Parkland (dpa). Nach dem Massaker in Florida haben sich Schüler wütend gegen die laschen Waffengesetze und gegen den Umgang mit der Waffenlobby in den USA gewendet. Allen voran Emma Gonzalez, die viele mit ihrer Wutrede aufrüttelte. Sie selbst war bei dem Amoklauf an ihrer High School in Parkland dabei, als Niklas C. am Mittwoch 17 Menschen tötete.
„An jeden Politiker, der Spenden von der (Waffenlobby-Organisation) NRA annimmt: Schande über euch!", rief Emma Gonzales Schülerin der High School in Parkland bei einer Protestkundgebung vor Hunderten Menschen.
An der Demonstration in Fort Lauderdale (Florida) nahmen zahlreiche Menschen von der betroffenen Schule teil, die das Blutbad mit 17 Toten am Mittwoch überlebt hatten. Lehrer und Vertreter mehrerer Gemeinden schlossen sich an. In leidenschaftlichen Reden brachten junge Leute neben ihrer Trauer um Schulkameraden den Zorn darüber zum Ausdruck, dass sich trotz einer nicht abreißenden Serie von Bluttaten an Schulen und anderen Einrichtungen nichts an den laschen Waffengesetzen in den USA geändert habe.
„Sie sagen, dass striktere Waffengesetze nichts an Waffengewalt ändern würden - wir nennen das Blödsinn!", rief Emma Gonzales, während sie sich Tränen aus den Augen wischte. „Genug ist genug!"
Einen gänzlich anderen Blick auf die Problematik offenbarte hingegen US-Bildungsministerin Betsy DeVos. Sie sagte auf Nachfrage in einer konservativen Radio-Talkshow, dass Bundesstaaten die Möglichkeit hätten, Lehrer an ihren Schulen zu bewaffnen. „Ich denke, das sollte Teil der breiteren, härter geführten Debatte darüber sein, wie wir solche Vorfälle in Zukunft verhindern können."
„Sie sagen, dass ein guter Mensch mit einer Waffe einen bösen Menschen mit einer Waffe stoppen kann - wir nennen das Blödsinn!", sagte indes Emma Gonzales bei der Kundgebung in Fort Lauderdale.
Am Mittwoch hatte der 19-jährige Nikolas Cruz in der Marjorie Stoneman Douglas High School in Parkland - etwa 50 Kilometer von Fort Lauderdale entfernt - mit einer halbautomatischen Waffe das Feuer eröffnet, nachdem er kurz vor Schulschluss einen Feueralarm ausgelöst hatte.
Seine Opfer kamen wegen des Alarms arglos aus den Klassenzimmern, als er um sich schoss. 17 Menschen starben. Der Täter ließ sich danach widerstandslos festnehmen. Medien berichteten unter Berufung auf das FBI, er habe seine Waffe legal erworben.
Hätte man den Amoklauf verhindern können? Es gab Hinweise
Das FBI musste inzwischen auch zugeben, hinsichtlich des späteren Todesschützen frühzeitig gewarnt worden zu sein. Ein Anrufer hatte auf dessen Obsession für Waffen hingewiesen - und darauf, dass Cruz womöglich einen Überfall auf eine Schule plane, wie FBI-Chef Christopher Wray vor dem Wochenende einräumte.
Weil der Anruf des Zeugen vom 5. Januar aber nicht weitergegeben wurde, erreichte er die Polizei vor Ort nicht. Justizminister Jeff Sessions ordnete eine Untersuchung der Polizeiarbeit vor den tödlichen Schüssen an: „Es ist jetzt klar, dass es Warnsignale gegeben hat und dass Hinweisen an das FBI nicht nachgegangen wurde", sagte er. Der Gouverneur von Florida, Rick Scott, forderte den Rücktritt von FBI-Chef Wray.
US-Präsident Donald Trump hat bislang jede Äußerung zu den Waffengesetzen vermieden. Stattdessen kritisierte er das FBI. Es habe zu viele Ressourcen auf den Versuch verwendet, Verbindungen seines Wahlkampfteams mit Russland zu beweisen - und deshalb den Tipp zu Cruz verpasst. „Geht zurück zu den Grundlagen und macht uns alle stolz!", schrieb er auf Twitter.
Politiker aus beiden großen politischen Lagern kritisierten die Bundespolizei und forderten Aufklärung. „Es ist unentschuldbar, dass das FBI den vorgeschriebenen Abläufen nicht gefolgt ist", sagte der republikanische Senator Marco Rubio aus Florida.