Weiss

Dreckiges Vergnügen

Auf einem Schiff über die Meere schippern, sich am Buffet vollfuttern und ab und an ein Tagesausflug, so sieht für viele Menschen ein Traumurlaub aus. Die Buchungszahlen der Reedereien sind gigantisch. Doch es gibt auch viele Kritiker, die Kreuzfahrten vor allem aus Umweltaspekten verbieten wollen. Unsere Autoren führen ein Streitgespräch

15.06.2018 | 15.06.2018, 20:00
Oliver Herold. - © Wolfgang Rudolf
Oliver Herold. | © Wolfgang Rudolf

Man darf sich vom luxuriösen Schein nicht blenden lassen: Eine Kreuzfahrt ist nicht lustig oder schön, eine Kreuzfahrt ist schmutzig. Und zwar in vielerlei Hinsicht. Man kann von einer Teilnahme nur abraten, noch besser wäre es, diese mittlerweile gigantischen Kähne komplett zu verbieten!

Bis zu 6.000 Passagiere haben auf modernen Schiffen Platz. Um diese zu versorgen und zu bedienen, sind zusätzlich mehr als 2.000 Angestellte an Bord, und zwar überwiegend aus Billiglohnländern, denn für Otto-Normalverbraucher soll die Reise ja erschwinglich sein.

Deswegen fahren die meisten Anbieter auch gleich unter der Flagge von Malta oder Liberia, nicht nur, um lange Arbeitszeiten und niedrige Löhne durchzusetzen, sondern auch, um Millionen Euro Steuern zu sparen.

Und dann der Umweltaspekt: Die Schiffe werden zwar im Hafen mit Diesel angetrieben, auf hoher See jedoch mit Schweröl. Jedes verbraucht etwa 150 Tonnen täglich. Schweröl, ein Abfallprodukt der Petrochemie, enthält 3.500 mal mehr Schwefel als für Pkw erlaubt ist. Wie der Naturschutzbund (Nabu) ausgerechnet hat, stößt eine Kreuzfahrt so viele Schadstoffe aus wie fünf Millionen Pkw auf gleicher Strecke.

Doch auch für die Gesundheit an Bord ist eine Kreuzfahrt nicht zuträglich: Wie Messungen belegen, atmen die Passagiere statt einer Brise frischer Seeluft in hohem Maße Krebs erregende Rußpartikel ein. Der Feinstaub lässt grüßen!

Wem das noch nicht bitter genug aufstößt, stelle sich einmal die Horden von Touristen vor, die für einen Kurzaufenthalt in die Hafenstädte geschwemmt werden, nachdem eine dieser schwimmenden Städte geankert hat. An gemütliches Sightseeing oder an die Entdeckung kulinarischer Genüsse ist da kaum zu denken.

Wer sich nun trotz allem für eine Kreuzfahrt entscheidet, muss das mit seinem Gewissen vereinbaren. Er soll aber nicht sagen, er hätte von nichts gewusst.