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Zum Leben genau richtig

Statistiken lügen nicht, heißt es landläufig. Wenn wir uns unsere Heimatregion statistisch ansehen, fällt auf, dass Ostwestfalen immer und immer wieder im Mittelfeld landet. Aber sind wir hier im Norden Nordrhein-Westfalens wirklich so ein biederer Fleck? Ist nicht alles viel besser? Oder doch weitaus schlimmer? Unsere beiden Autoren diskutieren

Martin Fröhlich
03.03.2017 | 03.03.2017, 20:00
Martin Fröhlich - © NW
Martin Fröhlich | © NW

In einer ostwestfälischen Kleinstadt gibt es folgenden Satz, den junge Leute immer wieder gern zitieren: Das Beste hier ist der Bahnhof. Wenn dann jemand den Fehler macht zu fragen warum, wird man um diese Erkenntnis reicher: Da kommt man am schnellsten hier weg.

Also bitte! Nun mal langsam. Ich glaube, dass viele hier in OWL gar nicht begreifen, was sie an ihrer Region haben. Doch, doch, das meine ich ernst über die vermeintlich graue Maus in NRW. In der Redaktion gilt folgende Faustregel: Wenn wir über ein Problemthema im Land schreiben: In OWL ist sowieso alles nicht so schlimm. Sei es Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Überalterung, Wohnungsnot und so weiter. Was den Journalisten frustriert, ist in Wahrheit eine wundervolle Botschaft. Ja, hier sind die meisten Probleme kleiner als anderswo. Ist das schlecht? Wohl kaum! Es deutet vielmehr auf etwas hin, das in vielen Orten der Region nicht zu leugnen ist: die Lebensqualität zwischen Versmold und Hermannsdenkmal, zwischen Rahden und Büren stimmt. Die Region ist landschaftlich reizvoll, hat tolle Altstädte, jede Menge Kultur und Geschichte, Sport und Wirtschaft. Natürlich haben wir hier keine Weltstadt, kein Meer, kein Hochgebirge, keinen Eiffelturm und keinen Big Ben. Na und?! Der Reiz dieser Schauplätze ist der, einmal im Jahr dort Urlaub zu machen. Leben Sie mal da. In dem Lärm und der Rastlosigkeit der Großstadt, in der kargen Landschaft des Gebirges, im rauen Wetter und der Einsamkeit an der Küste. Bestreiten Sie mal dort Ihr Alltagsleben. Sie werden mit Sicherheit ziemlich schnell zu dem Schluss kommen, dass eine Otto-Normal-Region dafür deutlich besser geeignet ist.

Ich sehe das so: Das Einzige, was in OWL wirklich unterirdisch schlecht ist, ist die Bezeichnung. OWL, BWL, VWL oder was? Nein, wir finden jetzt noch einen klangvollen Namen und dann ist alles gut. Glauben Sie das ruhig einem, der als „Zug’reister" hierher gekommen ist. Ganz freiwillig.


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