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Abschalten geht anders

Mal eben mit dem Flieger nach Barcelona, mit dem Auto für ein Wochenende nach Amsterdam oder mit dem Zug für ein wenig Kultur nach Paris – Städtetrips liegen nach wie vor voll im Trend. Aber sind die Kurzreisen in die Metropolen Europas eigentlich völlig unkritisch zu sehen? Unsere Autoren sind da sehr unterschiedlicher Meinung

27.04.2018 | 27.04.2018, 20:00
Magnus Horn. - © Blickensdorf
Magnus Horn. | © Blickensdorf

Urlaub. Das tut gut. Da kann man abschalten und den Alltagsstress vergessen. Zumindest wenn man nicht auf die Idee kommt, einen Städtetrip zu machen. Um eine Klein-, Mittel- oder auch Großstadt zu erkunden, nimmt man sich in der Regel eine Woche Urlaub. Klar, reicht ja auch. So denkt man. Doch zu welchem Preis?

Dem Preis, dass man eben genau nicht vom Alltag abschaltet, sondern ständig auf Achse ist. Die Zeit wird irgendwann doch knapp, weil einen permanent das Gefühl beschleicht, alles, ja wirklich alles, sehen zu müssen. Und damit man bei der nächsten Familienfeier auch gut die Fragen von Mutti, Vati, Oma, Opa oder Tante ,Wart ihr da? Habt ihr dies und jenes gesehen? Habt ihr das gemacht, was wir euch empfohlen haben?’ beantworten kann. Und so hat man vielleicht alles, was man sich vorgenommen hat, gesehen. Wirklich erkundet hat man aber die wenigsten Sachen und ist am Ende des Trips womöglich noch enttäuscht, weil man sich auf interessante Orte oder Sehenswürdigkeiten gar nicht richtig einlassen konnte und abends stets einfach nur erschöpft ins Bett gefallen ist.

Und falls es tagsüber doch trotz Freizeitstress und Sehenswürdigkeiten-Marathon einer Pause bedarf, so geht man in das nächste Café – dem 347sten seiner Art, das aber, weil es ja in einer anderen Stadt ist, ganz besonders ist.

Letztendlich sind aber die meisten Städte gleich. Das echte, für sich selbst perfekte Urlaubsland kann man nicht kennenlernen, wenn man durch Straßen von A nach B hetzt und sich zwischendurch in ein Café setzt, das es zu Hause auch gibt. Ein Land ist mehr als nur seine Städte. Richtig abschalten kann man dort ohnehin nicht. Also: raus in die Natur, in Regionen, die nicht jeder kennt. Wo man frei sein kann. Vielleicht sogar mal kein Netz hat und nicht den Drang hat, das nächste Bild im Internet zu posten. Das ist Urlaub. Der Stress kommt früh genug zurück.