Wenn der Verfassungsschutz in NRW ein Lagebild zu Islamismus veröffentlicht, dann sollte klar sein: Die Lage ist ernst. Das größte Problem in diesem Bereich liegt beim Salafismus, einer fundamentalistischen Strömung im Islam. Eine Ideologie, aus der islamistischer Terrorismus hervorgegangen ist.
Wichtig: Nicht alle Salafisten sind auch gleich gewaltbereit. Dennoch bietet die Ideologie den Nährboden für Dschihadisten. Daher ist es falsch, das Problem kleinzureden oder zu belächeln.
Immerhin haben es salafistische Protagonisten sehr früh geschafft, das Internet gezielt für sich zu nutzen. Extremistische Ideologien, getarnt in harmlosen Frage-Antwort-Videos, islamischen Vorträgen oder Unterrichtsreihen, sind dank sozialer Medien auf jedem Handy verfügbar – im eigenen Haushalt, in der Bahn, in der Schule, im Kinderzimmer. Eltern, Lehrer, Angehörige kriegen oftmals gar nicht mit, welche Videos Jugendliche oder gar Kinder auf ihrem Handy schauen, welchen problematischen Predigern sie Gehör und Vertrauen schenken.
Salafisten-Prediger geben sich hip und charismatisch
Die Inhalte in sozialen Medien müssen nicht zwangsläufig zu einer Radikalisierung führen. Sie machen aber einen Großteil des Problems aus, auch für die Sicherheitsbehörden. Früher waren es eine Handvoll Moscheen, in dessen Umfeld sich Menschen radikalisierten – jedoch so, dass eine gewisse Überwachung stattfinden konnte.
In der Anonymität im Internet ist das kaum möglich. Hunderttausende Jugendliche konsumieren die Videos der bekannten Prediger und Gruppen, die sich hip und zeitgemäß präsentieren, die charismatisch wirken und mit starker Stimme gekonnt in ihren Bann ziehen. Stoppen lässt sich das kaum.
Doch was dann? Zusehen, wie vor allem Jugendliche durch kleine Filmchen mit einer extremistischen Ideologie konfrontiert werden und von Verfassungsfeinden gezielt angeworben werden?
Soziale Medien sind Teil des Problems und der Lösung
In Zeiten, in denen islamistische Gruppen auch auf den Straßen für ein Kalifat werben, müsste die Antwort eigentlich deutlicher ausfallen. Forderungen nach Verbot oder Abschiebung sind da sogar eher Öl ins Feuer.
Die Lösung könnte anders aussehen. Vorbilder junger Menschen sind immerhin allesamt in sozialen Medien zu finden. Egal, ob Sportler, Influencer – oder Salafisten. Warum können die „echten“ Vorbilder – diejenigen, die junge Menschen auch wirklich erreichen – nicht gezielt gegensteuern und sensibilisieren?
Egal, ob gegen Islamismus oder Rechtsextremismus. Präventionsprogramme sind wichtig, gerade an Schulen. Doch sind wir ehrlich: Soziale Medien haben einen höheren Einfluss auf Jugendliche, als es Lehrer oder Experten je haben werden. Tiktok, Instagram und Co. sind ein Teil des Problems, sie können aber auch zur Lösung beitragen.