Als der Lemgoer Engelbert Kaempfer 1693 von einer zehnjährigen Weltreise zurückkehrte, hatte er die Taschen voller Aufzeichnungen und Zeichnungen. Seine ärztliche Praxis und Eheprobleme auf seinem Hof in Lieme bei Lemgo verzögerten die Veröffentlichung. Doch 1712 erschien endlich sein fast 1.000-seitiges, in Latein abgefasstes Buch „Amoenitates exoticae“.
Der in Detmold lebende Lothar Weiß, Oberstudienrat im Ruhestand, hat zu einer inzwischen beendeten Lemgoer Ausstellung den Begleitband „Die exotischen Köstlichkeiten des Engelbert Kaempfer. Eine Annäherung“ geschrieben.
Das 160-seitige, im Bielefelder Verlag für Regionalgeschichte erschienene Buch vermittelt einen guten Eindruck vom erstaunlichen Themen-Reichtum des reisenden Arztes und Diplomaten.
Japanische Pflanzen studiert
Kaempfer hatte die Ölquellen in Baku und die Ruinen von Persepolis gesehen, hatte Dattelpalmen und japanische Pflanzen studiert. Streifenhyänen, Opium, Akupunktur, Tee und indische Schlangenbeschwörer – mit grenzenloser Neugier sog er alles in sich auf und legte bei seinem Buch Wert darauf, „nicht von anderen gekochten Kohl wieder aufzukochen“.Weiß beleuchtet in seiner gut lesbaren, reich bebilderten „Annäherung“ auch den Druck und Vertrieb der „Köstlichkeiten“ und wie sie von der Öffentlichkeit aufgenommen wurden. Zudem erfährt man beiläufig etwas über das Leben des Pastorensohns.
Weiß informatives, ansprechend geschriebenes Buch macht neugierig auf diesen von Wissensdurst getriebenen lippischen Gelehrten. Mehr noch: Es gibt den Anreiz, sich noch intensiver mit dieser weltläufigen Persönlichkeit zu beschäftigen. Dafür verleihen wir Lothar Weiß unseren Stern der Woche. (groe)
Eine Initiative der Neuen Westfälischen (NW), der Lippischen Landes-Zeitung (LZ) und des Haller Kreisblatts (HK).