Als Schiedsrichter Felix Zwayer kurz vor Schluss des DFB-Pokalfinals am Samstag dem FC Bayern einen Elfmeter verwehrte, hat sich der Videobeweis ad absurdum geführt. So argumentieren die meisten Experten und Fans, die einen deutlichen Strafstoß gesehen hatten. Aber haben sie recht? Ist der Videobeweis ein Flop? Unsere Autoren streiten
Ein Jahr lang nun hatte der gemeine Fußballfreund Zeit, sich an den Videobeweis in der Fußball-Bundesliga zu gewöhnen. Ob er das hat, ist fraglich. Der geäußerte Wunsch, den Fußball fairer zu machen und weniger über Entscheidungen des Schiedsrichters zu diskutieren, wurde nicht erfüllt. Jeden Sonntagmorgen in den Talkrunden Deutschlands, ob am Tresen oder im Fernsehstudio, wird über den Sinn und Unsinn des technischen Hilfsmittels diskutiert. Die Fans sollen weiter diskutieren, das hat immer den Sport im Allgemeinen und den Fußball im Speziellen ausgemacht. Gerne über das Geschehen auf dem Platz, über den schlechten Schiedsrichter oder über die Schwalbe des Stürmers. Und nicht über die Frage: „Hätte der Schiedsrichter da nicht eingreifen müssen?"
Gerade auf dem Spielfeld ist der Videobeweis ein Ärgernis. Unmittelbar nach einem Tor rennen Spieler auf den Unparteiischen los und fordern die Kontrolle durch das technische Hilfsmittel. Nervig. Mindestens genauso nervig wie das Warten auf eine Entscheidung. Torschützen und Fans werden ihrer emotionalsten Momente im Spiel beraubt. Doch dann dürfen sie sich womöglich noch einmal freuen, weil das Tor ja doch zählt. Doppelte Freude also? Von wegen. Künstliche Freude.
Die Frage, die sich während dieser Saison immer wieder stellte: Was sind klare Fehlentscheidungen, für die unterbrochen werden soll? Trotz der Häufigkeit des Einsetzens des Videobeweises fällt eine Antwort schwer. In dem einen Fall wurde er zu Rate gezogen, in einer identisch anderen Situation nicht. Da kann man sich als Verein, Fan und Spieler nur veräppelt vorkommen.
Im Fußball gibt es nun einmal Grauzonen. Letztendlich gleicht sich in einer Saison ohnehin alles aus. Und wenn jemand keinen Erfolg hat, dann liegt es – wenn wir genau darüber nachdenken – nicht an den Entscheidungen des Schiedsrichters. Daher ist eine Abschaffung des Videobeweises in der derzeitigen Form dringend notwendig.