mehrfach ein Nobelpreis verliehen wurde, außerdem die einzige Frau, die Nobelpreise in zwei verschiedenen Fachgebieten erhielt. Curie lernte aber auch schmerzhaft die Grenzen ihrer Zeit kennen: Weil sie eine Frau war, erhielt sie keinen Platz in der vielbeachteten Pariser Akademie der Wissenschaften. Und nach dem Bekanntwerden ihrer Affäre mit einem verheirateten Mann sah sich Curie massiven, teils auch antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt.
Zheng Yisao (1775 - 1844)
Es ist erstaunlich, dass die Geschichte der chinesischen Piratin nicht längst als amerikanischer Blockbuster verfilmt wurde. Denn ihr Leben gibt alles her, was es dafür braucht: Die Prostituierte aus Kanton heiratete 1801 einen mächtigen Piratenführer und übernahm nach dessen Tod seine Flotte. Zheng Yisao legte sich einen Liebhaber zu, ernannte den zum Befehlshaber und stellte strenge Gesetze und einen Verhaltenskodex für Piraten auf, der auch dem Schutz der Zivilbevölkerung dienen sollte. So wurden Ungehorsam und Vergewaltigung mit dem Tode bestraft. Im hohen Alter von 69 Jahren starb sie dann wohlhabend als Opiumschmugglerin und Besitzerin eines gutgehenden Spielcasinos.
Katharina die Große (1729 - 1796)
Der Titel verrät es wohl schon: Sie war die wohl mächtigste und berühmteste Frau ihrer Zeit, in der sie 34 Jahre lang das russische Reich als Zarin regierte. Ihre Verdienste: eine Verwaltung für das riesige Land einzurichten und das Bildungswesen zu reformieren. Den Beinamen trägt sie übrigens als einzige Herrscherin der Geschichtsschreibung.
Jessica Watson (*1993)
Die 16-Jährige umsegelte 2009/2010 als bis dahin jüngste Einhandseglerin die Welt. Eine Tat für die Weltgeschichte? Man kann darüber streiten, ob es sinnvoll ist, eine Jugendliche allein in einem Boot über die Weltmeere fahren zu lassen. Man kann auch darüber streiten, ob die Strecke wirklich so lang war, dass sie einmal um die Erde reichte. Viele Leute tun das auch. Fakt ist aber, dass es eine starke Leistung ist, alleine und mit 16 Jahren 43.000 Seemeilen zurückzulegen und Mama und Papa höchstens über Funk um Hilfe bitten zu können.
Coco Chanel (1883 - 1971)
Um den Werdegang der berühmten Modeschöpferin ranken sich etliche Legenden, die Coco Chanel selbst ins Leben rief, um ihre bitterarme Herkunft zu verschleiern. Denn „Gabrielle Chasnel“, wie Coco mit bürgerlichem Namen hieß, wurde als Tochter eines Hausierers und einer Wäscherin in einem Armenhaus geboren. Mit ihrem Ehrgeiz und ihrem untrüglichen Stilempfinden gelang es ihr, ein Modeunternehmen zu gründen, das bis heute milliardenschwer ist und zu den bedeutendsten der Branche gehört. Sie prägte einen völlig neuen Stil, erfand das „kleine Schwarze“ und mit Chanel Nr. 5 eines der berühmtesten Parfüms der Welt. Die Stärke, sich zu nehmen, was sie wollte, führte aber auch zu einem unrühmlichen Kapitel ihres Lebens, das hier nicht verschwiegen werden soll: Coco Chanel hatte eine mehrjährige Affäre mit einem deutschen Gestapo-Agenten, kollaborierte mit den Nazis und versuchte, sich über Verdrängung eines jüdischen Unternehmers zu bereichern.
Rosa Parks (1913 - 2005)
Viele Große der Geschichte kamen zu Ruhm und Ehre, indem sie aufstanden für ihre Rechte und Ziele. Rosa Parks machte Furore, indem sie sitzen blieb. Und zwar in einem Bus in einer kleinen Südstaaten-Stadt der USA, als sie ihren Platz für einen weißen Fahrgast räumen sollte. Der Vorfall sorgte für großes Aufsehen, bescherte der Bürgerrechtsbewegung von Martin Luther King großen Zulauf, und so trug Rosa Parks dazu bei, die staatliche Diskriminierung von Schwarzen in den USA abzuschaffen.
Margaret Sanger (1879 - 1966)
Unumstritten ist die berühmte Frauenrechtlerin und Krankenschwester bis heute nicht. Weil sich Sanger häufig und unreflektiert über Eugenik geäußert hat. Gleichzeitig verdanken wir Frauen aber auch ihr, dass wir entscheiden können, ob wir schwanger werden oder nicht. Denn die Frauenrechtlerin begründete die American Birth Control League, aus der später die deutsche Pro Familia hervorging. Sie setzte sich damit vehement für das weibliche Recht auf Empfängnisverhütung ein, verbreitete illegal Verhütungsmittel und vermittelte Carl Djerassi, dem Erfinder der Pille, eine steinreiche Geldgeberin, um sein Projekt in die Tat umzusetzen.
Beate Uhse (1919 - 2001)
Wo wir mit Margaret Sanger schon im Thema sind: Die eine kämpfte für Verhütungsmittel, die andere erfand alles, was Frauen brauchen, um die neue sexuelle Freiheit auch genießen zu können. Wobei man Beate Uhse Unrecht tut, wenn man sie auf eine Sexshop-Inhaberin reduziert. Mit originellen Ideen und unkonventionellen Denkweisen wurde sie eine der erfolgreichsten deutschen Unternehmerinnen, verlor ihren ersten Mann im ersten Jahr nach der Geburt ihres Sohnes durch ein Flugzeugunglück und arbeitete als eine von wenigen Frauen ihrer Zeit als Pilotin.
Pippi Langstrumpf (zeitlos)
Sie ist reich (Koffer voll Gold). Sie ist erfolgreich (kann ein Pferd heben). Sie ist Pilotin (fliegt nach Taka-Tuka-Land), Botanikerin (entdeckte den Spunk) und Hausbesitzerin (Villa Kunterbunt). Sie macht sich die Welt widde-widde-wie sie ihr gefällt. Und Pippi hat das ultimative Geschäftsmodell erfunden, die Wunderwaffe, mit der sie, wenn diese erstmal auf den Markt kommt, noch steinreicher wird: die Kummelus-Pille. Mit der werden wir Frauen nämlich niemals alt.
Hildegard von Bingen (1098 - 1179)
Sie ist gewissermaßen eine Superheldin des Mittelalters. Denn Hildegard von Bingen hatte so viel auf dem Kasten, dass selbst der Katholischen Kirche, die sich bekanntermaßen mit der Anerkennung von Frauen etwas schwer tut, nichts anderes übrig blieb, als sie heilig zu sprechen. Ein bahnbrechendes Ereignis. Hildegard von Bingens erster und erstaunlichster Verdienst war, dass sie lesen und schreiben konnte, Fertigkeiten, die Mädchen in ihrer Zeit kaum beigebracht wurden. Ihre Werke befassten sich mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Zwischen 1147 und 1150 gründete sie ihr eigenes Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen am Rhein. Und musste sich - na klar - mit Männern herumschlagen, die ihr den Erfolg nicht gönnten.
Malala Yousafzai (*1997)
Die pakistanische Kinderrechtsaktivistin ist die jüngste Friedensnobelpreisträgerin der Welt. Bereits mit elf Jahren veröffentlichte Malala in ihrem Blog ihre Ängste und den harten Alltag unter der Herrschaft der Terrororganisation Taliban. Aufgrund ihrer Nominierung für den Internationalen Kinder-Friedenspreis wurde ihr Pseudonym aufgedeckt. Am 9. Oktober 2012 überfielen Taliban den Schulbus, in dem Malala saß und verletzten sie und andere Mädchen schwer durch Schüsse. Malala überlebte mit schweren Kopf- und Halsverletzungen. Seit 2017 ist sie Friedensbotschafterin für die UN. Die Spuren des Krieges wird sie für immer tragen müssen.
Bertha von Suttner (1842 - 1914)
Die Aktivistin war eine der berühmtesten Personen der Friedensbewegung Ende des 19. Jahrhunderts. Ihr wichtigstes Werk: Das Buch „Die Waffen nieder!“, das 1989 erschien und in dem Suttner das Leben einer Frau schilderte, die vier Kriege erlebt. Als erste Frau überhaupt erhielt sie den Friedensnobelpreis. Tragischerweise - oder glücklicherweise? - starb sie genau in dem Jahr, in dem der Erste Weltkrieg begann.
Angela Merkel (*1954)
Seit 2004 veröffentlicht das Forbes-Magazin seine Liste der einflussreichsten Frauen. Seit 2010 wurde es im Hinblick auf den ersten Platz aber höchst langweilig, sie zu lesen. 2011: Angela Merkel. 2012: Angela Merkel. 2013: Angela Merkel. 2014: Na, raten Sie mal. 2015: Genau. 2016: Mhm. 2017: Jaja... Merkel war nicht nur die erste Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch die erste Person, die nach ihrer Gründung geboren wurde - und die erste Person aus dem Osten Deutschlands, die dieses Amt bekleidete.
Simone de Beauvoir (1908 - 1986)
Heute würde man sagen, im frühen 20. Jahrhundert war Paris „hip“ unter Dichtern und Denkern. Und so sah die Seine-Stadt eine Menge unkonventioneller Menschen, darunter Schriftsteller, Philosophen und Feministinnen. Die französische Schriftstellerin Simone de Beauvoir war alles zusammen, darüber hinaus mit einem überaus scharfen Verstand gesegnet und lebte zu allem Überfluss ein unkonventionelles Beziehungsmodell mit einem berühmten und ebenso klugen Mann (Jean Paul Sartre) und gleichzeitig mit einer Frau. Man muss keine Historikerin sein, um zu wissen, dass das zum damaligen Zeitpunkt höchst unkonventionell war. Oh là là!
Nicole Petignat (*1966)
Es gab Zeiten, in denen Dutzende Männer nach Nicole Petignats Pfeife tanzten. Die Schweizerin war nämlich die erste Frau, die als Schiedsrichterin im Männerfußball auch Spiele in den höchsten Profi-Ligen leitete, darunter das UEFA Cup-Spiel der Männer im August 2003. Im Jahr 2008 beendete Petignat ihre Karriere. Fortan widmete sich die Physiotherapeutin einer weniger populären, aber noch wertvolleren Tätigkeit: als Rollstuhlbasketballtrainerin beim CFR Jura in Delémont.
Ada Lovelace (1815 - 1852)
Informatik gilt bis heute als Männerdomäne und das ist insofern eine Schweinerei, als dass das erste Computerprogramm überhaupt von einer Frau geschrieben wurde. Von Ada nämlich, einer passionierten Mathematikerin, die es für einen nie fertiggestellten mechanischen Computer entwarf. Immerhin ist heute eine Programmiersprache nach ihr benannt. Und: Ada Lovelace hatte Glück in der Liebe: Sie heiratete einen tollen Mann namens William King. Der hatte zum einen kein Problem damit, dass seine Frau sich mit Mathematik beschäftigte (was damals eigentlich als unschicklich galt), sondern unterwanderte für sie auch die Grenzen einer rückständigen Gesellschaft: Er wurde Mitglied bei der Royal Society, um Zugang zu Bibliotheken zu erlangen, die Frauen nicht betreten durften und schrieb dort Artikel für Ada ab.
Oprah Winfrey (*1954)
Man kann über Oprah sagen, was man will, aber die Amerikanerin hat es als Königin des Talks einfach raus. Sie ist damit nicht nur die erste Afro-Amerikanerin, die Milliardärin wurde, Eigentümerin einer eigenen Produktionsfirma und Moderatorin der bekanntesten Talkshow der Welt, sie war auch die Einzige, die Radrennstar Lance Armstrong das entlockte, worauf alle warteten: seine Doping-Beichte. Mit dieser Erfolgsstory ist Oprah Winfrey natürlich ebenfalls Dauergast auf der Mächtigen-Liste im Forbes-Magazin.
Anja Niedringhaus (1965 - 2014)
59 Jahre alt wäre die mit dem Pulitzer-Preis geehrte Fotojournalistin Anja Niedringhaus aus Höxter heute. Doch der Krieg, den sie immer und immer wieder ablichtete, um seinen Schrecken der ganzen Welt zu zeigen, wurde ihr zum Verhängnis. 2014, einen Tag vor der Präsidentschaftswahl, wurde Anja Niedringhaus in Afghanistan erschossen. Dieses Risikos war sie sich immer bewusst. Doch ein schlichtes Credo trieb sie an. „Wenn ich es nicht fotografiere, dann wird es nicht bekannt“, sagte sie 2011 im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Und so gab es kaum einen Schauplatz, den sie und damit die Welt nicht sah: Kroatien, Bosnien, das Kosovo, Irak, Libyen, überall hielt Niedringhaus das Leid fest. Mehrfach wurde sie dabei selbst schwer verletzt. Ernsthaft ans Aufhören dachte sie nie, denn etwas anderes als Angst bestimmte ihr Leben: „Das Gefühl, das absolut Richtige zu tun.“
Gertrude Ederle (1905 - 2003)
Gertrude Caroline Ederle war eine US-amerikanische Schwimmerin und die erste Frau, die den Ärmelkanal durchschwamm. Noch mit 85 Jahren kraulte sie besonders gerne im Atlantik. Am 6. August 1926 durchschwamm Gertrude Ederle den Ärmelkanal zwischen Cap Gris-Nez und Dover, im Meeresarm zwischen dem Atlantik und der Nordsee. Die Amerikanerin benötigte dazu 14 Stunden und 32 Minuten und war damit über zwei Stunden eher am Ziel als der bisherige Weltrekordhalter. Sie wurde danach zur Ehrenbürgerin von New York ernannt.
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