Die Kliniken in Deutschland stöhnen. Ihre Notaufnahmen sind überlastet. Großes Problem sind die vielen überflüssigen Besuche vieler Patienten, die eigentlich in eine Notfallsprechstunde gehören. Nun gibt es den Vorschlag, dass solche Patienten Gebühren für die Notaufnahme zahlen sollen. Unsere Autoren streiten darüber
Ein System kann nur funktionieren, wenn sich alle an die Regeln halten. Ganz besonders gilt dieser Umstand für Sozialsysteme. Womit wir beim Kern wären: Ja, eine Strafgebühr für den Missbrauch der Notaufnahme ist eine gute Idee.
Klar, jetzt kommen als erstes die Argumente, dass es ja Leute gebe, die nicht wissen, wie das System funktioniert. Ist doch gar nicht schlimm. Eine Strafgebühr wird ja nicht beim ersten fälschlichen Besuch fällig. Stattdessen gibt es eine Behandlung und eine Erklärung, dass der Patient mit seiner aufkeimenden Erkältung beim nächsten Mal bitte beim Hausarzt vorstellig wird. Ist dieser nicht da und die Sorge vor schwereren Folgen der eher harmlosen Erkrankung zu groß, kann der Patient natürlich auch eine Notfallpraxis besuchen. Wer aber ein drittes, viertes oder fünftes Mal in die Notaufnahme mit einer medizinischen Kleinigkeit kommt, weil er oder sie keine Lust hat, auf einen Arzttermin zu warten, der scheint auf Erklärungen nicht reagieren zu wollen. Weil es für ihn ja so bequemer ist. Dieser jemand muss dann da getroffen werden, wo es am meisten wehtut, im Geldbeutel. Ich bin mir sicher, wer das erste Mal 50 Euro für einen Schnupfen bezahlt hat, wird sich zweimal überlegen, ob er nicht doch lieber das kostenfreie Angebot nebenan in Anspruch nimmt.
Denn was für den Patienten bequem ist, ist für das System und vor allem für die, die in dem System arbeiten, eine Belastung. Ich werde nie das Bild vergessen, das sich mir bot, als ich mal zwecks stationärer Aufnahme in der Notaufnahme saß. Eine Mutter mit ihrer 14-jährigen Tochter wartete gerade mal zehn Minuten, als sie aufsprang und sich bei einer Pflegerin lautstark beschwerte, wann sich endlich mal jemand um die Ohrenschmerzen ihrer Tochter kümmern würde. Das Groteske war: Die Pflegerin stand gerade am Bett eines an sechs piepsenden Maschinen angeschlossenen Mannes, der frisch eingeliefert wurde. Ein echter Notfall. Für den sollte Zeit sein in der Notaufnahme. Wer das trotz mehrerer Hinweise nicht verstehen will, muss bestraft werden.