Weiss

Mehr Freiheit ohne

Mit den Daten des weltweit größten sozialen Netzwerks wird Schindluder getrieben. Sie werden unter anderem für Wahlkämpfe missbraucht. So soll etwa Donald Trump von einer Kampagne bei Facebook profitiert haben. Kann man dem Netzwerk noch trauen? Oder ist es Zeit, sein Profil bei der Datenkrake zu löschen? Unsere Autoren streiten

Julia Fahl
30.03.2018 | 30.03.2018, 20:00
Julia Gesemann. - © Oliver Krato
Julia Gesemann. | © Oliver Krato

Ich weiß nicht, ob unsere Beziehung noch zu retten ist. Auf jeden Fall hat sie tiefe Risse bekommen. Dabei hat sie seit acht Jahren Höhen und Tiefen überstanden. Aber nun? Nun gibt es ernste Gründe, sich von Facebook zu trennen: Der Skandal um Cambridge Analytica hat erneut verdeutlicht, dass das soziale Netzwerk eine Macht erlangt hat, die gefährlich ist. Die sogar unsere Demokratien gefährden kann.

Denn niemand kontrolliert die Macht von Zuckerbergs Firma. Stattdessen kontrolliert Facebook seine User, indem unablässig deren Daten gesammelt und für kommerzielle Zwecke genutzt werden. Zwei Milliarden Menschen sind es, die sich einer einzigen Firma ausgeliefert haben. Ja, Facebook führt diese Menschen zusammen – gleichzeitig spaltet es aber auch die Gesellschaft. Fakten zählen nur noch wenig, umso mehr aber die Gefühle – vor allem Wut und Angst. Die Hasskommentare der Wutbürger nerven! Und bieten mir keinen Mehrwert.

Natürlich ist es nett, zu erfahren, wie es der Freundin geht. Oder sich Videos anzuschauen. Oder Facebook als Nachrichtenfeed zu nutzen. Jetzt kommt der Clou: Für diese drei Dinge brauche ich Facebook gar nicht! Meine Freundin kann ich anrufen und treffen. Videos gibt es auch auf Youtube, Nachrichten auf den Internetseiten der Medienhäuser. Es ist eine Flut von Belanglosigkeiten, die uns tagtäglich überschwemmt – und uns einfach viel zu viel unserer Zeit stiehlt.

Was also tun? Das Profil löschen, um dem Daten-Kleptomanen zu entkommen? Beruflich bin ich immer noch darauf angewiesen. Und die digitale Enthaltsamkeit kann auch nicht die Lösung sein, zumal ja noch viele andere Plattformen und Apps Daten sammeln. Ein persönlicher Boykott hilft da nicht weiter. Nur wenn sich Massen zusammenschließen, können diese Druck auf Facebook ausüben. Bis dahin sollte jeder vorsichtig mit Daten umgehen. Die Facebook-App auf dem Smartphone habe ich schon gelöscht – sehr befreiend! Und ich prüfe immer genau, was ich like oder poste. Das Löschen aber ist der letzte Schritt.


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