Interview

Sport nach der Corona-Erkrankung: Worauf muss ich achten?

Klaus-Peter Mellwig ist Oberarzt und Leiter der sportkardiologischen Abteilung in der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie und Angiologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW mit Sitz in Bad Oeynhausen. Im Interview antwortet er auf die drängendsten Fragen von Hobbysportlern.

Nach der Corona-Erkrankung sollte man nur langsam wieder mit dem Sport einsteigen. | © Symbolbild: Pixabay

Jemima Wittig
25.06.2022 | 25.06.2022, 17:07

Wann kann ich als Hobbysportler mit dem Sport nach der Coronaerkrankung wieder anfangen?

Nach einer Coronaerkrankung gilt für den Hobbysportler, dass eine Trainingspause von etwa zwei Wochen nach positivem Test eingehalten werden sollte, sofern keine Beschwerden bestehen. Handelt es sich um einen unkomplizierten Verlauf (Husten, Halsschmerzen, Fieber über wenige Tage) wird eine Pause von zwei bis vier Wochen empfohlen. Liegt zusätzlich eine Lungenentzündung vor, sollte die Sportpause mindestens vier Wochen betragen. Bei einer Herzmuskelentzündung empfiehlt die Europäische Gesellschaft für Kardiologie, unabhängig von der Ursache und Ausprägung, eine drei- bis sechsmonatige Sportpause. Der Wiedereinstieg in den Sport, das Herantasten an die gewohnten sportlichen Belastungen ist ganz entscheidend vom Verlauf der Erkrankung abhängig

Sollte ich mich vorher vom Arzt untersuchen lassen?

Treten während oder nach der Infektion Beschwerden auf wie Brust- oder Herzschmerzen, Luftnot, Herzrhythmusstörungen, Übelkeit oder Erbrechen, sollte man einen Arzt aufsuchen.

Womit fange ich an?

Man sollte nicht gleich wieder voll mit dem Training einsteigen, sondern besser ein moderates Aufbautraining machen. Das hängt aber auch vom Sport und vom Pensum ab, das man vorher geleistet hat. Als Fußballspieler sollte man sich zum Beispiel nicht gleich am nächsten Sonntag aufs Feld stellen.

Uhren messen inzwischen Werte wie den Blutdruck. Sollte ich mich nach der Infektion mit solchen Hilfsmitteln selber überwachen?

Herzfrequenz und -rhythmus, Sauerstoff und EKG - das alles können Uhren inzwischen messen. Wenn man Vergleichswerte von vor der Infektion hat, sollte man darauf achten, ob etwa Blutdruck oder Herzfrequenz erhöht sind. In dieser Pandemie ist jeder selber gefordert auf sich und Auffälligkeiten zu achten.

Woran merke ich, ob ich doch zu früh angefangen habe?

Das Leistungsvermögen ist geringer.

Was kann im schlimmsten Fall passieren, wenn ich mich nicht schone?

Verschiedene Organe können bei der Corona-Erkrankung betroffen sein. Im Vordergrund stehen hier die Lunge und das Herz. Es kann zum Beispiel zu einer Komplikation wie einer Herzmuskelentzündung oder Lungenschädigung kommen. Umfangreiche diagnostische Maßnahmen sind erforderlich, um das Ausmaß zu beurteilen. In diesem Falle sind Trainingspausen bis zu sechs Monaten angesagt.

Kann ich auch in der Isolierung schon etwas tun, wenn ich mich körperlich dazu in der Lage fühle?

Gegen leichte Übungen spricht nichts.

Was sind also die wichtigsten Tipps in Kürze?

Sportkardiologe Klaus-Peter Mellwig, Oberarzt der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie und Angiologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW mit Sitz in Bad Oeynhausen. - © Jürgen Krüger
Sportkardiologe Klaus-Peter Mellwig, Oberarzt der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie und Angiologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW mit Sitz in Bad Oeynhausen. | © Jürgen Krüger

Es macht keinen Sinn, direkt voll einzusteigen. Man muss gezielt nach innen horchen: Habe ich schnell Luftnot, steigt meine Herzfrequenz? Das sind Anzeichen dafür, dass man zu früh zu viel gemacht hat. Dann muss man den Trainingsaufwand reduzieren. Das merkt man aber eigentlich schnell.