Rassismus-Debatte

"Mohrenbrauerei" macht nach Shitstorm mehr Umsatz

Darf mit dem Mohrenkopf geworben werden oder stärkt die Kunstfigur rassistische Rollenbilder? Das Beispiel einer Brauerei zeigt: Zuspruch und Ablehnung können manchmal nah beieinander liegen.

Rassistisch oder Teil der Firmengeschichte? Debatten um Logos mit Mohrenköpfen wie "MEINL-Mohr" reißen nicht ab. | © picture alliance/VIE7143

Juliet Ackermann
08.10.2020 | 08.10.2020, 21:31

Kopf und Name des Mohren prangen heute noch vereinzelt auf Schokoladen- und Kaffeeverpackungen. Gehört die Figur des Mohren abgeschaft, weil sie nicht mehr zeitgemäß und rassistisch ist, oder ist sie als Teil einer kolonialen Vergangenheit zu sehen, die nicht einfach ausradiert werden kann? Vor dem Hintergrund der Rassismus-Debatte, ausgelöst vom gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA, ist ein Diskurs darüber entbrannt, wo Rassismus im Alltag alles zu finden ist und wo er abgeschafft gehört.

Dass auf heftige Kritik große Beliebtheit folgen kann, zeigt der Fall der österreichischen "Mohrenbrauerei". Das Unternehmen geht auf Josef Mohr zurück, der 1784 in Dornbirn eine Gaststätte mit angeschlossener Brauerei eröffnete. Er nannte sein Haus "Zum Mohren" und verwendete hierfür das Familienwappen, auf dem ein Mohr zu sehen ist. Die Karrikatur des Mohren mit dicken Lippen und krausen Haaren wird heute noch als Logo der Biermarke verwendet.

Logo soll abgeändert werden

Die Geschäftsführung und Mitarbeiter der "Mohrenbrauerei" waren im Sommer im Zuge der Rassismus-Debatte stark angefeindet und im Netz beleidigt worden. Die Facebook-Seite des Unternehmens ist inzwischen offline. Der große Hass schlug dann aber in Sympathie um: Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, drückten besonders Einheimische in Gesprächen, E-Mails, aber auch mit Käufen ihre Verbundenheit zur Marke aus. "Es hat sich gezeigt, dass wir als regionales Unternehmen eine starke Community haben, die voll zur Marke steht und uns in der schwierigen Zeit den Rücken gestärkt hat", wird Geschäftsführer Heinz Huber zitiert.

Die Produktnachfrage wurde offenbar so groß, dass Zusatzschichten gefahren werden müssen. Für November ist nach Informationen der Augsburger Allgemeinen nun ein Markengespräch angesetzt, bei dem mögliche Änderungen am Logo diskutiert werden könnten. An der Namensgebung soll sich jedoch nichts ändern.

Reismarke "Uncle Ben's" bekommt neuen Namen

Auch der US-Lebensmittelkonzern Mars reagierte auf Rassismus-Vorwürfe: Er will das Logo seiner Reismarke "Uncle Ben's" umgestalten und ab kommenden Jahr in "Ben's Original" umbennen.

Außer an Lebensmittelverpackungen findet sich die Figur des Mohren auch in Straßennamen und in der Literatur wieder. Um Kinder für rassistische Rollenbilder stärker zu sensibilieren, sprach sich jüngst Nordrhein-Westfalens Familien- und Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) dafür aus, Kinderbücher mit veralteten Begriffen wie "Neger" durch Zusatztexte zu ergänzen. Klassiker wie "Jim Knopf" oder "Pippi Langstrumpf" sollen demnach Erläuterungen enthalten, die Begrifflichkeiten und Zusammenhänge einordnen.