Es ist das Thema, das die Fans am letzten Spieltag umtreibt: Muss der HSV erstmals seit Gründung der Bundesliga absteigen? Unwahrscheinlich ist das nicht, schließlich müssen die Hamburger gewinnen und Wolfsburg darf nicht punkten. Viele Fans gönnen dem HSV den Abstieg. Einer unserer Autoren nicht. Wodurch ein heftiger Streit entbrannt ist
Wenn der letzte Spieltag der Bundesliga angepfiffen wird, gehöre ich zur Mehrheit derer, die es nicht erwarten können, dass der Dino absteigt. Und es hat Gründe, dass sich dafür sogar in Bielefeld eine solche Mehrheit finden lassen dürfte, auch wenn Arminia mit den Rauten eine Fanfreundschaft unterhält.
Grund eins: die sportliche Orientierungslosigkeit. Seit Jahren irrlichtern die Nordlichter durch die Saisons und über die Plätze der Liga, spielen einen Fußball, der sich kaum einmal konstant beschreiben lässt (außer mit mangelhaft). Trainer werden im Schnitt nach etwas mehr als einem Jahr entlassen, da bleibt zugegeben auch nicht viel Zeit, um ein fußballerisches Konzept zu etablieren. Meist gilt die Devise: Bloß nicht absteigen. Wie, ist egal. Der Dino darf nicht sterben, die Uhr muss doch weiterlaufen. Wenn das die Motivation ist, kann ich fast verstehen, warum der HSV spielt, wie er spielt.
Grund zwei: das katastrophale Finanzgebahren. Wenn mich als Bielefelder schon genervt hat, was der DSC wegen seines monetären Missmanagements von Stadt und Investoren an Geldern bekommen hat, dann kann ich nur mit den Ohren schlackern, wenn ich höre, dass der HSV auf über 100 Millionen Euro Schulden sitzen soll. Trotzdem wurden in den vergangenen 17 Jahren 16 Trainer entlassen, die letzten bekommen noch bis 2019 Geld. Leistungsunwillige „Leistungsträger" wie Lewis Holtby streichen laut „Football Leaks" 300.000 Euro Grundgehalt ein. Im Monat! Wofür? Tja. Das alles bezuschussen die Stadt und der ewig mit dem Abzug aller Mittel kokettierende Investor Kühne mit zig weiteren Millionen – und trotzdem lurcht der Dino ständig im Urzeitschlamm der Abstiegszone herum.
Das klingt so sachlich aufgeschrieben viel zu emotionslos für die Tatsache, dass ich es keinem anderen Verein mehr wünsche, heute abzusteigen. Außer dem VfL Wolfsburg. Zum Glück wird es wohl beide erwischen. Dann spart die Stadt wenigstens den Strom für die Uhr.