Masturbation und Doktorspiele

Kita denkt Raum für sexuelle Spiele an - Stadt Kerpen reagiert

Die Kinder sollen sich in einen geschützten Raum zurückziehen können, „um sich körperlich zu entdecken“, heißt es in einem Konzept der Einrichtung. 

Das sexualpädagogische Konzept einer Kita in Kerpen, sah vor, dass sich Kinder sexuell ausprobieren dürfen. | © Monika Skolimowska/dpa

Moritz Trinsch
12.01.2024 | 12.01.2024, 19:39

„Sich selbst befriedigen“ oder „einander streicheln und erkunden“: Immer wieder sorgen sogenannten Kita-Schutzkonzepte für bundesweites Aufsehen und Verärgerung. Aktuell steht die St. Rochus-Kita in Kerpen (Rhein-Erft-Kreis) im Fokus, die den Kleinsten laut Konzept einen „Masturbationsraum“ angeboten haben soll.

In dem Schutzkonzept, das die Kita mittlerweile von ihrer Homepage genommen hat, aber noch im Ratsinformationssystem der Stadt Kerpen abrufbar ist steht: Die Kinder dürfen sich „ihren Bedürfnissen entsprechend in einen geschützten Raum zurückziehen, um sich körperlich zu entdecken und zu befriedigen (dies ist in öffentlichen Räumen und im Beisein Anderer nicht erlaubt).“

Kapitel 10 des Schutzkonzeptes behandelt das Thema "Selbtbefriedigung". - © Screenshot: Konzept St. Rochus
Kapitel 10 des Schutzkonzeptes behandelt das Thema "Selbtbefriedigung". | © Screenshot: Konzept St. Rochus

Weiter heißt es: Geschlechtsteile werden von den Erziehern klar als Penis und Scheide benannt, das gesellschaftliche Tabu des Themas ausgeklammert. „Wenn ein Kleinkind an seinen Geschlechtsteilen spielt und diese mit sichtlichem Genuss berührt, weiß es nichts davon, dass das, was es tut als unanständig oder schmutzig angesehen wird. Es erforscht und entdeckt seinen Körper und dort, wo es sich besonders gut anfühlt, verweilt es gerne“, erläutert das Konzept.

Auch Regeln für das „Doktorspiel“ sind enthalten. Unter anderem darf „nichts in Körperöffnungen gesteckt werden“ und der Altersunterschied der beteiligten Kinder „sollte nicht zu groß sein“.

Stadt Kerpen äußert sich zur Diskussion

Wie unter anderem der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet hat, hat die sexualpädagogische Idee für einige Irritationen gesorgt. Am Freitag hat die Stadt Kerpen erklärt, dass es bereits Anfang November 2023 ein Gespräch der Jugendämter mit der Leitung der Kita und dem Träger, dem Katholischen Kirchengemeindeverband Kerpen Süd-West gab.

Ergebnis des Vor-Ort-Termins: „Weder die Örtlichkeit der Kita selbst, noch der gewonnene Eindruck während des Ortstermins haben einen fragwürdigen oder abzulehnenden Eindruck hinterlassen.“ Die Stadt teilt mit, dass „das ursprüngliche Konzept missverständlich interpretiert werden“ konnte. Daher sei es seit November 2023 „in Überarbeitung“.

Auch der NRW-Landtag hat sich auf Anfrage der AfD-Fraktion mit dem Thema befasst. Die Meinung des Parlaments war eindeutig. Räume zur Selbstbefriedigung für Kita-Kinder gehörten nicht zur frühpädagogischen Praxis.

Jugendamt stoppt Körpererkundungsraum in Hannover

Einen ähnlichen Fall hat es im Sommer 2023 in Hannover gegeben. Eine dortige AWO-Kita hatte in einem Elternbrief angekündigt, einen „Körpererkundungsraum“ einrichten zu wollen. Wie der Nachrichtensender „n-tv“ schreibt, heißt es in dem Brief: „Jedes Kind entscheidet selber, ob und mit wem es körperliche und sexuelle Spiele spielen will.“ Mädchen und Jungen sollen sich „streicheln und untersuchen“ können, aber „nur so viel, wie es für sie selbst und andere Kinder angenehm ist“.

Zahlreiche Eltern meldeten sich und übten Kritik. Das Landesjugendamt Niedersachsen stoppte letztlich die Pläne der Kita-Leitung.

Doktorspiele in Nebenräumen plante laut einem Artikel der „Welt“ auch eine Rheinberger Kita. Eine Regel sei, dass Kindern erklärt wird, „dass keine Gegenstände in Körperöffnungen (z.B. Genitalien) eingeführt werden“.