
Da sind einige alte weiße Männer nach Frankreich gekommen. Genau diesen alten weißen Männern und ihren Kameraden, die längst gegangen sind, haben wir Unglaubliches zu verdanken. Die Veteranen des D-Days haben als junge Männer ihr Leben riskiert, Tausende haben es verloren, bei der Invasion der westlichen Alliierten im Juni 1944 in der Normandie, um Europa zu befreien. Ohne sie gäbe es vermutlich keine Freiheit, keine Gleichheit, keine Demokratie in Europa. Wahrscheinlich in diesen Tagen auch keine EU-Wahlen.
Die militärische Gegenwehr der westlichen Demokratien, besonders auch der kommunistischen Sowjetunion mit ihrer Roten Armee, hat die Dunkelheit des Nazi-Terrors Deutschlands aus Europa vertrieben. Sie wollten nicht unter deutscher Nazi-Herrschaft leben und wohl auch nicht länger zusehen, wie Millionen Menschen - weit überwiegend Juden- industriell umgebracht wurden. Unter unglaublichen Opfern auf allen Seiten. Vor genau 80 Jahren begann unter Qualen die Geburt des freien, friedvollen, ja glücklichen Europas in Verständigung und Wohlstand. Dessen wird heute in Nordfrankreich gedacht und das ist gut. Das dürfen wir nie vergessen.
Putin müsste auch an der Gedenkveranstaltung teilnehmen
Denn schon wieder macht sich in Europa die Gewalt anheischig, die Oberhand zu gewinnen. Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine mag nur ein Anfang sein. Man weiß es nicht wirklich. Deshalb wäre es klug gewesen, auch Russland zu den Gedenkveranstaltungen mit US-Präsident Biden, König Charles, Frankreichs Präsident Macron und Bundeskanzler Scholz einzuladen (und den internationalen Haftbefehl gegen Putin für diesen Tag auszusetzen). Selbst Präsident Wolodymyr Selenskyj aus Kiew ist vor Ort.
Es wäre angesichts der Erinnerung an die historische Leistung der Alliierten ein Anlass gewesen, die aktuelle Situation zu besprechen, die erneut Dunkelheit über Europa zu bringen droht. Geht es nicht auch anders?
Manchmal sind emotionale Momente wirkungsvoller als nüchterne Verhandlungsräume. Es wäre eine Doppelbotschaft: Europa und die Ukraine sind zu Gesprächen und Frieden nicht nur bereit, sie wollen ihn, aber auch zu massiver Gegenwehr und Opfern.
So wie die Alliierten 1944 Europa von den Nazis befreit haben, lässt der Westen nicht zu, dass Russland Europa dominiert. Denn unter russischer Vorherrschaft kann Europa nicht leben wollen. Dazu bedarf es allerdings der Entschlossenheit, Gemeinsamkeit und leider auch Opferbereitschaft freiheitlich-demokratischer Staaten, die es zum D-Day 1944 gab. Das ist heute - ohne direkt zu vergleichen - so nicht zu beobachten. Dabei könnte alles zusammen Krieg wohl eher verhindern als Waffen, die nur das allerletzte Mittel sein dürfen.