Meinung

Sparen an der Notlösung: Neuer Tiefpunkt in der Kita-Politik in NRW

Heimlich, still und leise hat das Land die Fördermittel für die Alltagshelfer gekürzt. Dabei ist die Maßnahme schon der Sparkurs. In den Augen unserer Autorin Anneke Quasdorf ist das unwürdig.

Erneut hat das Land die Fördermittel für die Alltagshelfer in den Kitas gekürzt. Dabei ist die Maßnahme schon der Sparkurs. | © Pixabay (Symbolbild)

Anneke Quasdorf
08.07.2025 | 08.07.2025, 05:00

150 Euro weniger pro Monat und pro Stelle erhalten Kitas in NRW künftig für ihre Helfer in der Not. Mit der betroffenen Trägerlandschaft hat Familienministerin Josefine Paul darüber vorher anscheinend nicht gesprochen. Lange angekündigt worden war ihnen aber genau das Gegenteil, nicht die Kürzung der Mittel, sondern ihre Verstetigung. Nun sitzen die finanziell ohnehin klammen Träger vielerorts auf Festverträgen, die sie im Vertrauen auf die zugesagten Fördermittel abgeschlossen haben, und erhalten die nötige Refinanzierung doch nicht.

Um das Ausmaß der Bitterkeit und Empörung zu verstehen, die derzeit in den Kitas um sich greift, sei daran erinnert, dass die Maßnahme Alltagshelfer bereits nur die Notlösung und der Sparkurs ist. Denn seit Jahren investiert Familienministerin Josefine Paul explizit nicht in die Gewinnung von pädagogischen Fachkräften, die das System so bitter nötig hat. Stattdessen lockert sie Qualitätsstandards und füllt die Lücken mit Laien.

Mittlerweile haben sich alle Menschen im System damit arrangiert. Vielerorts sind die Helfer nicht mehr wegzudenken, sie entlasten die Erzieherinnen und Erzieher, damit diese sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können: die Bildung und Förderung von Kindern. Nun wird hier auch noch gekürzt, und das nicht zum ersten Mal.

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Keine Entwürfe für die Kibiz-Reform

Es ist ein unwürdiger Sparkurs, der dazu noch schlecht bis gar nicht kommuniziert wird. Ein ums andere Mal stößt Familienministerin Paul damit jene Menschen vor den Kopf, die das System auf Kosten ihrer eigenen Gesundheit am Laufen halten. Unvergessen ist bei ihnen bis heute zum Beispiel der muntere Motivationsbrief der Ministerin zum Start des Kitajahres 2023. In heiteren Worten bagatellisierte Paul hier die massiven Probleme, die Unterfinanzierung und die Unterbesetzung in den Kitas, die immer wieder auch zur Gefährdung der Kinder führen, weil die Aufsicht nicht gewährleistet ist.

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Lange haben deshalb alle Beteiligten mit Spannung die Reformierung des Kinderbildungsgesetzes Kibiz erwartet. Es wäre eines der wichtigsten Vorhaben von Paul, denn die Neugestaltung ist überfällig, um die Finanzierung der Träger und damit die Qualität in den Kitas zu sichern und zu verbessern. Stand heute scheint es dafür noch keinerlei offizielle Entwürfe zu geben. Aus Spannung ist unter Fachleuten längst die Gewissheit geworden, dass sie auch für 2026 nicht auf Unterstützung aus Düsseldorf zählen können.