Unsummen werden für pompös durchorganisierte Hochzeiten ausgegeben. Auch runde Jahrestage, Konfirmationen und Kindergeburtstage werden längst nicht mehr nur mit einem Kaffeetrinken gefeiert. Je größer die Party, desto besser. Doch müssen wir wirklich jeden neuen Lebensabschnitt so groß feiern? Oder ist das übertrieben?
Taufe, Kindergeburtstage, Einschulung, Kommunion, Konfirmation, Abiball, Junggesellenabschied, Hochzeit, Baby-Party, Altersjubiläen: Es muss alles mit einem möglichst professionell inszenierten und rauschenden Fest gefeiert werden. Koste es, was es wolle.
Bei allen pompösen Partys geraten die freudigen Anlässe immer mehr in den Hintergrund. Das ist mehr als schade. Der Soziologe Ronald Hitzler hat für dieses Phänomen als Erster einen eigenen Begriff geprägt: die Eventisierung des Lebens. Und genau das ist der Punkt: Es geht längst nicht mehr darum, den schönsten Tag des Lebens zu erleben, sondern darum, wie andere einen dabei wahrnehmen. Aufwendig inszenierte Feiern und Events dienen nur noch als Statussymbole, mit denen gezeigt wird: Seht her, ich kann mir diesen Aufwand leisten! Schlimm, wer das nötig hat.
Immer mehr Feierwütige hauen in einer gegenseitigen Überbietungskultur ihr mühsam erspartes Geld auf den Kopf. Abi- ball: Ganz ehrlich, es geht um ein überreichtes Zeugnis. Schön, wenn man es in der Tasche hat. Aber 30.000 bis 40.000 Euro für einen mondänen Abend mit aufwendiger Beleuchtung, exklusivem Caterer und Band sind doch wirklich übertrieben. Hochzeiten: Für eine organisierte Feier mit 30 Gästen planen viele schon mindestens (!) 10.000 Euro ein. Wir reden über eine Summe, mit der ein Kleinwagen bezahlt werden kann.
Das alles nur, um mit einer Feier die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen – und sich in den sozialen Netzwerken zu präsentieren. Nein danke. Letztlich setzt der Trend zum Mega-Event uns nur unnötig unter Druck. Wir wissen doch gar nicht mehr, welche Wertschätzung wir noch bei wem genießen. Ich möchte mich nicht fragen müssen, ob meine Gäste wirklich meinetwegen kommen oder ob sie nur das Feuerwerk sehen und das reichhaltige Buffet genießen wollen. Darum: feiern ja. Aber weniger ist mehr.