Kultur

Renée Zellweger im Interview: "Kurz vor dem Burnout die Reißleine gezogen"

Am Donnerstag kommt der Film "Bridget Jones' Baby" in die Kinos

Zurück im Geschäft: Renée Zellweger bei der Präsentation von „Bridget Jones’ Baby" in Berlin. | © dpa

20.10.2016 | 20.10.2016, 16:30

Berlin. Zwölf Jahre ist es her, seit Renée Zellweger in der Helen-Fielding-Romanverfilmung „Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns" einen Kinohit landete. Heute kommt sie wieder in ihrer Paraderolle als Chardonnay-trinkende britische Single-Frau mit Witz und jeder Menge Probleme ins Kino. „Bridget Jones’ Baby" markiert auch das Ende ihrer sechsjährigen Auszeit, in der sich die Schauspielerin völlig aus dem Filmbusiness zurückgezogen hatte. Im Interview spricht die 47-Jährige über ihren neuen Film, ihr Comeback, Ruhm und Freunde.

Mrs. Zellweger, ganz schön mutig, sich sechs Jahre lang aus dem Hollywood-Filmgeschäft zurückzuziehen. Hatten Sie keine Angst, dass man Sie inzwischen abgeschrieben hatte?
Renée Zellweger: Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Denn mein Ausstieg aus dem Filmbusiness war dringend notwendig. Ich habe nämlich damals einen Film nach dem anderen gemacht und stand auch zwischen den Dreharbeiten andauernd unter Strom, weil ich mich auf den nächsten Film vorbereitet habe. Dieser Stress war auf die Dauer sehr ungesund. Also habe ich – kurz vor dem Burn-out – die Reißleine gezogen. Außerdem war mein Privatleben total auf der Strecke geblieben, und auch das wollte ich wieder reaktivieren. Wenn man sich sehr lange nur in den Illusionswelten des Films bewegt, dann ist es sehr wichtig, sich auch einmal wieder längere Zeit dem richtigen echten Leben auszusetzen. Und das habe ich in den letzten Jahren mit großer Hingabe getan.

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Zur Person

  • Zwölf Jahre ist es her, seit Renée Zellweger in der Helen-Fielding-Romanverfilmung „Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns" einen Kinohit landete.
  • Nun kommt sie wieder in ihrer Paraderolle als Chardonnay-trinkende britische Single-Frau mit Witz und jeder Menge Probleme ins Kino.
  • „Bridget Jones’ Baby" (Start: 20 Oktober) markiert auch das Ende ihrer sechsjährigen Auszeit, in der sich die Schauspielerin völlig aus dem Filmbusiness zurückgezogen hatte.
  • In einer amerikanischen Late Night Show wurde die 47-Jährige kürzlich nach ihrem peinlichsten Erlebnis gefragt. Lachend antwortete sie: „Ich bin doch tatsächlich während eines Interviews zum neuen ‚Bridget Jones’-Film eingeschlafen."

Ist es nicht auch als Schauspielerin wichtig, sich den Input für die Arbeit aus der realen Welt und von authentischen Menschen zu holen?
Zellweger: Absolut. Das ist geradezu lebenswichtig, wenn man sich als Schauspieler weiterentwickeln will. Die Kreativität eines jeden Künstlers wird doch vom echten Leben befeuert. Aber ich wollte vor allem auch wieder Renée sein – und nicht der Filmstar. Ich wollte wieder mal ganz tief durchatmen und mich intensiv um meine Familie und Freunde kümmern. Es tat mir in der Seele gut, dass ich zum Beispiel sehr viel Zeit mit meinen Nichten und Neffen verbracht habe.

Und trotzdem konnten Sie die Schauspielerei nicht lassen. Oder hätten Sie ohne das Angebot, in „Bridget Jones’ Baby" wieder die Hauptrolle spielen zu können, Ihre Hollywood-Hibernation noch verlängert?
Zellweger (lacht): Nachdem ich genügend Abstand von der Hollywood-Hektik hatte, spürte ich, wie langsam aber sicher doch wieder der Wunsch in mir reifte, als Schauspielerin tätig zu werden. Denn ich wurde ja nicht der Schauspielerei müde – sondern des Drumherums. Als ich dann wieder vor der Kamera stand, habe ich schnell gefühlt, wie sehr ich diesen Beruf liebe. Und dass wir für den dritten „Bridget Jones"-Film – nach vielen fruchtlosen Versuchen – endlich ein sehr gutes Drehbuch hatten, hat meinen Entschluss zurückzukehren sicher beflügelt. Inzwischen habe ich ja auch noch den Thriller „The Whole Truth" an der Seite von Keanu Reeves gedreht. Ich bin also wieder im Geschäft.

Sie haben einen Oscar als Beste Nebendarstellerin für „Unterwegs nach Cold Mountain" bekommen und waren als Beste Hauptdarstellerin für das Musical „Chicago" nominiert. Trotzdem werden Sie wohl als Bridget-Jones-Darstellerin in die Filmgeschichte eingehen. Kratzt das nicht an Ihrem Ego?
Zellweger: Überhaupt nicht. Ich habe in über 20 Jahren in den verschiedensten Filmen sehr unterschiedliche Rollen gespielt. Und darunter gibt es einige, auf die ich sehr stolz bin. Ganz abgesehen davon wurde ich auch für „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück" für den Oscar nominiert. Nein, meinen künstlerischen Erfolg messe ich weder an Auszeichnungen oder Preisen noch daran, wie viel Geld der Film eingespielt hat. Sondern daran, ob ich eine Figur richtig getroffen und glaubwürdig dargestellt habe. Und da bin ich eher demütig als eitel.

Dann war es keine Frage der Eitelkeit, dass Sie als Bridget Jones diesmal nicht 20 Pfund zugenommen haben wie bei den früheren beiden Filmen?
Zellweger: Nein, ich hätte das durchaus wieder gemacht. Aber wir – also vor allem meine Regisseurin Sharon Maguire und ich – wollten zeigen, dass auch Frauen, die rank und schlank sind, im Leben durchaus Probleme haben können.

Sie haben sich öfter gegen den in der Filmindustrie grassierenden Schlankheitswahn ausgesprochen. . .
Zellweger: . . weil ich es wirklich schlimm finde, wenn man – vor allem – Frauen nur nach ihrem Alter, Äußeren oder der Kleidergröße Zero definiert. Das ist ja mittlerweile nicht nur im Filmbusiness üblich, sondern fast überall. Auch deshalb fand ich „Bridget Jones’ Baby" so wichtig. Unser Film zeigt nämlich eine Frau über 40, wie sie wirklich ist. Mit all den Unsicherheiten, unerfüllten Wünschen, Sehnsüchten und Problemen. Genau diese Probleme anzugehen und sie dann auch zu meistern, darum geht es doch! Und Bridget geht da mutig voran. Mit all ihren Defiziten, aber doch vor allem mit ihrem Herz aus Gold.

Bridget Jones wird gerade auch wegen ihrer Tollpatschigkeit, ihrem Nicht-Perfekt-Sein geliebt. Sie ist der immer perfekt gestylten, immer lächelnden und schönen Hollywood-Schauspielerin, wie Sie eine sind, diametral entgegengesetzt. Wie gehen Sie eigentlich mit Ihrem Hochglanz-Star-Image um?
Zellweger: Gar nicht. Das bin ja nicht wirklich ich. Da spiele ich nur eine Rolle. Auch da bin ich Schauspielerin: auf dem roten Teppich, bei Filmpremieren, beim Mode-Shooting. . .

. . . beim Interview, wie jetzt gerade. . .
Zellweger: . . . wenn Sie so wollen, auch beim Interview. Auch da offenbare ich mich ja nicht ganz und gar. Allerdings gibt es schon graduelle Unterschiede. Wenn die Hochglanz-Renée-Zellweger gefragt ist – dann gebe ich sie ihnen, so gut ich kann. Ein Interview geht da meist etwas tiefer. Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht mitteilen will. Wenn es nicht zu sehr ins Private abdriftet, gebe ich gerne Auskunft.

Und wie geht es nun mit Ihnen weiter?
Zellweger: Ich habe keinen Plan. Ich lasse das Leben auf mich zukommen. Man wächst und reift mit der Zeit. Und man verwandelt sich ständig. Ich weiß nur, dass ich mich beruflich nicht mehr so auslaugen lasse. Aber ich würde sehr gerne auch weiterhin wieder als Schauspielerin arbeiten. Jedenfalls gehe ich optimistisch in den Tag. Wie Bridget bin auch ich eine echte Überlebenskünstlerin.

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