Wer im Hochsommer mittags durch die Gassen südlicher Länder bummelt, der sieht, wie das Leben allmählich erlahmt. Rollläden fahren herunter, Türen schließen sich. Ob in Spanien, Griechenland oder Bulgarien – die Menschen flüchten unter schattenspendende Bäume oder in klimatisierte Räume, um Schutz vor der Hitze zu suchen. Auch wenn es nicht überall offiziell Siesta heißt, so läuft das Prozedere doch in etwa auf dasselbe hinaus: Pause, etwas Leichtes essen, möglichst ein Nickerchen halten.
Wenn sich auch in Deutschland tendenziell die Sommer immer heißer zeigen, dann ist es völlig nachvollziehbar, dass deutsche Amtsärzte jetzt die Einführung einer Siesta-Arbeitsweise nach südländischem Vorbild fordern. Es geht ja nicht um eine Art kollektives Faulenzen, sondern schlicht um die Tatsache, dass Menschen bei starker Hitze nicht so leistungsfähig sind.
Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen sei ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten, findet der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes. Dem kann man durchaus zuzustimmen, aber Fakt ist auch: Viele Dinge müssten neu organisiert werden. Wenn sich der Arbeitstag weiter in den Abend verschiebt, ist das beispielsweise mit neuen Anforderungen an den Nahverkehr, die Freizeitgestaltung oder die Kinderbetreuung verbunden.
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Mit der Siesta-Idee ist es wie mit anderen guten Vorschlägen: Man muss schauen, wie sich Möglichkeiten und Notwendigkeiten verbinden lassen. Dafür braucht es in Deutschland einfach mehr Flexibilität. Wenn erst ein dramatisches Ereignis wie die Corona-Pandemie über uns hereinbrechen muss, damit man versucht, Dinge kompliziert auf gesetzlichem Wege zu regeln – siehe Homeoffice –, dann wird noch viel Schweiß fließen, bis wir die saisonale Siesta erreichen.