Als Verkehrsminister kann man nur verlieren – vor allem in einem Bundesland wie NRW, wo sich mitunter Stau an Stau reiht. Die damalige SPD-geführte Landesregierung unter Hannelore Kraft musste 2017 schmerzhaft erfahren, dass Politiker die Situation auf den Straßen nicht unterschätzen sollten. Die im Bundesvergleich langen Staus auf den NRW-Autobahnen galten damals als ein Grund für die Abwahl der SPD-Ministerpräsidentin.
Dabei können es Politiker im Verkehrsressort zunächst kaum jemandem recht machen: Wenn sie Sanierungen im großen Stil beschließen, führt das zu Baustellen und das zu Staus und Umleitungen. Noch aufgebrachter reagieren Verkehrsteilnehmer aber, wenn die Politik nötige Sanierungen so lange verpennt oder aufschiebt, bis der ganz große Knall kommt – und Straßen, Tunnel oder Brücken komplett gesperrt werden müssen. Das aktuellste Beispiel ist die inzwischen gesprengte Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid, die viele Pendler täglich um den Verstand bringt.
Auf Krischer warten viele Herausforderungen
Vor diesem Hintergrund sind die jetzt vorgestellten Pläne von NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer ehrgeizig und mutig. Der Grünen-Politiker setzt zu einer Sanierungsoffensive bei Straßen und Brücken an – und will die 36 Prozent der Straßen, die sich aktuell in sehr schlechtem Zustand befinden, in zehn Jahren sanieren. Auch 400 Brücken sollen bis dahin neugebaut werden.
Ob das so kommen wird, ist aber nicht ausgemacht. Nicht nur der erwartbare Unmut der Autofahrer ist für Krischer eine Herausforderung. Hinzu kommt: Es fehlen schon jetzt massig Planer und Baufirmen, die die Maßnahmen überhaupt umsetzen können. Zudem braucht NRW Geld vom Bund. Doch in Berlin sitzt mit FDP-Politiker Volker Wissing ein Verkehrsminister am Tisch, der nicht als der beste Freund Krischers gilt – und der vor allem neue Straßen bauen will, statt alte zu sanieren. An diesem Punkt dürfte Krischer auch seinen eigenen CDU-Koalitionspartner in NRW immer wieder überzeugen müssen. Und vom versprochenen Ausbau der Radwege, der den Verkehrsraum in den Orten neu aufteilen wird, war jetzt noch gar nicht die Rede. Auf Krischer warten also Großbaustellen, die er so schnell kaum abarbeiten können wird.