Berlin. Viele Menschen haben Sorgen, weil sich das Coronavirus ausbreitet. Eine Nutzerin auf Twitter etwa schrieb kürzlich: „Ich war heute früh mal einkaufen, nachdem ich mich mit Bekannten aus Piemonte, Norditalien, über die Situation vor Ort ausgetauscht habe. Dort sind teilweise die Supermärkte leer." Dazu postete sie ein Foto von ihrem Einkauf, auf dem einige Flaschen Speiseöl, mehrere Packungen Nudeln und weitere Lebensmittel zu sehen sind.
Einen Vorrat an Lebensmitteln für zehn Tage solle jeder Privathaushalt generell lagern, rät das Bundesamt für Katastrophenschutz in Bonn. Unabhängig vom Coronavirus gilt dieser Rat für mögliche Naturkatastrophen und Ausfälle öffentlicher Infrastruktur wie etwa der Wasserversorgung. Unter anderem sollten pro Person, die im Haushalt lebt, 20 Liter Trinkwasser vorhanden sein.
Seit mehrere Städte in Norditalien unter Quarantäne gestellt wurden, die Bevölkerung nur noch ausnahmeweise hinein- oder herausfahren darf, fragen sich einige Leute, ob so etwas auch in Deutschland droht. Zuständig wären für solche Maßnahmen zunächst die kommunalen Gesundheitsbehörden in Zusammenarbeit mit den Landesregierungen. Vom Gesundheitsministerium in Schleswig-Holstein hieß es dazu jedoch: Es „besteht zurzeit keine Veranlassung", sich auf Sperrungen des Zugverkehrs oder die Abriegelung von Städten vorbereiten. Auch die Behörden anderer Länder hielten den Ball flach.
"Mit Import einzelner Fälle auch nach NRW muss gerechnet werden"
Die offizielle Risikoanalyse in Deutschland fällt differenziert aus. „Mit einem Import von einzelnen Fällen auch nach Nordrhein-Westfalen muss gerechnet werden", sagte Karl-Josef Laumann, Gesundheitsminister Nordrhein-Westfalens. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sah es ähnlich: „Wir müssen damit rechnen, dass" die Krankheit „sich auch in Deutschland ausbreiten kann".
Allerdings betonte das Robert-Koch-Institut, die zentrale Bundeseinrichtung der Krankheitsüberwachung: „Gegenwärtig gibt es noch keine Hinweise auf eine anhaltende Viruszirkulation in Deutschland, so dass die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland aktuell weiterhin als gering eingeschätzt wird."
Zur Frage möglicher Quarantäne geben mehrere Bundesländer auf Anfrage Entwarnung. „Abstrakte Planungen im Rahmen des Katastrophenschutzes liegen vor", teilte das Gesundheitsministerium in Kiel zwar mit. Schränkte dann aber ein: „Derartig weitgehenden Maßnahmen wie in Italien würde eine gründliche Abwägung sowie die Prüfung der Verhältnismäßigkeit und weniger eingreifender Maßnahmen vorausgehen." Für ein solches Vorgehen gebe es „derzeit keinen Anlass".
"Ganze Regionen unter Quarantäne zu stellen, könnte nur angeordnet werden."
Das niedersächsische Gesundheitsministerium schrieb: „Tatsächlich gibt das Infektionsschutzgesetz derzeit nicht her, dass, wie in China oder nun Italien, ganze Ortschaften abgeriegelt werden. Ganze Regionen unter Quarantäne zu stellen ist in unseren Pandemieplänen nicht vorgesehen. Dies könnte nur im Katastrophenfall angeordnet werden."
Das NRW-Ministerium verweist auf Paragrafen im Infektionsschutzgesetz, denen zufolge Quarantäne beispielsweise für kranke Bürgerinnen und Bürger angeordnet sowie öffentliche Veranstaltungen verboten werden können. „Das aktuelle Geschehen in Italien hat derzeit keine direkten Auswirkungen auf die Situation in Baden-Württemberg", hieß es im Sozialministerium in Stuttgart.