Chronik seit dem 7. Oktober

Ein Jahr Eskalation in Nahost: Das waren die entscheidenden Momente

Nach dem gewaltsamen Angriff der Hamas auf israelisches Gebiet am 7. Oktober 2023 hat sich die Lage in Nahost extrem verschärft. Wir zeigen eine Chronologie.

Angehörige, Freunde und Unterstützer der israelischen Geiseln, die von der Hamas im Gazastreifen entführt wurden, fordern immer wieder in Tel Aviv deren Freilassung. | © picture alliance/dpa

26.10.2024 | 27.10.2024, 19:44

Paris. Seit dem brutalen Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 weitet sich der Konflikt in der Region gefährlich aus. Israel reagierte nun mit Luftangriffen auf vorherige Angriffe aus dem Iran.

Eine Chronologie der wichtigsten Ereignisse:

7. Oktober 2023: Hamas-Überfall auf Israel

Im Morgengrauen des 7. Oktober dringen Hunderte Kämpfer der Hamas und verbündeter islamistischer Gruppen vom Gazastreifen aus in den Süden Israels ein. Nach israelischen Angaben werden 1.206 Menschen getötet, unter anderem auf einem Musikfestival, in mehreren Ortschaften und nach ihrer Verschleppung in den Gazastreifen. Insgesamt werden 251 Menschen als Geiseln genommen, von ihnen sind 97 noch immer in der Gewalt der Hamas, 34 von ihnen sind nach israelischen Angaben tot. Israel erklärt die Vernichtung der Hamas und die Befreiung der Geiseln zu seinen wichtigsten Kriegszielen.

Menschen besuchen den Ort des Nova-Musikfestivals, bei dem Hunderte von Feiernden getötet und von der islamistischen Hamas entführt und in den Gazastreifen verschleppt wurden. - © Ariel Schalit/AP/dpa
Menschen besuchen den Ort des Nova-Musikfestivals, bei dem Hunderte von Feiernden getötet und von der islamistischen Hamas entführt und in den Gazastreifen verschleppt wurden. | © Ariel Schalit/AP/dpa

Newsletter
Update zum Mittag
Top-News, täglich aus der Chefredaktion zusammengestellt.

13. Oktober 2023: Evakuierungen aus dem Norden

Unmittelbar nach dem Überfall der Hamas beginnt die israelische Luftwaffe damit, Ziele im Gazastreifen zu bombardieren. Am 13. Oktober ruft Israel die Zivilbevölkerung im Norden des Palästinensergebiets zur Evakuierung in Richtung Süden auf. UN-Schätzungen zufolge befinden sich bis Anfang Juli 2024 rund 80 Prozent der insgesamt 2,4 Millionen Bewohner des Gazastreifens auf der Flucht.

27. Oktober 2023: Beginn der israelischen Bodenoffensive

Am 27. Oktober beginnt die israelische Bodenoffensive. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes mehr als 42.800 Menschen im Gazastreifen getötet.

Ein palästinensischer Junge geht durch die durch israelischen Beschuss zerstörten Gebäude. - © Abed Rahim Khatib/picture alliance/dpa
Ein palästinensischer Junge geht durch die durch israelischen Beschuss zerstörten Gebäude. | © Abed Rahim Khatib/picture alliance/dpa

24. November 2023: Siebentägige Waffenruhe tritt in Kraft

Am 24. November tritt die bislang einzige unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA vereinbarte Waffenruhe in Kraft. Binnen einer Woche lässt die Hamas 80 israelische Geiseln und Doppelstaatler, darunter 14 mit einem deutschen Pass, im Austausch für 240 in Israel inhaftierte Palästinenser frei. Zudem kommen 25 weitere Geiseln frei, die meisten von ihnen Landarbeiter aus Thailand. Nach erneutem Raketenbeschuss der Hamas auf Israel flammen die Kämpfe wieder auf.

26. Januar: Mahnung des Internationalen Gerichtshofs

Der Internationale Gerichtshof fordert Israel auf, alles zu tun, um bei seinem Vorgehen im Gazastreifen Handlungen zu vermeiden, die mit einem möglichen „Völkermord“ in Zusammenhang gebracht werden könnten. Südafrika hatte das Gericht angerufen.

29. Februar: Tote bei Verteilung von Hilfsgütern

Bei einem Gedränge bei der Verteilung von Hilfsgütern in der Stadt Gaza werden nach Hamas-Angaben 120 Menschen getötet. Die israelische Armee versichert, die Soldaten hätten „eine Gefahr“ befürchtet und geschossen, die meisten seien aber von der Menge überrannt oder von Lkws überrollt worden. Ab März beginnen die USA und andere Länder wie Deutschland mit dem Abwurf von Hilfspaketen.

Ein Transportflugzeug der deutschen Luftwaffe wirft mehr als vier Tonnen Nahrung auf vier Paletten an Fallschirmen über dem Gazastreifen ab. - © picture alliance/dpa/Bundeswehr
Ein Transportflugzeug der deutschen Luftwaffe wirft mehr als vier Tonnen Nahrung auf vier Paletten an Fallschirmen über dem Gazastreifen ab. | © picture alliance/dpa/Bundeswehr

13. April: Luftangriffe des Iran auf Israel

Als Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff am 1. April auf sein Konsulat in Damaskus, bei dem sieben Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden getötet werden, greift der Iran Israel am 13. April erstmals direkt von seinem Staatsgebiet aus an. Mehr als 300 Raketen und Drohnen werden über Nacht abgefeuert. Israel wehrt den Angriff mit Unterstützung seiner westlichen Verbündeten weitgehend ab.

7. Mai: Offensive im Süden des Gazastreifens

Die israelische Armee beginnt mit „gezielten“ Angriffen im Osten der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens. Die Armee bringt den Grenzübergang nach Ägypten unter ihre Kontrolle.

Rauch steigt nach israelischen Luftangriffen in der Nähe des Grenzübergangs Rafah auf. - © Abed Rahim Khatib/picture alliance/dpa
Rauch steigt nach israelischen Luftangriffen in der Nähe des Grenzübergangs Rafah auf. | © Abed Rahim Khatib/picture alliance/dpa

19. Juli: Huthi-Miliz greift vom Jemen aus Tel Aviv an

Die vom Iran unterstützte und mit der Hamas verbündete Huthi-Miliz greift vom Jemen aus Tel Aviv mit Drohnen an. Israel greift daraufhin die jemenitische Hafenstadt Hodeida an.

30. Juli: Israel tötet Hisbollah-Kommandeur

Die israelische Armee tötet bei einem Angriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut den ranghöchsten Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr. Israel macht ihn für einen Angriff auf den Golanhöhen verantwortlich, bei dem mindestens zwölf Kinder und Jugendliche getötet wurden.

31. Juli: Tötung von Hamas-Chef

Der Chef des Hamas-Politbüros, Ismail Hanija, wird in Teheran getötet. Der Iran schreibt den Angriff Israel zu und droht mit Vergeltung. Einen Tag später gibt die israelische Armee bekannt, Hamas-Militärchef Mohammed Deif sei bei einem Luftangriff am 13. Juli im Gazastreifen getötet worden.

19. September: Explosionswelle von Hisbollah-Kommunikationsgeräten

Im Libanon explodieren hunderte Walkie-Talkie-Funksprechgeräte von Hisbollah-Kämpfern, nachdem bereits am Tag zuvor hunderte Funkempfänger, sogenannte Pager, von Hisbollah-Mitgliedern explodiert waren. Insgesamt 39 Menschen werden getötet und fast 3.000 weitere verletzt. Die mit der Hamas verbündete, pro-iranische Hisbollah droht Israel mit einer „neuen Phase der Abrechnung“.

20. September: Tötung zweier ranghoher Hisbollah-Kommandeure

Bei einem israelischen Luftangriff in einem Vorort von Beirut werden der Chef der Hisbollah-Eliteeinheit Radwan, Ibrahim Akil, und deren ranghoher Kommandeur Ahmed Mahmud Wahbi getötet. Insgesamt meldet die Hisbollah den Tod von 16 ihrer Kommandeure. Israel macht sie für die Planung eines ähnlichen Angriffs wie dem der Hamas vom 7. Oktober verantwortlich.

23. September: Massive gegenseitige Angriffe

Die israelische Armee fliegt ihren bisher größten Lufteinsatz gegen die Hisbollah seit Beginn des Gaza-Kriegs. Laut der libanesischen Regierung werden dabei mindestens 558 Menschen getötet. Zwei Tage später meldet die israelische Armee 2.000 Angriffe auf „terroristische Ziele“ im Libanon binnen drei Tagen.

27. September: Tod von Hisbollah-Chef Nasrallah

Bei massiven Luftangriffen auf südliche Vororte von Beirut wird das Hauptquartier der Hisbollah bombardiert, ihr Anführer Hassan Nasrallah wird dabei getötet ebenso wie weitere hochrangige Hisbollah-Kommandeure. In der Nacht zum 1. Oktober verkündet die israelische Armee den Beginn eines „begrenzten“ Bodeneinsatzes gegen die Hisbollah im Libanon.

1. Oktober: Iran greift Israel erneut mit Raketen an

Der Iran greift Israel mit etwa 200 Raketen an, viele davon werden abgefangen. Israel kündigt Vergeltung an.

26. Oktober: Israel greift militärische Ziel im Iran an

Israel fliegt Luftangriffe insbesondere gegen iranische Produktionsstätten für Raketen und Stellungen iranischer Flugabwehrraketen. Nach iranischen Angaben werden zwei iranische Soldaten getötet. Iranische Atom- oder Ölanlagen werden offenbar nicht angegriffen. (clu/AFP)