Weiss

Feiern ist gut fürs Gemüt

Unsummen werden für pompös durchorganisierte Hochzeiten ausgegeben. Auch runde Jahrestage, Konfirmationen und Kindergeburtstage werden längst nicht mehr nur mit einem Kaffeetrinken gefeiert. Je größer die Party, 
desto besser. Doch müssen wir wirklich jeden neuen Lebensabschnitt so groß feiern? Oder ist das übertrieben?

Hanna Paßlick
28.09.2018 | 28.09.2018, 20:00
Hanna Paßlick.
Hanna Paßlick.

Wissen Sie, wie oft ich feiere und tanze? Jeden verdammten Tag! Ich feiere mich schon morgens dafür, dass ich es erneut aus dem Bett geschafft habe. Inneres Faultier besiegt? Das muss belohnt werden! Also gibt’s gute Musik, einen kurzen Flur-Tanz nur für mich und ein leckeres Frühstück. Ich feiere aber auch meinen Partner, wenn die Wohnung fertig geputzt ist – für das große Finale tanzen wir beide lauthals durch die Zimmer und erschrecken die Nachbarn mit unserem Gejohle. Und ich feiere kleine Überraschungen, schöne Momente, nette Gespräche, tolles Essen, die völlig überflüssige nächste Flasche Wein – ja eigentlich alles, das meinen und den Tag anderer Menschen besser macht.

Mal ehrlich: Sich und andere zu feiern, das tut niemandem ernsthaft weh und weist zudem einen entscheidenden Vorteil auf: Es hebt unsere Stimmung und verbessert unser Gespür für die kleinen Dinge. Das Leben zu feiern, lässt uns im Hier und Jetzt leben, statt ewig darauf zu warten, dass noch etwas Besseres, Lohnenswerteres passiert, das es zu feiern wert wäre. Warum die gute Laune aufsparen? Wir können uns unsere Fest-Anlässe doch selbst schaffen und feiern, wenn uns danach ist. Und warum nur so feiern, wie andere es tun würden? Würde ich immer so feiern wie meine Nachbarn es tun, wüsste ich nicht mal, wie das Wort Feier geschrieben wird.

Mir ist vollkommen schnurz, was andere Menschen feiern, und wie sie es tun – ob das ein Abiball für unaussprechlich viel Geld ist, eine Baby-Party mit viel zu viel Schnickschnack, oder eine Hochzeit, der so viele Vorab-Partys vorausgehen, dass Trauzeugen und Freunde am Ende in die Kirche kriechen müssen, weil die Eheschließung sie schon vor dem eigentlichen Termin bis aufs Äußerste gefordert hat. So lange es darum geht, das Leben zu etwas zu machen, an das wir uns später mit einem breiten Grinsen erinnern , sollten alle Mittel und Wege recht sein.