
Die Menschen brauchen die Kirche und ernst zu nehmende Vorbilder aus ihren Reihen. Was zwar für viele ein Rätsel ist und Grund für Ablehnung, ist für andere Heimat, Trost, Botschaft, Ermutigung und Hoffnung. Anders ist kaum zu erklären, dass mehr als 150.000 Menschen in drei Tagen am offenen Sarg des verstorbenen Papstes Franziskus vorbei defiliert sind, um Abschied vom Oberhaupt der katholischen Kirche zu nehmen. Darunter erstaunlich viele junge Leute.
Zu dessen Beisetzung werden 200.000 Menschen erwartet. Dabei sind Staats- und Regierungschefs und -Chefinnen aus 130 Ländern. Wem sonst wird weltweit diese Anteilnahme und Aufmerksamkeit entgegengebracht?
Im Alltagsgetöse wird oft über Papst und Kirche gelächelt, wenn nicht sogar abfällig abgewinkt. Was hat der alte Mann schon zu sagen? Wo ist seine Macht? Er kann keine Kriege beenden, das Klima nicht retten, die Umwelt nicht beschützen, den Schwachen und Armen kaum konkret helfen. Er kann nur all dessen gemahnen, weil er das Wort und den Glauben hat. Er redet den Mächtigen ins Gewissen, liest ihnen indirekt die biblische Botschaft vor.
Kirchen als Bastion gegen Autokraten
Deshalb brauchen die Menschen einen wie Papst Franziskus. Und sie brauchen christliche Kirchen, die evangelische und Freikirchen sind dazu zu zählen, die sich politisch einbringen. Wenn sie sich nicht zu sehr mit sich selbst beschäftigen. Sie sind eine Bastion, gegen Autokraten, Despoten und Machtmenschen, die Freiheiten und Gleichheit der Menschen mit dem Bulldozer wegräumen oder wegräumen wollen.
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Noch widersetzen sie sich oft der Einflussnahme des Staates. Von den Russisch-Orthodoxen unter der Despotie Putins abgesehen. Sie sind nicht frei von Fehlern und Schuld die Kirchenleute und Kirchenfürsten. Sie sind aber bei allem Schrumpfen in westlichen Ländern unverzichtbar im Kampf gegen Tyrannei, weil sie gemeinsam nach wie vor der größte Verein der Welt sind, die Milliarden Menschen vertreten.
Forderung von CDU-Politikerin Klöckner ist unsinnig
Deshalb ist es auch unsinnig, wenn die neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) die Kirchen auffordert, weniger politisch zu sein. Sie selbst akzeptiert die Kirche ja als politischen Faktor, denn zur Beisetzung des politischen Papstes Franziskus hat sie ihr Erscheinen angekündigt.
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Genau das Gegenteil sollte der Fall sein, wie es der Lebenslauf von Franziskus, aber auch zahlreichen unbekannteren Gläubigen zeigt. Kirchen sind ein Korrektiv im Alltag. Für den oder die Einzelne, aber auch für Staaten. Sie können Wegweiser und Kompass sein. Mit ihr und Menschen wie Papst Franziskus und unzähligen ihrer Vertreter bleibt mehr Hoffnung in der Welt. Das zeigen die weltweite Anteilnahme und die langen Menschenschlangen vor der dem Petersdom.