
Im Prinzip kann den Verantwortlichen in den Familienministerien NRW und beim Bund gar nichts Besseres passieren, als das, was gerade geschieht: Zwar verantworten sie das Ausmaß dieser Kita-Krise, all ihre Auswirkungen aber bekommen praktischerweise jene zu spüren, die nichts daran ändern können.
Der Streit und der Protest finden mittlerweile nämlich in nicht geringem Ausmaß dort statt, wo sie gar nicht hingehören: In den Kitas, wo verzweifelte Eltern ausgebrannten Erziehern und erschöpften Kita-Leitungen vorwerfen, dass sie Monat für Monat Geld für Betreuung bezahlen, die nicht mehr stattfindet. Damit lassen sich die zwei Parteien gegeneinander ausspielen, die fest an einem Strang ziehen und ihre Energie in gemeinsamen Aktionismus gegen das Problem stecken müssten.
Abseits der fehlgerichteten Adressierung ist die Empörung absolut nachvollziehbar. Denn egal wie viele Betreuungsstunden aufgrund von Personalmangel gekürzt werden, zahlen müssen Eltern für die Stunden, die vertraglich auf dem Papier vereinbart wurden – zuzüglich der Verpflegungskosten, die viele ebenfalls nicht erstattet kriegen, wenn das Mittagessen ausfällt. Denn die Elternbeiträge sind fester Teil der ohnehin unzureichenden Kita-Finanzierung durch das Kinderbildungsgesetz Kibiz.
Situation wird sich in OWL nicht verbessern
Diese Situation in den Kitas wird sich nicht verbessern, im Gegenteil, sie wird noch deutlich schlechter werden. Schon jetzt haben sich die Fälle von Schließungen und Kürzung der Betreuungszeiten innerhalb eines Jahres verdreifacht. Dabei ist der Höhepunkt des Fachkräftemangels noch gar nicht erreicht.
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Die Maßnahmen, die das Familienministerium dagegen ergreift, gehen immer genau an dem vorbei, was es wirklich braucht: So wird zum Beispiel statt in die vergütete Ausbildung von qualifizierten Fachkräften in die Rekrutierung von Laien und Alltagshelfern investiert. Dabei ist es nicht so, dass es keine Menschen mehr gibt, die Erzieherin oder Erzieher werden möchten – sie können sich den Weg dahin aber nicht leisten, weil es viel zu wenige bezahlte, praxisintegrierte Ausbildungsplätze gibt.
Die Träger wiederum können sich diese Plätze ebenfalls nicht leisten, weil die Zuschüsse aus dem Kinderbildungsgesetz (Kibiz) dafür nicht ausreichen. Und so wird sehenden Auges eine vielversprechende Möglichkeit verschenkt, dem Fachkräftemangel innerhalb von drei Jahren vielleicht nicht umfassend, aber doch spürbar zu Leibe zu rücken.