
Die Novellierung des Kinderbildungsgesetzes – schon beim Lesen dieses Begriffs steigen wohl viele aus. Natürlich klingt das richtig und wichtig, aber eben auch nach Aufgaben und Inhalten, die mit der praktischen Lebenswelt von Familien scheinbar nicht viel zu tun haben: Verwaltung, Ausstattung, Finanzierung.
Was vielen nicht klar ist: Wird diese Reform nun verpasst oder abgeschwächt, was Träger, Kommunen und Bildungsverbänden befürchten, wird sich das unmittelbar und für Jahre auf die Jobs und Geldbeutel von Vätern und Müttern auswirken und auch auf die Gesundheit von Kindern. Denn wenn jetzt mit einem neuen Kinderbildungsgesetz nicht entscheidende Weichen gestellt werden, können viele Träger in der Region Ostwestfalen-Lippe nicht mehr lange weitermachen. Die Folge: Es wird immer weniger Personal geben, immer weniger Betreuungszeit, immer weniger Qualität und Sicherheit in den Kitas und letztlich auch immer weniger Einrichtungen.
Dazu muss man sich klarmachen, was hier in NRW gerade passiert: Es gibt nicht genug Geld, um die Qualität in der Kinderbetreuung zu halten. Also wird die Qualität überall durch gezielte Maßnahmen durch das Land systematisch und strukturell gelockert und abgebaut.
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Mehr Geld für Ausbildung von Fachkräften ist der einzige Weg
Mit Kitahelfern als Geringverdiener, die offiziell keine pädagogischen Arbeiten mit Kindern vornehmen dürfen, dies in der Realität der Not in vielen Einrichtungen aber längst tun. Mit der Aufweichung von Sicherheitsstandards, sodass mittlerweile schon an zehn Tagen im Jahr eine Fachkraft 60 Kinder betreuen darf. Gezielt wird auch seit Jahren nicht mehr Geld in die Ausbildung von Fachkräften gesteckt, der einzige Weg, der Abwärtsspirale entgegenzutreten.
Familienministerin Josefine Paul (Grüne) wird nicht müde, diese Aushöhlung des Systems als Sicherheit und Stabilität für Eltern zu verkaufen, die sich auf Betreuung verlassen können müssen. Dabei ist es genau dieser Kurs, der das Betreuungssystem in NRW in den Kollaps geführt hat.
Noch wird vielerorts die Illusion aufrechterhalten, dass es irgendwie geht. Durch Raubbau an der Gesundheit des Personals, durch nicht gemeldete Personalunterbesetzung, durch Kaschierung und Überarbeitung. Die so suggerierte Verlässlichkeit aber auch nur noch eine Illusion, eine Blase, die jederzeit platzen kann. Und dann wird es bitter für Familien, denn so einfach lässt sich eine kaputt gesparte Trägerlandschaft mit all ihren Angeboten auch nicht wieder herstellen.
Darum bleibt auch für Familien nur zu hoffen, dass Schwarz-Grün bei der angekündigten umfassenden Kibiz-Revision bleibt. Bei den beiden anderen wichtigsten Wahlversprechen im Koalitionsvertrag, dem dritten beitragsfreien Jahr und der kostenfreien Verpflegung, gucken sie jetzt schon in die Röhre.