Bielefeld. „Was für eine Nacht", erlebten die über 2.000 Zuschauer beim Konzert von Wincent Weiss im Ringlokschuppen. Nach seinem Auftritt auf der Leineweber-Bühne am Jahnplatz im Sommer kam der 24-Jährige schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres nach Bielefeld und legte noch einmal eine ganze Schippe voller Herzschmerz-Pop und Teenie-Sympathien obendrauf.
Beim Gratis-Open-Air kamen zwar 8.500 Feierlustige, doch das Kern-Viertel im Ringlokschuppen auf der aktuellen „Irgendwas gegen die Stille"-Tour singt, tanzt, kreischt und klatscht nur wegen ihm. Wincent Weiss ist ein absoluter Teenieschwarm zum Anfassen, der die Wangen glühen und die Mädchenherzen höher schlagen lässt.
Schon beim zweiten Lied „Wir sind" geht er das erste Mal durch die Reihen, lässt sich fotografieren und berühren und reicht möglichst vielen seiner Fans die Hand – viel mehr Publikumsnähe geht nicht. Antonia, die heute 14 Jahre alt wird, wie er von einem der vielen bunten Plakate erfährt, bringt er zusammen mit der Menge im Saal ein „Happy Birthday"-Geburtstags-Ständchen, „damit es richtig schön peinlich wird", meint Weiss augenzwinkernd.
„Leck mich am Arsch, sind wir viele hier!"
Doch nicht nur für Antonia ist es ein unvergesslicher Abend. Es sind viele Kinder und Jugendliche da, die zum ersten Mal überhaupt ein Konzert besuchen. Und für die ist die erste große Tour von Wincent Weiss zu seinem Album-Debüt „Irgendwas gegen die Stille" genau die Richtige, um Live-Musik-Atmosphäre zu schnuppern.
Mit „Musik sein", „Feuerwerk" und nun „Frische Luft" hat der sympathische Sänger bereits die dritte Single-Auskopplung in den Charts platziert – es ist ein kometenhafter Aufstieg des Eutiners (Schleswig-Holstein), der trotzdem bodenständig geblieben ist.
„Vor noch gut einem Jahr haben wir vor 200 Leuten gespielt", verrät der DSDS-Teilnehmer von 2013, der in der TV-Castingshow allerdings nur unter die besten 29 kam. Und jetzt kann er es selbst kaum glauben: „Leck mich am Arsch, sind wir viele hier!".
Soundtrack fürs Verliebtsein
Wincent Weiss spricht die Sprache der Jugendlichen und berührt sie mit seinen emotionalen Balladen, die sich fast ausschließlich um die Liebe drehen.
Er liefert den Soundtrack fürs erste Mal Verliebtsein und vor allem für den ersten Liebeskummer. Indem er von seinen Gefühlen und darüber singt, dass er auch nach einem Jahr der Trennung über die Verflossene nicht hinweg ist, holt er seine Fans genau da ab, wo sie sich gerade befinden. Er nimmt ihre Probleme und Gefühle ernst, während sie sich von ihm verstanden fühlen.
Welches musikalische Potenzial in ihm und seiner Band schlummert, beweist Weiss vor allem in seinem Medley aktueller deutscher Pop- und Rap-Nummern. Von Mark Forster, über RIN, von Max Giesinger bis hin zu den 257ern: Weiss und auch sein Gitarrist Benni Freibott haben mehr zu bieten als seichte Popsongs. Während Wincent rappt, überrascht Freibott mit einer atemberaubenden Range. Aussehen, Groopies, Stimme, Entertainer-Qualitäten: Wincent Weiss bringt alles mit, was ein Popstar heutzutage haben muss. Nach über 100 Konzertminuten verlassen die Zuschauer glücklich die Halle, denn sie haben genau das bekommen, was sie erwartet haben – vielleicht sogar etwas mehr.