Meinung

Die AfD, der Problemmieter

Ein Jahr hat die Rechtspartei noch Zeit, dann muss sie eine neue Zentrale finden. Die AfD will im Zentrum Berlins präsent sein. Auch einen solchen Ort muss die Hauptstadt aushalten - und schützen.

Blick auf die bisherige Bundesgeschäftsstelle der AfD im Berliner Ortsteil Reinickendorf. | © Jörg Carstensen/dpa

Jan Sternberg
26.09.2025 | 26.09.2025, 15:39

Problemmieter will kein Hauseigentümer haben. Mal angenommen, Sie hätten im Innenhof Ihres gemieteten Hauses eine wilde Party gefeiert, bei der Dutzende vom Verfassungsschutz beobachtete Rechtsextreme anwesend gewesen wären, Sie hätten zudem die Fassade angestrahlt und alles wäre weltweit in den Abendnachrichten zu sehen gewesen – dann hätten Sie vermutlich auf dem Immobilienmarkt große Schwierigkeiten, eine neue Unterkunft zu finden.

Wenn Ihr jetziger Vermieter dann noch herumerzählt, Sie hätten ihn erpressen wollen, weil er mit Ihnen im Mietvertrag keinen neuen Kredit von der Bank bekäme – dann würden sich diese Probleme potenzieren.

Und wenn dann noch dazukäme, dass gewaltbereite Linksextreme jeden ins Visier nehmen, der Ihnen Unterschlupf gewährte, hätten Sie gar keine Optionen auf dem Mietmarkt mehr.

AfD hat auf dem Berliner Mietmarkt keine Chance mehr

Genau da steht heute die AfD. Sie hat nach dem Urteil des Landgerichts Berlin genau ein Jahr Zeit, Räumlichkeiten für eine neue Bundesgeschäftsstelle zu finden. Die Meinungsumfragen führt die in Teilen rechtsextreme Partei aktuell an. In der Geschäftswelt aber ist sie in vielen Teilen Deutschlands ein Paria, in der Hauptstadt noch mehr als anderswo.

Gerichtsentscheidung: AfD muss ihre Geschäftsstelle 2026 räumen

Einen neuen Vermieter wird die AfD in der Hauptstadt aus den drei genannten Gründen nicht mehr finden. Sie muss als Käufer auftreten. Finanziell dürfte das kein Problem sein – die Partei schwimmt im Gold. Und wenn es teurer wird, müssen die Mitglieder ran und per Crowdfunding den Traum der Parteispitze nach einer repräsentativen Immobilie in der Hauptstadt erfüllen.

Solch eine neue Geschäftsstelle wäre höchstwahrscheinlich regelmäßiges Ziel von Demonstrationen und auch von Attacken. Die Versammlungsfreiheit muss dann genauso respektiert werden wie das Eigentum der AfD. Berlin wird auch eine AfD-Zentrale im Zentrum der Stadt aushalten - und schützen - müssen.