Kommentar

Krieg der Hamas: Israel muss umschalten

Spätestens seit Sonntag ist klar: Die Abwehr des Angriffs könnte Monate dauern. Die Nachrichten aus Israel sind aber auch eine Gefahr für den Rest der freien Welt, findet unser Autor.

Ein israelischer Panzer bezieht nahe der Grenze zu Libanon Stellung. Die Hisbollah übernahm am Sonntag die Verantwortung für Raketenbeschuss aus dem Südosten Libanons auf von Israel besetzte Gebiete. Israelische Artillerie erwiderte nach Angaben eines Sprechers das Feuer. | © dpa

Markus Decker
09.10.2023 | 09.10.2023, 05:00

Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, zeigte sich noch am Samstagabend zuversichtlich, dass der Krieg mit der radikalislamischen Hamas bald vorüber sein werde. Spätestens seitdem Israels Sicherheitskabinett am Sonntag den Kriegszustand ausgerufen hat, ist gewiss: Die Abwehr des Angriffs könnte Monate dauern. Für Israel geht es plötzlich wieder um alles. So musste man auch Kanzler Olaf Scholz verstehen, der am Sonntag mit Recht betonte, dass seine Sicherheit deutsche Staatsräson bleibe.

Das Land wurde auf dem falschen Fuß erwischt. Seitdem die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu amtiert, war es ganz mit sich selbst beschäftigt und gespalten in Anhänger und Gegner der geplanten Justizreform. Mit einem Krieg hatte trotz zunehmender Spannungen im Westjordanland niemand gerechnet. Israel muss angesichts der erlebten Verwundbarkeit nun brutal umschalten.

Dabei ist der Konflikt mit der Hamas bereits Hiobsbotschaft genug. Hinzu kommt aber, dass mit einer Eskalation durch die Hisbollah im Libanon, unterstützt vom Iran, ebenfalls gerechnet werden muss; erste Raketen und Worte, die wie Raketen klingen, weisen in diese Richtung. Weitere Spannungen in der Westbank und mit den israelischen Arabern könnten ein Übriges tun. Die Existenz Israels steht auf dem Spiel. Die USA und Westeuropa wiederum sehen sich nach dem Ukraine-Krieg mit einem zweiten brutalen Krieg mit Eskalationspotenzial konfrontiert. Die Machtverhältnisse werden global neu austariert. Dabei war der Nahost-Konflikt längst zur Randnotiz geworden.

Newsletter
Wirtschaft
Wöchentlich die neuesten Wirtschaftsthemen und Entwicklungen aus OWL.

Die Nachrichten aus Israel sind zuallererst bitter für die Israelis. Sie sind aber auch eine Gefahr für den Rest der freien Welt. Der Kanzler warnt vor einem Flächenbrand. Auch das tut er mit Recht.

Kontakt zum Autor