Weiss

Zurück zum Genuss!

Suchtexperten fordern schon lange, dass die Preise für Bier, Wein und Schnaps drastisch anziehen sollen, um Menschenleben zu schützen. Laut verschiedener Studien trinken wir Deutschen viel zu viel. Aber sind höhere Preise wirklich gerechtfertigt? Oder darf nicht jeder selbst entscheiden, wie er mit Alkohol umgeht? Unsere Autoren streiten

Felix Eisele
18.05.2018 | 18.05.2018, 20:00
Felix Eisele. - © Sarah Jonek
Felix Eisele. | © Sarah Jonek

Zehn Liter reinen Alkohol konsumiert der Deutsche mittlerweile pro Jahr. Mit anderen Worten: Einen bis zum Rand gefüllten Putzeimer. Und das ist nur der Durchschnitt. Rechnet man die zahlreichen Abstinenzler aus den Zahlen raus, dürfte der Otto-Normal-Säufer im Land der dichten Trinker auf gleich mehrere Eimer kommen. Mit Verlaub: Mit Genuss haben derlei Zahlen rein gar nichts mehr dazu.

Dabei geht es doch gerade darum. Alkohol ist und bleibt ein Genussmittel und zählt nicht ohne Grund zu den „weichen Drogen". Wobei das Zusammenspiel dieser beiden Vokabeln in der Debatte um höhere Preise wichtiger denn je erscheint: Erstere nämlich sichert die Freiheit eines jeden Bürgers, zu trinken – weswegen hier auch niemand von Verboten oder einer Prohibition spricht. Zweitere hingegen verdeutlich die Suchtgefahr samt verbundener Risiken, die von Alkoholika ausgehen. Und die ist angesichts zunehmender Fälle von Abhängigkeit momentan höher denn je.

All das zeigt vor allem eines: Eine Vielzahl von uns macht sich längst nicht mehr bewusst, was da eigentlich konsumiert wird. Das gilt für ganz unterschiedliche Bereiche, etwa für Fressalien aus dem Chemie-Labor oder Plastik-Fleisch aus Massentierhaltung. Oder eben für Genussmittel. Solange das Zeug billig ist, gibt es keinen Grund, mal Verzicht zu üben. Und wenn man sich mit ’nem Fünfer im Discounter schon so richtig aus dem Leben schießen kann, dann tut man es eben auch mal häufiger. Die Gefahr einer Regelmäßigkeit ist so doch allzu offensichtlich.

Höchste Zeit also, dass jetzt mal Vater Staat an der Reihe ist, einen kräftigen Schluck aus der Pulle zu nehmen und Alkoholika endlich verteuert. Alleine schon, um die Hemmschwelle zu erhöhen und das flüssige Glück zu etwas Besonderem zu machen, auf das man sich freuen kann. Das mag man zwar als Bevormundung empfinden. Im Sinne einer gesunden Gesellschaft aber ist genau das letztlich auch die Aufgabe einer Regierung.