Schadstoffbelastung

Strohhalme aus Pappe: Plastik-Alternative offenbar gesundheitsschädlich

Papiertrinkhalme geben offenbar Schadstoffe an Getränke ab. Die Verbraucherzentrale NRW warnt vor der Nutzung und empfiehlt Mehrweg-Produkte.

Wasserlösliche Schadstoffe in Strohhalmen werden zur Gefahr für Verbraucher. | © Pixabay

Phyllis Frieling
25.07.2023 | 25.07.2023, 17:59

Bielefeld. Papier statt Plastik - klingt gut, ist es aber nicht immer. Das sagt jetzt die Verbraucherzentrale über Trinkhalme. Seit Juli 2021 sind Einwegtrinkhalme aus Plastik EU-weit verboten. Die Alternativen aus Papier sind bei einigen Verbraucherinnen und Verbrauchern sowieso schon unbeliebt - viele schmecken eben einfach nach Pappe oder weichen auf. Offenbar ist das aber nicht das einzige Problem: Studien belegen die Gesundheitsgefahr der "Öko-Trinkhalme".

Die Verbraucherzentrale NRW warnt jetzt vor krebserregenden Inhaltsstoffen in den Papptrinkhalmen. Denn Papier weicht in Wasser eigentlich auf oder zerfasert. Um dem vorzubeugen, geben Hersteller dem Papier Harze zu. Und diese geben jetzt offenbar Anlass zur Sorge: In mehreren Studien wurden Schadstoffe im Getränk nachgewiesen.

Eine amerikanische Studie untersuchte 2021 "biologisch abbaubare" Trinkhalme. 38 Halme, die über Amazon bestellt wurden, wurden auf PFAS (Perfluoralkylsubstanzen) untersucht. 36 der Halme gaben mittelflüchtige Fluorchemikalien ab, die eigentlich nicht zur Imprägnierung von Papier verwendet werden. Möglicherweise wurden diese nicht absichtlich eingesetzt. Zudem konnten die Chemikalien im Wasser nachgewiesen werden.

Druckfarben und Chemikalien im Getränk

Das Chemische Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA Stuttgart) und das Kantonale Untersuchungslabor St. Gallen testeten 13 beziehungsweise 15 Papptrinkhalme aus Supermärkten oder dem Gastronomiehandel. Kern der Untersuchungen waren Geschmack und Schadstoffe.

Die Schweizer wiesen nach, dass die Hälfte der Halme den Geschmack des Getränks beeinflussten. Acht der Trinkhalme gaben Chlorpropanole an die Flüssigkeit ab - und zwar über dem Richtwert der BfR-Empfehlung (Bundesinstitut für Risikobewertung). Chlorpropanole können krebserregend wirken. Mehr als 80 Prozent der in der Schweiz untersuchten Papiertrinkhalme wurden wegen Geschmacksbeeinträchtigung und oder Freisetzung von Chlorpropanolen oder Druckfarbenbestandteilen beanstandet.

Auch die Stuttgarter fanden in sechs von 13 Trinkhalmen Werte für Chlorpropanole, die über dem Richtwert der BfR lagen. Eine Studie mehrerer europäischer Verbraucherverbände kam zu einem ähnlichen Schluss.

Sichere Alternativen

Lebensmittelverpackungen aus Papier seien gesetzlich nicht streng genug geregelt, schreibt die Verbraucherzentrale NRW. Immer wieder fiele eine Belastung mit Schadstoffen wie Chlorpropanolen, Mineralölen oder Organofluorverbindungen (PFAS) auf.

Papiertrinkhalme sollen die ökologische Alternative zu Plastikstrohhalmen sein. Doch Einwegprodukte seien nie ressourcenschonend, so die Verbraucherzentrale NRW - auch nicht aus Papier. Empfehlenswert seien Mehrweg-Trinkhalme aus Edelstahl oder Glas.